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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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seufzt. »R … vielleicht bist du ja kitschig genug, um einen Märtyrertod romantisch zu finden, aber was ist mit den anderen hier? Deinen Kindern? Was ist mit ihnen?«
    Sie stupst meine Gedanken in eine Richtung, in der sie nur äußerst selten unterwegs waren. Wie viele Monate oderJahre ich auch schon hier sein mag, nie habe ich die Kreaturen um mich herum als eine Gemeinschaft betrachtet. Menschlich, das ja, aber keine Gemeinschaft. Wir essen und schlafen und tappen durch den Nebel, laufen einen Marathon ohne Ziellinie, ohne Medaillen, ohne Applaus. Keiner der Bewohner des Flughafens hat sich groß daran gestört, dass ich heute vier von uns getötet habe. Wir sehen uns selbst so, wie wir die Lebenden sehen: als Fleisch. Namenlos, gesichtslos, austauschbar. Aber Julie hat recht. Ich denke. Ich habe eine Art Seele, so geschrumpft und machtlos sie auch sein mag. Vielleicht haben die anderen also auch eine. Vielleicht gibt es etwas, das es wert ist, gerettet zu werden.
    »Okay«, sage ich. »Du musst … gehen.«
    Sie nickt still.
    »Aber ich … gehe mit dir.«
    Sie lacht. »Ins Stadion? Sag, dass das ein schlechter Witz ist.«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Lass uns einen Moment darüber nachdenken, ja? Du? Bist ein Zombie. So gut erhalten und irgendwie charmant du auch sein magst, du bist ein Zombie, und rate mal, was jeder im Stadion sieben Tage die Woche trainiert, sobald er zehn ist?«
    Ich sage nichts.
    »Genau. Zombies töten. Um es also noch genauer zu sagen – du kannst nicht mit mir gehen. Weil sie dich dann töten .«
    Ich beiße auf die Zähne. »Und?«
    Sie neigt den Kopf, und ihr Sarkasmus schwindet. Ihre Stimme schwankt. »Was meinst du mit ›und‹? Willst du tot sein? Richtig tot?«
    Reflexartig zucke ich die Schultern. Das war lange meineStandardreaktion. Aber wie ich da so auf dem Boden liege und sie so besorgt auf mich herabsieht, erinnere ich mich an das Gefühl, das mich gestern beim Aufwachen durchzuckt hat, dieses Gefühl von Nein! Und Ja! Dieses Anti-Egal-Gefühl.
    »Nein«, sage ich zur Decke. »Ich will nicht sterben. Ich will nicht sterben.«
    Kaum habe ich es gesagt, wird mir bewusst, dass ich gerade eben meinen Silbenrekord gebrochen habe.
    Julie nickt. »Gut.«
    Ich hole tief Luft und stehe auf. »Muss … nachdenken«, behaupte ich und meide ihren Blick. »Bald … zurück. Tür … zu.«
    Ich verlasse das Flugzeug, ihren Blick spüre ich im Rücken.
     
    Die Leute starren mich an. Hier am Flughafen war ich schon immer eher ein Außenseiter, aber jetzt hat mein geheimnisvoller Nimbus sich wie Portwein verdickt. Wenn ich in einen Raum komme, halten alle inne und glotzen mich an. Aber der Ausdruck auf ihren Gesichtern ist nicht bloß finster. Unter ihrem Vorwurf liegt ein Anflug von Faszination.
    Ich finde M, der in einem Fenster der Eingangshalle sein Spiegelbild studiert und den Finger in den Mund steckt. Ich glaube, er versucht sein Gesicht wieder in Form zu bringen.
    »Hi«, sage ich und bleibe in sicherem Abstand stehen.
    Er starrt mich einen Moment lang an und sieht dann wieder zum Fenster. Er verpasst seinem Oberkiefer einen heftigen Stoß, und sein Wangenknochen rastet mit einem lauten Knacken ein. Er dreht sich zu mir um und lächelt. »Wie … sieht’s aus?«
    Ich wedele unverbindlich mit der Hand. Die eine Hälfteseines Gesichts sieht halbwegs normal aus, die andere ist immer noch ein bisschen eingedellt.
    Er seufzt, wendet sich wieder dem Fenster zu. »Pech … für die Ladies.«
    Ich lächele. So unterschiedlich wir auch sind, muss ich M doch Respekt zollen. Von allen Zombies, die ich kenne, ist er der Einzige, dem es gelungen ist, sich einen Fetzen Humor zu bewahren. Beachtenswert auch … fünf Silben ohne Pause. Er hat gerade meinen ehemaligen Rekord eingestellt.
    »Sorry«, sage ich. »Dafür.«
    Er antwortet nicht.
    »Können wir … reden?«
    M zögert und zuckt dann mit den Schultern. Er folgt mir in ein dunkles, erloschenes Starbucks. Vor uns stehen zwei Tassen mit schimmeligem Espresso, vor langer Zeit von zwei Freunden zurückgelassen, zwei Geschäftspartnern, zwei Menschen, die sich gerade eben am Terminal getroffen und in Gehirnmasse investiert hatten.
    »Sorry echt«, sage ich. »Ge…reizt. Letzte Zeit.«
    M zieht die Augenbrauen zusammen. »Was … los … mit dir?«
    »Weiß … nicht.«
    »Lebendes … Mädchen… gebracht?«
    »Ja.«
    »Du … verrückt?«
    »Vielleicht.«
    »Ist … wie?«
    »Was?«
    »Sex … lebendig.«
    Ich werfe ihm einen warnenden

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