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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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gut?«
    »Wer, Kit? Ja, ziemlich. Auf eine subtile Art und Weise. Teufel und Fegefeuer sind nicht so seine Sache. Er ist eher still und nachdenklich. Sollen wir hier reingehen?«, fragte ich, da ich plötzlich gerne das Thema wechseln wollte und sie so elegant ablenken konnte. Wir waren am Rand des Dorfes angekommen und standen vor einem trist wirkenden Café.
    »Ist das alles, was es hier gibt?« Sie linste skeptisch durch die geschliffene Scheibe in den deprimierend leeren Raum. Auf jedem Tisch eine einsame Nelke in einer kleinen Vase.
    »Hast du etwa erwartet, deinen in Armani gekleideten Hintern auf einen verchromten Barhocker hieven zu
können und dabei dein Bild in einem Spiegel zu bewundern, während Garçons in weißen Schürzen hin und her eilen?«
    »Ehrlich gesagt habe ich erwartet, draußen vor einem reetgedeckten Pub zu sitzen und den Kühen zuzusehen, die vorbeiziehen. Auf dem Weg zum Markt oder so.« Sie blickte sich wehmütig um. Ein Auto fuhr vorüber und raste viel zu schnell die Hauptstraße entlang. Erschreckt sprang sie vom Bordstein zurück.
    Ich lachte. »Wir sind hier in Buckinghamshire, nicht im tiefsten Devon, Maggie, viel zu nahe an London. Aber es gibt hier wirklich einen netten Pub, allerdings ist das noch ein Mordsstück zu gehen. Und wenn die Kühe hier wirklich zum Markt liefen, dann würden sie feststellen, dass der inzwischen in einen Geschenkeladen umgewandelt wurde.« Ich deutete mit dem Kopf auf die andere Straßenseite. »Da gibt es allen möglichen teuren Schnickschnack. Ich zeig’s dir gleich.«
    Am Ende kehrten wir nicht auf einen Kaffee ein, da das Etablissement von drinnen noch deprimierender war als von draußen. Die muffige Besitzerin tat denn auch wenig, um diesen Eindruck zu verbessern, und selbst die Luft wirkte abgestanden und wie aus den Achtzigern. Stattdessen kauften wir uns ein Eis aus der Kühltruhe und gingen schleckend über die Straße zu dem Geschenkeladen.
    »Unfreundliche alte Hexe«, grummelte Maggie. »Wie will sie mit solchen Umgangsformen jemals Kunden gewinnen? «
    »Wirklich.«
    »Von wegen Kunden …« Sie blieb vor dem Schaufenster des Geschenkeladens stehen. »Das ist genau der Ort, an dem Ralphie und Konsorten sich die Quasten für ihre
gerafften Vorhänge holen.« Begeistert betrachtete sie die überladene, bunte Ansammlung von Beistelltischchen, vergoldeten Tischlampen und Spiegeln. Putten und Herzen waren allgegenwärtig, und sämtliche Lampenschirme waren mit baumelnden Perlenschnüren verziert. »Hauptsache vergoldet«, schnurrte sie glücklich.
    »Manchen gefällt das«, sagte ich und war es ein wenig leid, dass Maggie offenbar darauf abzielte, das Landleben schlechtzumachen, während ich es standhaft verteidigte.
    »Aber das taugt nichts«, meckerte sie. »Das ist geschmackloses Zeug. Ich wette, die verlangen Unsummen und verdienen damit ein Schweinegeld. Himmel, der Laden ist riesig, der geht ja bis ganz da hinten, sieh nur.« Sie deutete mit der Hand die Straße hinunter, die weitläufige Schaufensterfront entlang.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es der ehemalige Viehmarkt ist. Hier hat man früher Kühe verkauft.«
    »Jetzt ist es ein verdammtes Kaufhaus. Und es ist auch noch geöffnet. Am Sonntag!«
    »Man geht mit der Zeit«, sagte ich und fügte dann rasch hinzu: »Vielleicht machen sie doch nicht so ein Schweinegeld?«
    Diese kleine Retourkutsche tat mir gut, aber Maggie war schon weitergegangen, als sie mit scharfem Blick bemerkt hatte, dass sich weiter unten eine Tür geöffnet hatte.
    »Oh, hey, da kommt eine zufriedene Kundin. Lass mal sehen, was sie gekauft hat.« Sie packte mich am Ellbogen und zerrte mich über den Gehweg. »Oohh, sieh dir nur diese abgrundhässlichen Kerzenleuchter-Lampen an!«, flüsterte Maggie mir ins Ohr. »Ich würde dafür bezahlen, sie nicht haben zu müssen!«

    Eine blonde Frau trat aus dem Laden. Sie war sehr klein und versank fast in ihrem riesigen Pelzmantel, in der Hand hielt sie ein Paar hohe, dünne Glaslampen, die mit etwas Papier umwickelt waren.
    »Reiches Managerfrauchen, was?«, murmelte Maggie. »Obwohl sie eher aussieht wie eine Pennerin. Sieh dir nur diese Turnschuhe an. Und sie trägt einen Nerz! Hattie?«
    Aber ich hatte zu viel damit zu tun, nach einem Versteck zu suchen, in das ich fliehen konnte. Ich hatte keine Zeit, auf Schuhe zu achten. Als der Pelzmantel auf mich zugerauscht kam, spürte ich, wie mein Herz anfing zu klopfen. Ich konnte mich nirgends verstecken, nirgendwo

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