Warte auf das letzte Jahr
– gleichbedeutend mit einer Kollaboration mit dem Feind. In Kriegszeiten wird ein derartiges Vergehen natürlich mit dem Tode bestraft.« Corning wandte sich an den grauuniformierten Polizisten. »Haben Sie Mr. Plouts Aussage bei sich?«
»Sie befindet sich im Kopter.« Der Graue ging hinaus.
»Ich dachte mir schon, daß mit Chris Plout etwas nicht stimmt; er machte einen … unmenschlichen Eindruck«, murmelte Kathy.
»Und ich frage mich, wer von den anderen … Hastings? Nein. Simon Ild? Nein, er …«
»All das kann vermieden werden«, bemerkte Corning.
»Aber ich möchte es nicht vermeiden«, erwiderte Kathy. »Mr. Ackerman weiß Bescheid; TF&D wird einen Anwalt beauftragen. Mr. Ackerman ist ein Freund von Generalsekretär Molinari; ich glaube nicht …«
»Wir können Sie töten, Kathy«, sagte Corning. »Vor Anbruch der Nacht. Das Gericht kann noch heute morgen zusammentreten; es ist alles vorbereitet.«
Nach einer Weile – sie war mit dem Essen fertig – flüsterte Kathy: »Warum? Bin ich so wichtig? Oder ist JJ-180 so gefährlich? Ich …« Sie zögerte. »Was ich gestern abend versucht habe, schien mir nicht sehr bedeutend zu sein.« Mit einemmal wünschte sie, Eric wäre nicht fortgegangen. Wäre er hier gewesen, erkannte sie, hätte man nicht gewagt, sie so zu behandeln.
Lautlos begann sie zu weinen; zusammengekrümmt saß sie da, und die Tränen liefen über ihre Wangen. Sie versuchte nicht einmal, ihr Gesicht zu verbergen, sondern stützte den Kopf auf ihren Arm und sagte nichts. Zum Teufel mit allem, dachte sie.
»Ihre Lage«, sagte Corning, »ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es gibt noch eine Möglichkeit, Sie zu retten. Deshalb bin ich hier. Hören Sie auf zu weinen und hören sie mir zu, und ich werde versuchen, es Ihnen zu erklären.« Er öffnete seine Aktentasche.
»Ich weiß Bescheid«, murmelte Kathy. »Sie wollen, daß ich Marm Hastings ausspioniere. Sie sind hinter ihm her, weil er vor kurzem im Fernsehen dafür eingetreten ist, einen Separatfrieden mit den Riegs zu schließen. Mein Gott, Sie haben sich überall auf diesem Planeten eingenistet. Niemand ist vor Ihnen sicher.« Sie stand auf, schluchzte verzweifelt und ging ins Schlafzimmer, um sich ein Taschentuch zu holen.
»Würden Sie Hastings für uns beobachten?« fragte Corning, als sie zurückkehrte.
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. Lieber möchte ich sterben, dachte sie.
»Es geht nicht um Hastings«, teilte ihr der uniformierte Polizist vom Lilistern mit.
»Es geht um Ihren Mann«, erläuterte Corning. »Wir möchten, daß Sie ihm nach Cheyenne folgen und dort wie bisher weitermachen. Tisch und Bett teilen, so sagt man doch auf der Erde, nicht wahr? Und das so bald wie möglich.«
Sie starrte ihn an. »Ich kann nicht.«
»Warum können Sie nicht?«
»Wir haben Schluß gemacht. Er hat mich verlassen.« Sie verstand nicht, warum sie darüber nicht informiert waren, wo sie doch alles andere wußten.
»Derartige Zwischenfälle in einer Ehe«, bemerkte Corning mit der Weisheit eines uralten Mannes, »lassen sich mühelos beheben. Eine zeitweilige Verstimmung, das ist alles. Wir werden Sie zu einem unserer Psychologen bringen – hier auf dieser Welt sind einige sehr tüchtige Leute stationiert –, und er wird Sie die Techniken lehren, mit denen Sie Eric zurückgewinnen können. Machen Sie sich keine Sorgen, Kathy; wir wissen, was gestern hier geschehen ist. Es kommt sogar unseren Zielen entgegen, haben wir so doch die Möglichkeit, mit Ihnen allein zu sprechen.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Wir werden nie wieder zusammenkommen. Ich will von Eric nichts mehr wissen. Kein Psychologe, nicht einmal Ihre Leute, können etwas daran ändern. Ich hasse Eric, und ich hasse Ihr Ansinnen. Ich hasse alle Sternmenschen, und niemand auf der Erde denkt anders als ich – ich wünschte, Sie würden diesen Planeten verlassen; ich wünschte, wir wären nie in diesen Krieg verwickelt worden.« In hilflosem Zorn starrte sie ihn an.
»Beruhigen Sie sich, Kathy.« Corning wirkte unbeeindruckt.
»Gott, ich wünschte, Virgil wäre hier; er fürchtet sich nicht vor Ihnen – er gehört zu den wenigen Menschen auf der Erde …«
»Niemand auf der Erde«, sagte Corning gleichgültig, »kann etwas gegen uns unternehmen. Es wird Zeit, daß Sie sich der Realität stellen; Sie wissen, daß wir Sie zum Lilistern schaffen können, statt Sie zu töten … Haben Sie schon daran gedacht, Kathy?«
»Oh, Gott!« Sie fröstelte. Bringt
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