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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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korrigierte die Brennweite. Pilzartige Rauchwolken hingen über jeder Ankertrossenkupplung.
    Die dritte Trosse hing durch. Einen Moment darauf löste sich der Sicherungsstift aus der Kupplung, die Trosse fiel herab und durchbrach die Eisfläche, eine mächtige Fontäne aus Meerwasser spritzte gen Himmel.
    »Gar nicht mal dumm«, sagte Alan. »Begreifst du, was sie vorhaben?«
    »Mein Gott«, sagte Nikki. »Sie wollen die Bohrinsel flottmachen.«

    »Genau.«
    »Wird es funktionieren?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Sie sind hartnäckig. Trotz allem geben sie niemals auf.«
    »Sie dürfen die Insel auf keinen Fall verlassen. Das ist dir doch klar, oder? Sie gehören hierher, zu uns.«
     
    Ghost tauschte die Aufzugsicherung aus, dann fuhren er und Jane mit dem Aufzug hinunter auf das Eis. Jane lief ein paar Schritte auf die polare Eisschicht hinaus, umkreiste die gewaltige Wand aus Stahl.
    »Warum zum Teufel rührt sich das Ding nicht von der Stelle?«
    »Die Bohrinsel ist vom Eis eingeschlossen«, sagte Ghost. »Solange das arktische Schelfeis nicht schmilzt und auseinanderbricht, sitzen wir fest. Und den ersten vollen Sonnenaufgang werden wir frühestens in drei Wochen zu sehen bekommen. Danach dürfte es noch einen oder zwei Monate dauern, bis das Eis antaut und aufbricht. So lange werden unsere Lebensmittel nicht reichen.«
    »Was ist mit den Thermitgranaten? Sind davon noch welche übrig, wenigstens ein paar? Damit ließe sich das Eis in Sekundenschnelle schmelzen.«
    »Nein.«
    »Sprengstoff? Sprengladungen aus dem Bunker? Ist überhaupt noch etwas übrig? Egal, was?«
    »Nein. Nichts.«
    »Mist. Dieses Ding wiegt eine Million Tonnen. Stell dir diese ungeheure träge Masse vor und welche Wucht sie entwickeln würde. Wenn wir sie dazu bringen könnten, sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu
bewegen, würde sie von alleine weitertreiben und wäre durch nichts mehr aufzuhalten. Sie würde alles auf ihrem Weg unterpflügen.«
    Jane kauerte sich auf den Plattformaufzug, zog einen Handschuh aus und malte mit dem Finger einen Smiley auf die reifbedeckte Bodenplatte. »Wenn wir nur eine Möglichkeit hätten, ihr einen Schubs zu versetzen.«
    Ghost blickte über das Eis zum weißen Horizont. »Ich hab’s«, rief er. »Komm mit.« Er lief zum Aufzug und drückte auf AUFWÄRTS.
    »Kennst du die Kombination von Rawlins’ Safe?«, fragte er.
    »Ich hab sie in seinem Adressbuch gefunden.«
    »Geh in sein Büro und sieh im Safe nach. Dort müsste es ein paar rote Schlüssel geben, in einem Plastikbehälter. Bring sie mit ins Pumpenhaus.«
     
    Jane fand das Pumpenhaus knöcheltief in zusammengeknüllte Papierbällchen versunken. Ghost saß am Schreibtisch und wühlte sich durch Aktenordner und Mappen, blätterte Seite auf Seite um, ehe er sie zerknüllte und beiseitewarf.
    Jane hob eine Handvoll Papier vom Boden auf: System-Durchlaufpläne, Ein-Ausgabe-Grafiken, Kolbenprozessordiagramme, eine schematische Darstellung der Filtrierung von hochoktanigen Ölen.
    »Wonach suchst du eigentlich?«
    »Vor ein paar Monaten hab ich mal kurz hier gearbeitet, dabei hat mir jemand was gezeigt. Und dieses verdammte Ding versuche ich zu finden.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Es ist ein rotes Blatt Papier.«
    Jane blätterte in den Ordnern.

    »Da haben wir dich schon«, sagte Ghost und schwenkte triumphierend eine rote beschichtete Kontrollliste.
    Jane erhaschte einen flüchtigen Blick auf die Großbuchstabenfolge GEFAHR auf dem oberen Seitenrand. »Was zum Teufel ist das?«
    Ghost antwortete nicht. Er stieß sich mitsamt Schreibtischstuhl quer durch den Raum hinüber zur Steuerkonsole.
    Bei der Detonation der Sprengladungen waren die Fenster des Pumpenraums in die Brüche gegangen. Ghost wischte Glassplitter von Monitoren und Tastaturen, legte den Hebel der Trennschalter auf EIN, und schon leuchtete die Steuerkonsole auf und begann, grün zu blinken.
    Nach und nach schaltete er sämtliche Systemmarkierungen von AUS in den bernsteinfarbenen Stand-by-Modus um.
    »Gut«, sagte er. »Die Raffinationstanks sind wieder online, die Überhitzer ebenfalls und auch die Ansaugpumpen. Hast du das Kästchen gefunden?«
    »Ja.«
    »Darin müssten sich zwei Schlüssel befinden.«
    »Richtig.«
    »Sowie ein Briefumschlag.«
    Jane las die Autorisierungscodes vor, Ghost tippte sie ein. Der Bildschirm vor ihm leuchtete rot auf.
    Abschließend musste Rawlins’ Personalnummer eingegeben werden; er allein besaß eine ausreichend hohe Zugangsberechtigung

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