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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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gerudert.«
    »Eine Siedlung? Hier draußen?«
    »Die Hyperion war schon seit Längerem sich selbst überlassen. Unmöglich zu sagen, wo sie überall gewesen ist.«
    »Stellt euch bloß vor, welche Vorräte da unten lagern«, sagte Punch. »Kaviar, echte Eier, Champagner, und das alles unerreichbar. Ich habe nicht die Absicht, in einer dieser Präsidentensuiten abzuhängen und ganz langsam zu verhungern. Ich schlage vor, wir organisieren Stoßtrupps. Unsere Munition reicht nicht aus, um die Passagiere abzuknallen, aber wir haben genug, um sie uns vom Leib zu halten, während wir uns die Vorräte greifen.«
    »Das erklärt auch die Julietflagge«, sagte Ghost.

    »Die was?«
    »Die blau-weiße Flagge am Bug. Das ist das internationale Seezeichen für ›gefährliche Fracht, fernbleiben‹.«
    »Seht ihr diesen Monitor?« Jane saß im Kapitänssessel vor der Raytheon-Konsole. »Drehzahl, Maschinengeschwindigkeit, ich bin fast sicher, dass mit diesen Schaltern die Schrauben gesteuert werden.«
    Ghost beugte sich vor, drückte auf Knöpfe, drehte an Einstellrädern. »Sie sind nicht angeschlossen. Wenn wir mehr als ein bisschen Licht wollen, müssen wir die Turbinen anschmeißen.«
    »Ich wette, sie haben den Maschinenraum stillgelegt«, sagte Jane. »Bei der Evakuierung der unteren Decks müssen sie alles abgeschaltet haben, das ist die übliche Vorgehensweise, das, was man normalerweise bei einer Brandschutzübung macht. Jemand wird dort hinuntergehen und alles wieder einschalten müssen.«
    »Verdammt.«
    Jane führte Ghost und Punch in den Kartenraum. An der Wand hing ein schematischer Aufriss der Hyperion , Deck für Deck.
    »Auf dem obersten Deck können wir uns frei bewegen, aber der Maschinenraum liegt neun Ebenen unter uns.«
    »Dreitausend Passagiere schätzt du?«
    »Auf einem Dampfer dieser Größe bestimmt. Wenn das Schiff an der Auslastungsgrenze gefahren ist, dürften sich dort unten zwei- bis dreitausend Infizierte befinden.«
    »Dann werden wir sehr schnell vorgehen und auf unser Glück vertrauen müssen.«

18 – Infektion
    Jane machte sich daran, die Kapitänssuite zu erkunden. Sie setzte sich an seinen Schreibtisch und fand in einer Schreibtischschublade einen Pass: Dougie Campbell, britischer Staatsbürger, achtundfünfzig Jahre alt.
    Auf der Schreibunterlage lag ein Briefumschlag, ein dickes Bündel handschriftlich verfasster Notizen, teils Brief, teils Tagebuch. Campbell hatte sein halbes Leben auf See verbracht und seiner Frau jeden Abend geschrieben.
    Bordtratsch. Die meisten Besatzungsmitglieder waren Osteuropäer, die auf Trinkgeldbasis arbeiteten, Rumänen und Polen. Die Rumänen konnten die Polen nicht ausstehen, immer wieder mussten die Offiziere Streits schlichten.
    Jane blätterte durch die Seiten, überflog Belanglosigkeiten, suchte nach dem entscheidenden Moment, da die Situation plötzlich umgeschlagen war.
    Sie lehnte sich im Sessel zurück und legte ihre Füße auf den Schreibtisch.
     
    Zwei Wochen nach Beginn der Arktis-Kreuzfahrt hatte das Schiff in Trondheim festgemacht. Man nahm frische Vorräte an Bord sowie einige neue Kellner.
    Dritter Tag auf See: ein Zwischenfall in der Küche. Einer der neuen Kellner lief Amok. Er hatte sich mit
einem Hackmesser geschnitten, war anschließend auf zwei Tellerwäscher losgegangen. Es kam zu tiefen Schnittwunden und Bissverletzungen. Der Kellner wurde in Gewahrsam genommen und auf der Krankenstation eingesperrt.
    Gott sei Dank ist keiner der Passagiere zu Schaden gekommen.
    Ein paar Abende später traf sich eine Gruppe von Passagieren an Deck, um sich die Nordlichter anzusehen. Dabei sahen sie ein Stück entfernt, am Ende der Promenade, eine Gestalt über die Reling klettern und ins Meer springen. Besagte Gestalt trug eine weiße Kochuniform und schien einen schweren Feuerlöscher in den Armen zu halten, der offenbar das Untergehen erleichtern sollte.
    Passagiere warfen Rettungsringe ins Meer und lösten den Alarm aus. Nachdem das Schiff augenblicklich gestoppt hatte, richtete die Besatzung Suchscheinwerfer aufs Meer. Von dem Mann keine Spur.
    Über Funk erbat sich der Kapitän medizinischen Rat. Vier Besatzungsmitglieder und zwei Passagiere waren in die Krankenstation eingewiesen worden, um dort behandelt zu werden. Sie befanden sich in einem Zustand des Deliriums, mussten festgeschnallt werden und bluteten aus Augen und Ohren.
    Vertreter von Baltic Shipping wiesen den Kapitän an, sämtliche Quarantänemaßnahmen in Kraft zu setzen, das

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