Warrior Cats - Special Adventure. Blausterns Prophezeiung (German Edition)
ihr müsst sehr, sehr ruhig sein.«
Steinjunges war jetzt hellwach und blinzelte in der Finsternis. »Was für ein Spiel?«
»Es heißt ›Heimliche Flucht‹.« Blaupelz ließ die Augen glänzen und zwang sich, aufgeregt zu wirken. Sie hatte das Gefühl, sich in einem Traum zu befinden und dass nichts von dem, was sie sagte oder tat, wirklich passierte.
Nebeljunges sprang auf die Pfoten. »Wie spielen wir das?«
»Es ist ein Abenteuer«, erklärte Blaupelz. »Wir tun so, als ob der SchattenClan ins Lager einmarschiert wäre. Wir müssen entkommen, ohne dass wir gesehen werden, und wir treffen unsere Clan-Gefährten bei den Sonnenfelsen.«
Moosjunges starrte sie mit runden, ängstlichen Augen an. »Wir verlassen das Lager?«
Steinjunges stupste sie an. »Wie sollten wir sonst zu den Sonnenfelsen kommen, du Mäusehirn?«
»Aber wir sind bisher noch nie aus dem Lager gegangen«, wimmerte Moosjunges. »Wir sind zu klein dafür.«
»Ich habe Hunger«, klagte Nebeljunges.
Blaupelz bemühte sich, die Ungeduld, die an ihren Nerven nagte, zurückzudrängen. »Also gut«, miaute sie leise. »Wir wollen erst essen, dann fangen wir mit dem Spiel an. Moosjunges, du bist jetzt groß und stark. Du schaffst das, ganz sicher.« Sie gab ihnen alle Milch, die sie hatte, was noch weniger war als gewöhnlich nach so vielen Tagen des Hungerns, dann schob sie sie mit der Nase aus dem Nest.
Steinjunges sprang zum Eingang. »Ich kann es kaum glauben, dass wir das Lager verlassen!«, miaute er aufgeregt.
»Schsch«, ermahnte ihn Blaupelz. »Wenn wir eine Katze aufwecken, haben wir das Spiel verloren.«
Sie zwängte sich als Erste hinaus und holte dann die drei Jungen zu sich hinab in den Schnee. Seit der Abenddämmerung hatte es erneut geschneit, aber dann hatten die Wolken sich verzogen und das Lager leuchtete jetzt weiß im Mondlicht. Sie suchte mit den Augen das Lager ab. Kein Zeichen von Leben.
Der Atem dampfte aus dem Maul, als sie die Jungen hinter die Kinderstube scheuchte. Die Luft war stechend kalt. »Wir nehmen den Tunnel zum Schmutzplatz«, flüsterte sie und vergewisserte sich erneut, dass niemand da war, der sie sehen könnte. »Das würden wir tun, wenn wir wirklich aus dem Lager schleichen würden.«
Blaupelz schubste sie durch den engen Tunnel und an dem Busch vorbei, der über den Schmutzplatz ragte.
Nebeljunges rümpfte die Nase. »Das stinkt!«
Steinjunges starrte durch die nackten Zweige nach oben. »Boah! Wie groß hier draußen alles ist!«
»Ich weiß, mein Kleiner.« Blaupelz schob ihn weiter und erinnerte sich daran, wie sie selbst zum ersten Mal das Lager verlassen hatte, als Abendstern – Abendsonne damals – sie zum oberen Rand der Schlucht mitgenommen hatte, kurz bevor sie zur Schülerin ernannt worden war. Es war das größte Abenteuer ihres Lebens gewesen, und sie hatte sich nicht vorstellen können, dass es irgendwann einmal ganz normal und einfach sein würde, die Schlucht hinauf- oder hinabzuklettern.
Die Felswand erhob sich drohend über ihnen. Die Jungen warfen die Köpfe in den Nacken und starrten mit großen Augen voller Mondlicht in die Höhe.
»Ich muss euch hinauftragen«, erklärte ihnen Blaupelz. »Dann könnt ihr den richtigen Wald sehen.«
Nebeljunges blinzelte. »Es gibt noch mehr?«
Blaupelz spitzte die Ohren, ob von Sturmschweif etwas zu hören war, der in dieser Nacht das Lager bewachte.
Auch Steinjunges spitzte die Ohren. »Sind SchattenClan-Krieger hinter uns her?«, quiekte er. »Im Spiel, meine ich.«
»Kann sein«, flüsterte Blaupelz. »Wir müssen auf der Hut sein, nur für alle Fälle. Deshalb ist das Spiel so spannend.«
Nebeljunges wirbelte herum. »Ich glaube, ich sehe einen SchattenClan-Krieger in den Bäumen«, warnte sie.
Blaupelz blieb fast das Herz stehen. »Wo?«
»Ich hab nur so getan«, schnurrte Nebeljunges.
Blaupelz seufzte, hob sie hoch und nahm das erste Geröllfeld in Angriff. Oben ließ sie das kleine graue Junge liegen und ging zurück zu Steinjunges.
Als sie das dritte Junge eingesammelt hatte, keuchte sie. Moosjunges hatte sie für zuletzt aufgehoben, weil sie die Kleinste war. Sie zappelte nicht, als Blaupelz sie hochhob, fühlte sich aber trotzdem schwerer an als ein Stein.
»Mir tut das Nackenfell weh«, klagte Steinjunges. »Ich hätte einen Teil der Strecke gut allein hinaufklettern können.«
»So viel Zeit haben wir nicht.« Blaupelz schaute hoch zum Mond, der am Himmel aufstieg. Eichenherz würde schon unterwegs
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