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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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dort Medikamente und Verbandszeug. Ohne das wird Gus sterben.«
    »Also, weshalb bist du auf die Insel zurückgekommen? Schön, sie haben die Städte bombardiert. Aber es gibt jede Menge anderer Orte, wo du hättest hingehen können, jede Menge Wildnis. Wieso ausgerechnet hierher? Dieser Ort bedeutet den sicheren Tod.«
    »Mir gefällt es hier. Wirklich.«
    »Die Königin der Verdammten, gütiger Himmel. Dieser Gulag hat dich um den letzten Funken Verstand gebracht.«
    Nail blickte hoch in einen Luftschacht, riesige Turbinenlamellen, von denen der Rost herabrieselte. »Ich wette, sie hatten geplant, ganze Armeen hier unten zu stationieren.«

     
    »Das hier ist mein kleines Lager«, sagte Nikki.
    Sie standen im Büro des Anlagenmanagers; ein Schreibtisch mit Ledersessel, eine verblichene Sowjetfahne sowie eine kleine Gipsbüste Lenins. Dazu ein Wandgemälde von Traktorfahrern und Erntearbeitern eines Kombinats inmitten eines goldenen Weizenfelds. Ihr Blick war auf einen Lenin gerichtet, der sich einer aufgehenden Sonne gleich strahlend über dem Horizont erhob.
    Nail betrachtete eine Fotografie an der Wand. »Breschnew, Anfang der Achtziger.«
    Der Schreibtisch war übersät mit leeren Konservendosen.
    »Wie gesagt, ich fürchte, ich hab sie alle aufgegessen.«
    Nail wühlte in den Packpapierchen und Konservendosen und förderte einen Müsliriegel zutage.
    »He«, sagte Nikki. »Wie konnte ich den nur übersehen?«
    Nail teilte den Riegel in zwei Hälften.
    »Und was ist mit Gus?«, fragte Nikki. »Bekommt er etwa nichts ab?«
    Ohne zu antworten, stopfte sich Nail den Riegel in den Mund. Als ein paar Krümel herunterfielen, pickte er sie sorgfältig wieder auf und verspeiste sie.
     
    Sie stießen auf einige russische Lastwagen sowie einen Bulldozer, die man in einer Höhle abgestellt hatte, wo sie ganz langsam verrosteten. Im Führerhaus fand Nikki eine Ausgabe des Hustler . Sie stopfte sie in ihre Jackentasche.
    »Zum Feueranzünden?«
    »Toilettenpapier.«
    »Vielleicht gibt es in den Tanks noch etwas Benzin«, sagte Nail.
    Nikki versetzte einem an der Rückwand der Fahrerkabine
angenieteten Treibstofftank einen Fußtritt. Es klang wie ein dumpfer Gongschlag: leer.
    »Was ist mit Waffen?«, fragte Nail. »Hast du irgendwelche Waffen gefunden, ein paar alte AKs, die hier herumlagen?«
    »Nein. Nachgesehen habe ich, aber hier gibt es nichts.«
    Zusammengeknüllt auf dem Sitz des Bulldozers lag eine Lederjacke. Nikki durchsuchte die Taschen, dann sagte sie: »Gib mir mal dein Messer.« Sie schnitt einen schmalen Lederstreifen ab und faltete ihn sich wie einen Kaugummistreifen in den Mund. Für Nail schnitt sie ebenfalls ein Stück ab.
    »Nur zu. Kau darauf herum, es wird deinem Magen etwas vorgaukeln und das quälende Hungergefühl ein wenig dämpfen.«
    »Auf Dauer ist das keine Lösung.«
    »Aber wir gewinnen etwas Zeit.«
     
    Die Arme voll Brennholz kehrten sie zum Bunkereingang zurück. Sie ließen das Holz auf den Boden fallen und legten es ins Feuer nach.
    »Hast du mich schon vermisst?«, fragte Nail.
    »Fick dich ins Knie.« Gus hatte ein Lächeln auf den Lippen und zitterte am ganzen Körper.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ich muss zurück auf die Rampart, sonst bin ich ein toter Mann. Dort gibt es Morphium und Antibiotika.«
    Nail ließ es sich durch den Kopf gehen. Ob ihn Jane beim Versuch, an Bord der Rampart zu gelangen, wohl erschießen würde? Vermutlich.
    »Der Vorrat dort an medizinischem Bedarfsmaterial war schon ziemlich aufgebraucht«, sagte Nail. »Es gibt keine Garantie, dass man dir dort helfen kann.«

    »Aber wenigstens gibt es dort etwas Warmes zu essen und Wasser. Ich will nicht auf diesem Betonboden in meiner eigenen Scheiße krepieren. Ich will es warm und sauber haben, ich will in einem Bett sterben.«
    Nikki schleppte eines der Schneemobile vor die Eingangstür des Bunkers, stellte sich auf den Sattel und hackte auf das Eis ein, das sich über dem oberen Rand des Türrahmens gebildet hatte. Sie warf Nail und Gus je einen Eiszapfen zu, um daran zu lutschen.
    »Also«, sagte Nail. »Der Duke von Amberly, was hatte es damit eigentlich auf sich?«
    »Amberly, in West Country, das ist ein hübsches Dorf, am Hang gelegen. Dorthin werde ich gehen, wenn ich wieder nach Hause komme.«
    »Ach, ja?«
    »Jeder hat sein eigenes Himmelreich, und meins ist eben Amberly.«
    »Alles klar.«
    »Es gibt da ein Haus, ganz am Ende eines langen Feldwegs, ich hab es mal durch die Bäume schimmern sehen.

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