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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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dabei.
    »Da kommen sie.«
    Das Schlauchboot kam rasch näher. Ghost schaltete den Motor ab und warf Jane ein Tau zu. Simon lag auf dem Aluminiumboden des Bootes; Jane half, ihn herauszuziehen. Sie legten ihn auf die Trage, setzten diese auf einen Rollwagen und schoben ihn zum Lastenaufzug.
    Der Buggy für den Krankentransport stand auf der Wohnebene. Rye fuhr Simon zur Sanitätsstation, Jane und Sian folgten dem kleinen Elektromobil im Trab.
    Sie hoben Simon auf den OP-Tisch.
    »Schneidet ihm die Kleidung herunter und tragt ihn unter die Dusche«, kommandierte Rye.
    Mithilfe einer Unfallschere arbeiteten sich Jane und Sian durch Simons Kleidungsstücke. Seine Genitalien waren von der Kälte so zusammengeschrumpft, dass er wie eine Frau aussah, bis auf ein Büschel Schamhaar war dort zwischen seinen Beinen nichts zu sehen.
    Im hinteren Teil der Station gab es einen Waschraum. Sie schleppten Simon bis unter die Dusche und stellten ihn unter einen heißen Wasserstrahl.
    Rye schälte sich aus ihrem Überlebensanzug, ließ das
Unterkühlungsbad einlaufen und prüfte, ob es eine Temperatur von sechsundvierzig Grad hatte.
    »In Ordnung. Bedecken wir ihn mit Wasser.«
    Sie legten Simon in die Wanne.
    »Achtet darauf, dass seine Hände und Füße nicht mit dem Wasser in Berührung kommen.«
    Mit einer Stablampe leuchtete sie ihm in die Augen.
    »Unter idealen Umständen würde ich jetzt rektal seine Körpertemperatur messen, aber diese Entwürdigung ersparen wir ihm erst einmal.«
    »Seine Hand ist dahin.«
    »Wir werden sehen, wie sich sein Zustand entwickelt, sobald wir seinen Kreislauf stabilisiert haben. Das wird dann natürlich auch der Moment sein, wenn die Schmerzen einsetzen.«
     
    Jane war gerade dabei, über ihren einen Kilometer langen Rundkurs auf dem Deck C zu joggen, als sich Sian zu ihr gesellte.
    »Hast du schon mit Ghost gesprochen?«
    »Kurz«, sagte Jane.
    »Was hat er zu diesem Apex-Typen gesagt? Zu dem, der es nicht bis hierher geschafft hat.«
    »Er weigert sich, darüber zu sprechen.«
    Sie trabten die ungeheizten Flure entlang. Jeder Atemstoß entwickelte sich zu einer riesigen Wolke dampfenden Atems. Beide trugen sie drei Trainingsanzüge übereinander. Der Fußboden war spiegelglatt vereist, weshalb sie in Schneestiefeln mit dickem Gummiprofil liefen. Fahles Tageslicht, das schräg durch die Flurfester hereinfiel, beleuchtete ihre Strecke.
    Jane lief schnell und geschmeidig, sie hatte vier Kilo abgenommen. Sian hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten.
    Jane war zeit ihres Lebens dick gewesen, ihr Körper kaum mehr als eine schwitzende, schmerzende Last, doch mittlerweile bekam sie eine erste Ahnung davon, wie es sein könnte, kraftvoll und gelenkig zu sein.
    »Was läuft da eigentlich zwischen dir und Punch?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ihr seid beide jung, beide nicht auf den Kopf gefallen. Das passt offenbar zusammen.«
    »Ich dachte immer, Nail und Ivan wären hier das glückliche Paar. Gewichte stemmen, posieren, sich gegenseitig mit Öl einreiben …«
    »Thema geschickt abgebogen.«
    Sie beendeten die Runde und liefen sie gleich darauf noch einmal.
     
    Sian kehrte auf ihr Zimmer zurück, um zu duschen.
    Auf ihrem Rückweg in den Wohntrakt kam Jane an der Sanitätsstation vorbei. Dr. Rye war gerade dabei, Arzneimittelschachteln in eine Kiste zu packen. Jane fühlte sich verpflichtet, ihre Hilfe anzubieten.
    »Glückspillen«, sagte Rye. »Seroxat, Triptafen. An einem Ort wie diesem muss man damit rechnen, dass es zu Depressionen kommt, kei n Tageslicht, kein Ort, wo man hinkönnte. Die Nachfrage wird gewaltig sein, jetzt, da die Nacht hereinbricht.«
    »Wie geht es Simon?«
    Rye deutete in einen Nebenraum.
    »Er ist stabil und schläft. Meine Hauptsorge ist das Infektionsrisiko. Das hier ist eine Sanitätsstation, Schwerverletzte sollten bevorzugt auf dem Luftweg abtransportiert werden. Für eine Langzeitbehandlung haben wir nicht genügend Antibiotika.«
    »Stimmt.«

    »Wahrscheinlich sollte ich das besser für mich behalten, aber was soll’s. Könnte sein, dass Sie das wissen müssen. Diese Nikki, die junge Frau, die wir vom Eis gerettet haben? Sie war ziemlich aufgelöst wegen des Mannes, den sie zurückgelassen haben. Sie macht sich Vorwürfe. Eigentlich hätte ich es sein müssen und so weiter und so fort. Ich habe sie unter Anafranil gestellt, es dauert allerdings ein paar Tage, bis es zu wirken beginnt. Sie wird jemanden zum Anlehnen brauchen, jemanden, der ihr hilft, die nächsten

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