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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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Grunde, einen echt großen Betonkasten zu bauen, alle hineinzustopfen und mit Waffen an der Tür Wache zu stehen, bis wir alt sind und sterben.« Sie lässt sich in einen Sessel fallen, holt tief Luft und stößt sie wieder aus. Sie klingt so müde. »Ich meine, am Leben zu bleiben ist scheiß wichtig, klar«, sagt sie. »Aber jenseits davon muss doch auch noch was sein, oder?«
    Ich lasse die letzten Tage Revue passieren und erwische mich beim Gedanken an meine Kinder. Wie sie in der Halle einen Stapler zu einem Spielzeug umfunktionieren, wie sie toben und lachen. Lachen. Habe ich schon andere Toten-Kinder lachen sehen? Ich kann mich nicht erinnern. Doch an sie zu denken, an den Blick in ihren Augen, als sie meine Beine umklammert haben, ruft komische Gefühle in mir wach. Was ist das für ein Blick? Woher stammt er? Was für eine herrliche Musik begleitet den Film auf ihren Gesichtern? Welche Sprache wird in diesem Film gesprochen? Kann man sie übersetzen?
    In der Kabine bleibt es für eine Weile still. Julie liegt auf dem Rücken, verdreht den Hals und schaut kopfunter aus dem Fenster. »Du wohnst in einem Flugzeug, R«, sagt sie. »Das ist ziemlich klasse. Habe ich dir erzählt, wie sehr ich Flugzeuge vermisse?«
    Ich gehe zum Plattenspieler hinüber. Die Sinatra-Scheibe dreht sich immer noch, die Nadel in der letzten leeren Rille. Ich setze die Nadel zurück: »Come Fly With Me«.
    Julie lächelt. »Lässig.«
    Ich strecke mich auf dem Boden aus, falte die Hände vor der Brust, starre an die Decke und spreche den Text auf gut Glück nach.
    Julie dreht den Kopf in meine Richtung. »Und hab ich direrzählt, dass es auf eine abgefahrene Art irgendwie ganz nett ist, hier zu sein? Ich meine, mal abgesehen davon, dass ich vier Mal fast gefressen worden wäre? Ich hatte seit Jahren nicht mehr so viel Zeit, zu atmen und zu denken und aus dem Fenster zu schauen. Und du hast eine ziemlich anständige Plattensammlung.«
    Sie hebt etwas auf und steckt ein Gänseblümchen in meine gefalteten Hände, und dann kichert sie. Es braucht einen Moment, bis ich begreife, dass ich wie der Leichnam auf einer altmodischen Beerdigung aussehe. Wie vom Blitz getroffen fahre ich hoch. Julie lacht laut los. Ich kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
    »Und weißt du, was das Verrückteste ist, R?«, fragt sie. »Manchmal kann ich kaum glauben, dass du ein Zombie bist. Manchmal denke ich, dass du nur Bühnenschminke drauf hast, weil … wenn du lächelst, ist es schwer zu glauben.«
    Ich strecke mich wieder aus und verschränke die Arme im Nacken. Aus lauter Verlegenheit verziehe ich keine Miene, bis Julie schläft. Dann lasse ich das Lächeln langsam zurückkehren und schicke es zur Decke hinauf, während draußen leise schimmernd die Sterne angehen.
     
    Früh am nächsten Nachmittag klingt ihr sanftes Schnarchen aus. Ich liege immer noch auf dem Boden und lausche auf die Geräusche, die sie beim Aufwachen macht. Die Verlagerung des Gewichts, das angespannte Einatmen, das leise Wimmern.
    »R«, sagt sie erschöpft.
    »Ja?«
    »Sie haben recht, weißt du?«
    »Wer?«
    »Diese Skelette. Ich habe die Bilder gesehen, die sie dirgezeigt haben. Sie haben recht mit dem, was wahrscheinlich geschehen wird.«
    Ich sage nichts.
    »Eine von uns ist davongekommen. Als eure Gruppe uns angegriffen hat, hat meine Freundin Nora sich unter dem Tisch versteckt. Sie hat gesehen … wie du mich gefangen hast. Die Security wird vielleicht eine Weile brauchen, um herauszufinden, zu welchem Versteck du mich gebracht hast, aber sie werden es bald herausfinden, und mein Dad wird herkommen. Er wird dich töten.«
    »Schon … tot«, antworte ich.
    »Nein, bist du nicht«, sagt sie und setzt sich aufrecht in ihren Sessel. »Das bist du offensichtlich nicht.«
    Einen Moment lang denke ich darüber nach. »Du willst … zurück.«
    »Nein«, antwortet sie und wirkt dann erschrocken. »Ich meine, ja, natürlich, aber …« Sie seufzt frustriert. »Es ist so oder so egal. Ich muss gehen. Sie werden hierher kommen und euch vernichten. Euch alle.«
    Ich werde wieder still.
    »Ich möchte nicht die Verantwortung dafür übernehmen, okay?« Während sie redet, scheint sie über etwas nachzudenken. Sie klingt angespannt, hin-und hergerissen. »Ich habe gelernt, dass Zombies nur wandelnde Leichen sind, die beseitigt werden müssen, aber … sieh dich doch an. Du bist mehr als das, nicht wahr? Was also, wenn die anderen wie du sind?«
    Meine Miene ist starr.
    Julie

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