Warnschuss: Thriller (German Edition)
Phantasie überließ. »Jenny, das ist Mr Hatcher.«
»Hi, Mr Hatcher.«
Duncan fand die Sprache wieder. »Wie geht es Ihnen, Jenny?«
»Gut. Spielen Sie auch Baseball?«
»Äh, nein.«
»Er kommt von der Polizei in Savannah, und er ist durstig. Mach ihm ein Glas Wasser mit Eis. Und mir einen von diesen Protein-Shakes.«
»Mit Beeren und Joghurt?«
»Genau, dem ganzen gesunden Scheiß.«
Sie trat hinter die Bar, um seinen Wunsch zu erfüllen. Esteban führte Duncan zu einem der niedrigen weißen Ledersofas, die zu einer Sitzgruppe arrangiert waren. Die Couchtische waren aus geschmiedetem Metall und Glas.
Sobald sie saßen, fragte Esteban: »Sind Sie Baseball-Fan?«
»Ja.«
»Der Braves?«
»Natürlich.«
»Gut.« Er strahlte. »Selbst mal gespielt?«
»Ein bisschen. Eher Football.«
»Professionell?«
Duncan schüttelte lächelnd den Kopf. »Im College war Schluss.«
Sie überbrückten die Zeit, die Jenny brauchte, um ihre Drinks anzurichten, mit Geplauder über Sport und die bisherige Saison der Braves. »Zeig ihm deinen Ring, Süße«,
sagte Esteban zu Jenny, nachdem sie die Gläser abgestellt hatte. Sie streckte Duncan die linke Hand hin, und er bewunderte den Diamanten, was offenbar von ihm erwartet wurde.
»Fast zehn Karat«, verriet ihm Esteban, ohne dass er danach gefragt hätte.
»Wow.« Er lächelte zu Jenny auf. »Ist das ein Verlobungsring?«
»Den Antrag hat er mir im Heißluftballon gemacht«, hauchte sie.
»In Napa«, fügte Esteban hinzu. »Auf so einer Weinproben-Tour.«
»Klingt romantisch.«
»Das war es«, bestätigte Jenny.
»Gibt es schon ein Hochzeitsdatum?«
»Das Thanksgiving-Wochenende. Unter der Saison geht es nicht.«
»Stimmt.«
»Hochzeit, Hochzeit, Hochzeit, sie redet über nichts anderes mehr. Blumen. Kleider. Krabbencocktails. Der ganze Quatsch. Jetzt zisch ab, Süße.«
»Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, Mr Hatcher. Auf Wiedersehen.«
»Auf Wiedersehen.«
Esteban klatschte ihr liebevoll auf den herzförmigen Hintern, und sie klackerte hüftschwenkend mit ihren Absätzen über den Marmorboden davon. Sobald sie durch die Doppeltür verschwunden war, fragte er: »Ein Leckerbissen, wie?«
»Sie ist atemberaubend.«
»Ich bin verrückt nach ihr. Haben Sie schon mal so einen Body gesehen?«
»Nicht dass ich mich erinnern könnte.«
»Sie hat sich oben ein bisschen aufpolstern lassen. Ich
hab’s bezahlt. Sie wollte sie größer machen lassen, und ich dachte, was soll’s? Je größer, desto besser, stimmt’s?«
»Das war auch immer mein Motto.« Seine leise Ironie entging dem anderen Mann, der zu selbstverliebt war, um irgendetwas außer dem Klang seiner eigenen Stimme zu hören.
»Ein süßes Kind. Das Geld rinnt ihr durch die Finger wie Wasser, aber es macht sie glücklich. Und sie macht mich glücklich. Ich sag Ihnen – ohne Übertreibung.« Er beugte sich vor. »Die könnte Ihnen die Augäpfel durch den Schwanz lutschen.«
»Beeindruckend.«
»Sie haben keine Ahnung, wie sehr.« Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und sah auf die Uhr. »Ich muss in einer Stunde zum Training. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich untersuche einen letalen Schusswechsel.«
»Letal heißt, jemand ist gestorben, richtig?«
»Richtig. Er ereignete sich am Donnerstagabend im Haus von Richter Laird und seiner Frau Elise.«
»Ja, ich kann mich an Elise erinnern. Nachdem Sie mir gesagt haben, wer sie ist. Sie ist tot?«
»Nein.« Duncan gab ihm die Fakten. Er bemühte sich, dabei möglichst wenig mehrsilbige Worte zu verwenden. »Es sieht so aus, als hätte Elise in Notwehr geschossen. Ich muss nur ein paar Punkte klären.«
»Wie?«
»Soweit ich weiß, war sie eng mit Coleman Greer befreundet.«
Er zog eine bedauernde Grimasse. »King Cole haben wir ihn genannt. Was für eine idiotische Idee. Wissen Sie, man glaubt, dass er schon ein paar Tage tot in seiner Wohnung gelegen hat, bevor jemand vorbeigekommen ist und nach ihm gesehen hat. Ich hab gehört, es war eine einzige Sauerei.«
Er hatte sich den Schädel weggeblasen. Das konnte allerdings eine Sauerei hinterlassen.
»Was wissen Sie über seine Beziehung zu Elise?«
»Die hatten sie schon ewig. Sie waren Fickfreunde, Sie verstehen? Wenn sonst niemand zum Ficken zur Hand ist.«
»Ich kenne den Ausdruck.«
»Solche Freunde waren sie.«
Duncan nahm einen Schluck Eiswasser und versuchte, möglichst gelassen auszusehen und zu klingen. »Wann haben Sie Elise kennen gelernt?«
»Er hat sie auf einer
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