Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Entwicklung der glagolitischen Schrift und die Übersetzung der liturgischen Texte durch Kyrill vor 862 gehörte dazu.
Der eigentliche Urheber der kyrillischen Schrift ist nicht bekannt, man vermutet einen Schüler des Kyrill; Kyrill von Thessaloniki (826–869) war aber so bedeutend, dass die Schrift nach ihm benannt wurde, auch wenn sie eine ganz andere war als jene älteste slawische Schrift, die Glagoliza. Das Kyrillische ist nämlich aus Großbuchstaben des griechischen Alphabets entwickelt worden, mit einigen Anleihen aus der Glagoliza. Deswegen ist sie der griechischen auch viel ähnlicher.
ca. 900
K IEWER RUS Kiew in der heutigen Ukraine gilt als Mutter aller russischen Städte. Hier ergriffen die Waräger die Herrschaftsinitiative und vereinten Kiew mit Nowgorod im Norden – auch wenn es in der Nestorchronik, der russischen Staatsgründungslegende, in bewegenden Szenen umgekehrt dargestellt wird. Demzufolge reiste ein Regent aus Nowgorod mit einem kleinen Waräger-Prinzen den Dnjpr hinab bis Smolensk und präsentierte den Jungen dort auf Kiewer Gebiet dem Volk als neuen Fürsten. Kiew war aber wegen seiner relativen Nähe zu Byzanz sicherlich die bedeutendere Waräger-Residenz und die Initiative ging von dort aus.
Allem Anschein nach bezeichneten die finno-ugrischen Völker, die damals am Nordrand des Baltischen Meeres bis tief ins Landesinnere siedelten, die Waräger als Rus oder Rhos . Die Waräger selbst nannten sich auch so, daher »Kiewer Rus«. Nach ihrer Bekehrung zum Christentum übernahmen sie die ostslawische Sprache, behielten aber diese Bezeichnung bei. Der neue Name ging auf die von ihnen beherrschten slawischen Stämme über. »Russen« und »Russ(land)« sind daher keine slawischen Wörter. Altrussland hatte keine Herrscher slawischen Ursprungs; die Fürsten waren alle Waräger aus der führenden Dynastie der Rurikiden, benannt nach dem Wikinger Rurik. Der letzte Rurikide regierte bis 1598; er war der Nachfolger Iwans des Schrecklichen.
988
DIE TAUFE RUSSLANDS Während der ersten Jahrzehnte ihrer Herrschaft in Kiew festigten die Waräger-Fürsten ihre Stellung. Sie griffen Byzanz immer wieder an, aber Byzanz war zu stark.
Fürst Wladimir (960–1015) regierte mit harter Hand und war ein ausgesprochener Götzendiener. Der gemeinsame Feind der Byzantiner und der »Rus« waren die auf dem Balkan mächtig gewordenen Bulgaren. Wladimir und Kaiser Basileus II. wurden nun sogar Verbündete: Wladimir sollte sich (und die Rus) taufen lassen und erhielt dafür im Gegenzug die Hand der Kaiserschwester Anna. Eine Porphyrogenneta , eine »purpurgeborene Prinzessin«, heiraten zu dürfen, war die höchste diplomatische Anerkennung, die Byzanz zu vergeben hatte. (Dem deutschen Kaiser Otto II. wurde in dieser Zeit die gleiche Ehre nicht zuteil. Er bekam nur eine Nichte – Theophanu.)
Wladimirs Taufe wurde in Kiew mit großem Pomp inszeniert, einschließlich Zerschlagen der Götzenbilder und Massentaufe im Dnjepr. Dann musste er die Zwangsbekehrung der Slawen mit Feuer und Schwert durchsetzen. Damit waren die Kiewer Rus endgültig konsolidiert.
Was danach geschah : Kiew blieb bis ins Hochmittelalter der bedeutendste Ort Russlands. Um 1125 stieg Susdal unter Fürst Jurij Dolgoruki zur neuen Vormacht auf. In einem Sumpfgebiet am Rande seines Herrschaftsgebietes ließ dieser 1156 eine Festung (russisch Kreml ) errichten. Der Fluss, der durch dieses Sumpfgebiet fließt, heißt Moskwa.
ab ca. 880
DANELAG UND NORMANDIE Seit etwa 880 waren die »Dänen« (Normannen) auch im Westen der britischen Hauptinsel dauerhaft präsent. Zeitweilig wurden sie von dem ersten bedeutenden angelsächsischen König Alfred dem Großen (ca. 848–899) beherrscht, der erstmals »ganz England« vereinigte. Mit Danelag wurde im Mittelalter das vom wikingischen Heer besetzte Nordwestengland bezeichnet. Die »Dänen« besetzten das Gebiet nicht nur militärisch, sondern besiedelten es auch. Orte mit Namen wie Derby und Selby, wovon es Hunderte gibt, oder mit Endungen wie -ton, -thorpe und -ey sind normannische Gründungen. Die letzte normannische vikingr -Gruppe, die 911 unter ihrem Anführer Rollo Frankreich heimsuchte, kehrte nicht mehr in die Heimat zurück, sondern blieb in dem Gebiet um die Seine-Mündung. Rollo konvertierte zum Christentum, unterstellte sich 911/912 formell dem karolingischen Westfrankenkönig Karl und erlangte so die Anerkennung der normannischen Eroberung; sie wurde unter seinen
Weitere Kostenlose Bücher