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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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Bar.
    Auf dem Boden lag ein totes, verwesendes Revuegirl im Paillettenkleid mit rosa Straußenfedern, anstelle ihres Kopfes nur ein breiiges Chaos.
    Rye trat über den Leichnam hinweg und ging auf fünf Männer zu, die rings um einen Blackjack-Tisch saßen. Sie trugen zerfetzte, blutverschmierte Abendanzüge, einer von ihnen war bereits so weit hinüber, dass er praktisch nur noch aus einer zerlaufenen Metallsäule bestand. Er war zusammengeschmolzen und erstarrt und würde sich ganz offensichtlich nie mehr von seinem Platz erheben. Der Croupier war in sich zusammengesunken, so, als sei er eingeschlafen. Sein Kopf war mit dem Tisch verschmolzen. Die Übrigen hatten sich die Bewegungsfähigkeit ihrer Arme erhalten. Spielkarten und Chips lagen verstreut auf dem grünen Filz. Der am wenigsten Unmenschliche aus der Gruppe, ein Passagier, dem noch eine Gesichtshälfte geblieben war, fungierte als Kartengeber.
    »Ah«, meinte er. »Frisches Blut.«
    Rye nahm am Tisch Platz.
    »Sie sind bereit, Ihr Geld zu verspielen?«, erkundigte sich der Geber, während er die Karten mischte.
    »Es tut gut, mal wieder eine normale Stimme zu hören.«

    »Diese Geschichte, diese Infektion, scheint die Menschen auf unterschiedliche Art zu befallen, wie Sie offensichtlich schon herausgefunden haben. Manche sterben auf der Stelle, keine Ahnung, warum. Ein Biss, und sie verlieren das Bewusstsein. Muss so ähnlich sein wie eine Erdnussallergie. Aber manchmal, wenn Sie Pech haben, befällt sie nur ihren Körper und nicht den Verstand. Sie gehören nicht zu den Passagieren, habe ich recht? Ich glaube nicht, dass ich Sie schon einmal gesehen habe.«
    »Ich bin von einer Ölraffinerie ganz in der Nähe.«
    »Ist das Schiff auf Grund gelaufen?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, was derzeit in der Welt da draußen vor sich geht?«
    »Nein«, sagte Rye. »Keinen Schimmer. Sie vielleicht?«
    »Nein, nichts, nur Gerüchte. Wir sind wochenlang auf der Suche nach einem Hafen im Kreis herumgefahren. Dann kam es zu diesem Ausbruch, offenbar hatten wir es schon die ganze Zeit mitgeschleppt, ein Mannschaftsmitglied, das sich infiziert hatte und die Krankheit vor seinen Kollegen geheim gehalten hat. Wer weiß? Wen kümmert’s? Jetzt sitzen wir hier und warten auf das Ende. All die Feiglinge, diejenigen, die zu feige waren, sich die Kehle durchzuschneiden oder über Bord zu springen, sind zum Weiterleben verdammt.« Der Geber mischte die Karten. »Schon mal Blackjack gespielt?«, fragte er.
    »Scheint mir eine prima Gelegenheit, es zu lernen.«
     
    Während ihrer Zeit auf einer Krebsstation hatte Rye Männer und Frauen leiden und sterben sehen. Die meisten akzeptierten mit stoischer Resignation, dass ihr Leben sich dem Ende zuneigte, es gab Kinder, die dem Tod
ganz ruhig ins Auge sahen, obwohl sie noch nicht einmal gelebt hatten, und die scherzten, während man sie in den OP-Saal schob, die scherzten, während sie die Chemotherapie über sich ergehen ließen oder man sie mit Strahlen bombardierte.
    Rye war sich ihrer Feigheit bewusst. Sie sehnte den Tod herbei, aber schnell und schmerzlos musste er sein. Auf der Krankenstation hatte sie Skalpelle auf dem Boden herumliegen sehen. Sie hätte sich eine Klinge ins Auge stechen und bis ins Gehirn bohren sollen, hatte sich aber nicht überwinden können. Sie wollte einen unkomplizierten Abgang, ein Hinübergleiten in die Nichtexistenz, so, als dämmere sie hinüber in den Schlaf.
    Rye durchstöberte das Schiff nach einer Möglichkeit, sich umzubringen.
    In einem Küchenschrank entdeckte sie Regale voller Barbecue-Utensilien. Sie stellte sich vor, wie die Küchenchefs der Hyperion einen Grillabend für die Passagiere organisierten, ihren gut betuchten Gästen Baguettes mit Schweinebraten reichten, während diese in ihren Anoraks dastanden und zuschauten, wie in der Ferne Wale Wasser spien.
    Rye spielte mit dem Gedanken, die Propangasventile aufzudrehen und ein Streichholz anzureißen, hatte jedoch zu große Angst, den Plan auch in die Tat umzusetzen. Was, wenn sie gar nicht ums Leben kam? Der von ein paar Tanks ausgelöste Feuerball würde rasch in sich zusammenfallen. Womöglich behielte sie Verbrennungen dritten Grades zurück und läge bewegungsunfähig in einem Delirium aus Schmerzen da. Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass jemand im fortgeschrittenen Stadium der Infektion nur schwer umzubringen war. Womöglich würde sich ihr Todeskampf über Tage hinziehen.

    Sie fand ein Stück Verlängerungsschnur, das jedoch zu

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