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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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diese Gesichter gesehen auf Hochzeitsanzeigen, und das nächstemal wird man sie in Nachrufen sehen – beide Male beeindrucken sie niemanden. Wenn du die geheimnisvollen Großen Blauen Bösewichter der Welt suchst, bist du hier falsch. Vergiß es. Ich weiß es. Zen, und ob ich es weiß! Lust? Macht? Ruhm? Geh, du würdest sie nur anekeln.
    Was die da oben aber wirklich schätzen, das ist Ordnung, vor allem in ihren Kommunikationssystemen. Du könntest sagen, dem hätten sie ihr Leben geweiht: die Welt von Wirrwarr zu befreien. Ihre Alpträume handeln von Stauungen im Informationsfluß; von versauten Kanälen, falsch eingefütterten Programmen, von hereinkriechendem Wirrwarr. Ihr gigantischer Reichtum macht ihnen nur Sorgen, er eröffnet ständig neue Ausblicke auf Unordnung. Luxus? Sie tragen, was ihre Schneider ihnen umhängen, essen, was ihre Köche ihnen auftischen. Siehst du den alten Knaben da – er heißt Isham – er nippt sein Wasser und runzelt die Stirn, während er einem Datenball lauscht. Das Wasser hat ihm sein Ärztestab verschrieben. Es schmeckt scheußlich. Auch der Datenball enthält Unangenehmes: eine beunruhigende Nachricht über seinen Sohn Paul.
    Aber es wird Zeit, wieder runter zu gehen, ganz nach unten zu unserem Mädchen. Schau!
    Sie ist umgefallen, liegt hingestreckt auf dem Boden.
    Lauwarme Aufregung verbreitet sich unter den Umstehenden. Alle meinen, sie sei tot, was sie durch ein paar Spasmen widerlegt. Und alsbald wird sie von einem der hervorragenden Krankenwagen der Zukunft weggebracht, die gegenüber unseren eine echte Verbesserung sind – wenn einer zufällig verfügbar ist.
    Im örtlichen Krankenhaus führen die üblichen Clowns, assistiert von einem heiligmäßigen Besen von Krankenschwester, die üblichen Maßnahmen durch. Unser Mädchen erholt sich genug, um die Fragen auf den Formularen zu beantworten, ohne die man nicht sterben kann, auch in der Zukunft nicht. Schließlich kriegt sie einen Platz; da liegt sie nun, ein ausgepumptes Wrack auf einem Feldbett im langen, trüb beleuchteten Krankensaal.
    Wieder passiert eine Weile lang nichts; nur, daß ihre Augen ein wenig tränen: verständlicherweise ist sie enttäuscht, sich noch am Leben zu finden.
    Aber irgendwo hat ein GTX-Computer einen anderen gekitzelt, und so gegen Mitternacht passiert doch etwas. Zuerst kommt eine Schwester, die Wandschirme um das Bett des Mädchens stellt. Dann kommt ein Mann im Manageranzug gewählten Schrittes durch den Saal. Er bedeutet der Schwester, die Bettdecke zurückzufalten und sich zu entfernen.
    Das halbbetäubte Scheusal von einem Mädchen setzt sich auf, versucht, mit ihren großen Händen Körperteile zu bedecken, die du nicht sehen wollen würdest, selbst, wenn man dir was dafür gäbe.
    »Burke? P. Burke, ist das dein Name?«
    »J-ja.« Krächz. »Sind Sie… Polizist?«
    »Nein. Aber ich nehme an, die kommen bald. Selbstmord in der Öffentlichkeit ist ein Verbrechen.«
    »… tut mir leid.«
    Er hat einen Recorder in der Hand. »Keine Familie, richtig?«
    »Nein.«
    »Du bist siebzehn. Ein Jahr City-College. Was hast du studiert?«
    »Sprach – Sprachen.«
    »Hm. Sag was!«
    Unverständliches Raspeln.
    Er mustert sie. Aus der Nähe gesehen, ist er gar nicht so elegant. Typ Laufbursche.
    »Warum hast du versucht, dich umzubringen?«
    Mit der Würde einer toten Ratte starrt sie ihn an, zieht die graue Bettdecke hoch. Halt ihm das zugute, er wiederholt die Frage nicht.
    »Sag mal, hast du heute nachmittag Breath gesehen?«
    Tot, wie sie schon fast ist, wogt doch gleich dieser grausige Ausdruck von Liebe auf. Breath, das sind die drei jungen Götter, ein Verlierer-Kult. Schreib dem Mann noch ‘nen Punkt gut, er interpretiert ihren Ausdruck.
    »Würdest du sie gerne kennenlernen?«
    Das Mädchen glotzt grotesk.
    »Ich hab’ ‘nen Job für jemanden wie dich. Die Arbeit ist hart. Wenn du gut bist, würdest du Breath und andere Stars ständig sehen.«
    Ist er verrückt? Sie denkt, sie muß wirklich gestorben sein.
    »Aber das würde bedeuten, daß du nie irgendeinen von deinen jetzigen Bekannten wiedersehen wirst. Nie, nie mehr. Vor dem Gesetz wirst du tot sein. Nicht einmal die Polizei wird was wissen. Möchtest du’s versuchen?«
    Er muß alles noch einmal wiederholen, während ihr großer Unterkiefer langsam in Normalstellung zurückgeht. Zeig mir das Feuer, ich geh’ hindurch. Schließlich hat er P. Burkes Abdruck auf seinem Recorder (der Mann stützt den großen, ranzigen

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