Warrior Lover 02 - Crome
nur einen Wachmann beobachten, der auf einem Trampelpfad um das Feld schleicht. Der Statur nach zu urteilen ist er ein ehemaliger Warrior. Sein Haar ist ergraut, das Gesicht wettergegerbt. Er scheint müde und lustlos zu sein, das Gewehr hängt über seiner Schulter und in seinem Mundwinkel steckt eine Zigarre, als hätte man ihn ausgemustert und hierhin gebracht, weil es in der Stadt für so viele alte Soldaten keine Arbeit gibt. Zutrauen würde ich das dem Senat.
Crome hat mich kurz allein gelassen und robbt irgendwo durch das Gras, um mit Jax zu reden. Im Moment weiß ich nicht, wo er sich genau befindet. Er ist in der Dunkelheit verschwunden. Daher starre ich wieder auf das hell erleuchtete Areal vor mir. Mehrere Drohnen schweben in etwa fünf Metern Höhe über dem Anbaugebiet. Die kleinen Fluggeräte sehen wie Untertassen aus und haben einen Durchmesser von einem Meter. Allerhand Lichter und Sensoren sind an ihnen befestigt. Unbeteiligt surrt eine dieser Untertassen leise über den Wachmann hinweg.
Mein Augenmerk richtet sich auf das Feld etwas weiter entfernt. Die grünen Halme biegen sich auseinander und eine ältere Frau kommt zum Vorschein. Sie geht gekrümmt, ihr blondes Haar sieht aus wie Stroh, die Haut ist von der Sonne verbrannt – oder von den Chemikalien verätzt? Vor ihrem Gesicht hängt eine Atemschutzmaske, und sie trägt nur Stiefel sowie ein langärmeliges Hemd, das eher wie ein Sack aussieht. Ich erschrecke über ihren Anblick.
Sie schaut zu beiden Seiten und rennt los, genau in meine Richtung. Warum ist sie derart leichtsinnig? Sie muss die Drohne doch sehen!
Rasch nähert sich das Flugobjekt, schießt einen Blitz ab und die Frau bricht zusammen. Kurz darauf gibt die Drohne Alarm. Der grelle Ton geht mir durch Mark und Bein, sodass ich mir die Ohren zuhalten muss. Die Wache kommt angelaufen, fühlt am Hals den Puls der regungslosen Frau und zerrt sie am Haar fluchend mit sich. Offensichtlich ist sie tot, obwohl dieser Stromstoß die Sklaven bestimmt nur lähmen soll. Diese Frau war bereits zu schwach, ihr Herz hat sicherlich versagt. Hat sie vielleicht sterben wollen?
Plötzlich sind all die eigenen Ängste wieder da. Mein Puls rast, die Pistole in meiner Hand zittert und der Rucksack auf meinem Rücken scheint eine Tonne zu wiegen. Wenigstens erlischt der grausame Ton.
Erneut erschrecke ich, als ich jemand neben mir spüre, der mir die Hand auf den Mund drückt. Es ist Crome! Beinahe hätte ich geschrien.
»Du musst das nicht tun«, flüstert er und nimmt die Hand weg. »Du kannst zurück zu Kia gehen. Der Kleinen würde ein Aufpasser nicht schaden.«
»Ich zieh das durch, ich bin okay«, antworte ich möglichst gefasst und überprüfe kurz, ob meine Schutzweste noch korrekt sitzt.
Er runzelt die Stirn, blickt dann jedoch zum Feld. Niemand ist zu sehen, nur die Untertasse fliegt am Rand hin und her. Jede Drohne scheint ihr eigenes Revier zu besitzen.
Da bemerke ich das Messer in seiner Hand und stupse ihn an der Schulter an.
»Hier wimmelt es vor Schlangen«, erklärt er mir.
Oh Gott, auch das noch, die hatte ich total vergessen!
Er lächelt mich an. »Keine in deiner Nähe. Nicht mehr.«
»Sicher?« Hektisch sehe ich mich um, doch zwischen dem Gras ist es zu dunkel, darin könnte sich alles Mögliche verbergen.
»Sicher.« Crome schaut durch das Zielfernrohr seiner Waffe. »Wir kommen nicht an den Drohnen vorbei, ohne dass sie Alarm schlagen. Offenbar erkennen sie die Senderchips der Wachen und gehen nur los, wenn jemand anderes den Bereich verlässt.«
»Vermutlich reagieren sie auf Bewegung und Körperwärme und verschonen nur diejenigen, die Chips tragen.« Ich deute auf das Flugobjekt. »Die Beule an der Seite könnten Sensoren sein. Wir könnten sie abschießen, aber das macht einen Höllenlärm.«
»Verdammt«, murmelt er plötzlich und starrt nach links. »Kia ist hier.«
»Was?« Oh dieses Kind! »Es war mir klar, dass sie nicht beim Wagen bleibt. Ich hätte doch lieber auf sie aufpassen sollen.« Wieso hört die Kleine nicht auf das, was man ihr sagt? Sie gefährdet nicht nur sich, sondern unsere Pläne.
Wir robben zu ihr durch das Gras, mein ehemaliger Bodyguard-Beschützerinstinkt ist aktiviert. Diese Madame wird um eine Predigt nicht herumkommen. Sie kann nicht immer tun und lassen, wie ihr beliebt. Hier müssen wir alle bestimmte Regeln beachten.
Sie hockt zwischen den Halmen, die Armbrust in der Hand, und ihre Augen werden groß, als wir plötzlich neben
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