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Warcraft - 2

Warcraft - 2

Titel: Warcraft - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Lord der Clans
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einmal zu bemerken, wenn jemand auf sie trat.
    Es gab gelegentlichen Streit, doch der endete stets so rasch, wie er begonnen hatte, als hätten die Beteiligten nicht genügend Kraft, ihn bis zu einer Entscheidung auszufechten.
    Was ging hier vor? Wurde Thralls Volk unter Drogen gehalten? Ja, das musste die Erklärung sein. Thrall wusste, was Orks waren, wie wild und grausam sie sein konnten. Er hatte erwartet … nun, er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber sicherlich nicht diese unnatürliche Lethargie.
    »Na, komm«, sagte Waryk und schob ihn sanft auf eine Gruppe von Orks zu. »Essen gibt es einmal am Tag, Wasser ist in den Trö-
    gen.«
    Thrall richtete sich auf und versuchte ein tapferes Gesicht zu machen, als er auf eine Gruppe von fünf Orks zuging, die neben einem Wassertrog saßen. Er fühlte, wie Waryks Blicke auf seinem geschun-denen Rücken ruhten und hörte den Mann sagen: »Ich könnte schwören, ihn schon mal gesehen zu haben!« Dann gingen die Männer weg.
    Nur ein Ork sah auf, als Thrall näher kam. Thrall war noch nie einem Angehörigen seines Volkes so nahe gewesen – und jetzt waren da sogar fünf .
    »Ich grüße euch«, sagte er auf Orkisch.
    Sie starrten ihn an. Einer sah zu Boden und grub einen kleinen Stein aus, der im Sand steckte.
    Thrall versuchte es noch einmal. »Ich grüße euch!« Er breitete seine Arme in einer Geste aus, von der die Bücher behaupteten, dass so ein Krieger dem anderen Respekt entbot.
    »Wo haben sie dich gefangen?«, fragte einer von ihnen schließlich in der Menschensprache. Auf Thralls verwirrten Blick hin, fuhr er fort: »Du beherrschst Orkisch nicht seit der Geburt. Das hört man.«
    »Du hast Recht. Ich wurde von Menschen aufgezogen. Sie brachten mir nur wenig Orkisch bei. Ich hatte gehofft, ihr könntet es mich besser lehren.«
    Die Orks sahen sich an und begannen zu lachen. »Von Menschen aufgezogen, aha. Hey, Krakis – komm mal rüber. Wir haben hier einen guten Geschichtenerzähler! In Ordnung, Schamane, erzähl uns noch eine!«
    Thrall spürte, wie seine Hoffnung auf einen Kontakt mit seinem Volk schwand. »Bitte, ich wollte niemanden beleidigen. Ich bin jetzt ein Gefangener wie ihr. Ich habe noch nie andere Orks getroffen. Ich wollte nur …«
    Der eine, der weggesehen hatte, drehte sich zurück, und Thrall brach ab. Die Augen dieses Orks waren feuerrot und schienen zu glühen, als würden sie von innen beleuchtet. »Du wolltest also dein Volk treffen? Nun, du hast uns getroffen. Jetzt lass uns in Ruhe.« Er widmete sich wieder seinem Stein.
    »Deine Augen …«, murmelte Thrall. Das rote Glühen überraschte ihn so sehr, dass er die Beleidigung nicht erkannte.

    Der Ork zuckte, hob eine Hand, um sein Gesicht vor Thralls Blicken zu schützen und rutschte noch weiter weg.
    Thrall drehte sich um, um eine Frage zu stellen und entdeckte, dass er allein war. Die anderen Orks waren weggeschlurft und be-dachten ihn mit misstrauischen Blicken.
    Der Himmel war den ganzen Tag bewölkt gewesen, und es war stetig kälter geworden. Jetzt, da Thrall allein auf dem Platz stand, umgeben von den Überresten seines Volkes, öffnete der graue Himmel seine Schleusen und schüttete Eisregen und Schnee über ihm aus.
    Thrall bemerkte das schlechte Wetter kaum, so tief saß seine Enttäuschung. Hatte er deshalb alles aufgegeben, was er je an Bindungen besessen hatte? Sollte er sein Leben als Gefangener in einer Gemeinschaft geistloser, antriebsloser Wesen verbringen? In seinen Träumen hatte er mit ihnen die Tyrannei der Menschen zerschlagen
    – nur in seinen Träumen.
    Was war schlimmer, fragte er sich, im Ring für Blackmoore zu kämpfen, trocken und sicher zu schlafen und Briefe von Tari zu lesen, oder hier allein zu stehen, abgelehnt von seinem eigenen Blut?
    Die Antwort war einfach: beides war unerträglich.
    Möglichst unauffällig begann Thrall nach einer Fluchtmöglichkeit zu forschen. Es konnte nicht so schwer sein. Es gab nur wenige Wachen, und bei Nacht sahen sie beträchtlich schlechter als Thrall. Au-
    ßerdem wirkten sie gelangweilt und desinteressiert, und wenn man die Antriebslosigkeit und Lethargie der Orks bedachte, bezweifelte Thrall, dass einer von diesen den Mut finden würde, die erstaunlich niedrigen Mauern zu überklettern.
    Er fühlte, wie der Regen die Hose, die er trug, aufweichte. Ein grauer dunkler Tag für eine graue dunkle Lektion. Die Orks waren keine ehrenvollen wilden Krieger. Er konnte sich nicht erklären, wie diese Kreaturen den

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