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Wanted

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Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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lahm, als die Türe aufging und die Morgenvisite hereinkam. Angeführt von der Tagschwester in ihrer wie unter Vakuum aufgeschrumpften Uniform, ein keckes Häubchen auf der blonden Pferdeschwanz-Frisur, Klemmbrett seitlich, doch mit beiden Armen gehalten, was eine tiefe Falte zwischen den damit sachte hochgequetschten Brüsten verursachte, und mit den Füßen am Ende langer Beine in vorne tiefer und hinten höher gelegten Clogs. »Das ergibt alles in allem eine ganz schöne Latte«, ließ meine Anwältin ihre Auflistung in einem recht akkuraten Resümee enden.
    Ein Feuerball ließ den südlichen Horizont erstrahlen.
    »War 'ne gute Idee, deine Jungs die Gleise im Osten lang zu schicken«, fand Tom-Tom, der zwischen uns ging und Falco und Virago am Zügel führte. Eine lange, rußschwarze Mauer tauchte vor uns auf. »Im Westen hättense euch aufgelauert und im Süden unten is, wie ihr seht, die Kacke am Dampfen, da hat die verdammte Jones-Bande für gesorcht.«
    Pferd und Esel scheuten, als uns der Knall erreichte.
    »So, langsam getz«, raunte Tom-Tom dann. »Ihr seid da.«
    Trommeln dröhnten, Füße stampften, Pfiffe schrillten, ein auffallend unsynchron daherkominender, rau gestimmter Chor forderte Anarchie für das Vereinigte Königreich.
    Wir stiegen ab.
    »Geschweige denn Afrikaner«, schrie eine Männerstimme, hoch, kippelig, in gefährlicher Nähe zum Jodeln.
    Wir traten an das Tor. Die schwarzen Mauern umgaben, so weit das Auge im beginnenden Licht des Morgens reichte, das ehemalige Herzstück des Canyons, die namensgebende Katanga-Mine, komplett mit Förderturm und sämtlichen Nebengebäuden.
    »Hier hausense, die Schwatten.«
    »Vor gar nicht langer Zeit sollte das eigentlich alles gesprengt werden«, meinte Toller Hund leise.
    »Jo, die Löchers hattense schon gebohrt, Dynamitstangen drin unn allett. Doch in der Nacht vorm großen Wumms ham die Schwatten die Anlage kurzerhand besetzt.«
    »Und zu ihrem Reservat erklärt.« Etwas wie Stolz schwang in Toller Hunds Stimme mit.
    »Thysson und Starski und Konsorten ham sofort die Kavallerie reingeschickt. Die ham den Laden dann geräumt, und et gab so gut wie keine Gegenwehr, da warnse schon 'n bissken baff. Doch wiese dann mal genau nachgeguckt ham .«
    ». da war das ganze Dynamit aus all den vielen Löchern, das war weg. Verschwunden.«
    »Die Kavallerie is dann ziemlich flott nach Hause.«
    »Seither leben die Brüder und Schwestern hier einigermaßen unbehelligt.«
    »So richtich scharf auf Besuch sindse allerdings irnxwie immer noch nich.«
    Vorsichtig machten wir einen ersten Schritt auf das Gelände.
    »Passt auf«, raunte Tom-Tom. »Ich stell euch vor, okay? Aber dann müsster gucken, wie ihr klarkommt. Datt wird gleich Tach. Da mussich mich vom Acker machen, raus ausse Sonne, wenner versteht.«
    Wir nickten, leicht beklommen.
    Zum Dröhnen der Trommeln sprangen Dutzende von schwarzen Gestalten um ein Feuer herum, das nicht recht brennen wollte. Sie hüpften und johlten und rammten sich gegenseitig mit den Schultern, versuchten sich gegenseitig in die zögernden Flammen zu schubsen, um die sich andere Schwarzfüße mit Pusten und Wedeln und den sonstigen, üblichen Maßnahmen bemühten. Kurze Stichflammen loderten, wo sie geistige Getränke als Brandbeschleuniger missbrauchten.
    »Ihr seid Indianer, verdammt noch mal«, beschwerte sich die hohe, kippelige Stimme, »und keine Menschen fressenden Buschmänner! Somit gehöre ich, um auch nur halbwegs im Bild zu bleiben, an einen Totempfahl gebunden und nicht -«
    Ein Geräusch wie ein wildes Knurren unterbrach Deputy Smith, der mit rotem Kopf oben aus einem riesengroßen, bauchigen Kochkessel heraussah, unter dem immer noch das unwillige Feuer vor sich hin kokelte.
    Das Geräusch kam näher. Man hatte uns entdeckt.
    Die Schwarzfüße ritten sehnige, wendige Ponys mit langen Beinen und dicken Hufen. Alle waren mattschwarz eingefärbt und gaben, wenn man sie antrieb, ein Knurren von sich, nicht unähnlich dem von Kettenhunden. Mindestens ein Dutzend dieser fies dreinblickenden schwarzen Biester kam mit flach angelegten Ohren und gebleckten Zähnen auf uns zu galoppiert, angriffslustig vorgebeugte, Waffen schwingende, rhythmisch kreischende Reiter in ihren schmalen Sätteln. Keine zehn Meter vor uns fächerten sie in zwei Gruppen auf, die begannen, uns gegenläufig zu umkreisen, was eine etwa gleich intensive Geräusch- wie Staubentwicklung ergab. Nur ein Pony scherte aus, hinein ins Zentrum des ganzen

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