Warum aendert sich alles
Raptus der Selbsterkenntnis zusammen und war tot. Erst jetzt gelang es, die realen Illusionserzeuger aus der Illusionsrealität herauszunehmen, so daà das Gehirn im Tank seinen alltäglichen Geschäften nachgeht, aber die Tür zum Labor nie finden kann. Aber es gibt es: Stanford University, Pacific Avenue, 4; California 176L98, USA, gut ausgeschildert, das Labor im Vorraum des Gebäudes, das Gehirn im Tank in einem Nebenraum rechts hinten.«
Gelächter bei den Wissenschaftlern: »Links hinten erkennt sich nicht!«
Die Kunst des Mobbens
Was bisher als Wildwuchs in den Büros und Gremien und Vereinen sein Unwesen trieb, ist endlich zu einer subtilen Kunst entwickelt und in einem Buch publiziert worden. Wie geht man vor, wenn jemand nach allen Regeln der Kunst gemobbt werden soll? Der Autor lehrt es nach jahrelanger Ãbung und Beobachtung. Kleine, aber erfolgreiche Verletzungen können verbal sein oder in Körperbewegungen ausgedrückt werden, in Handlungen und in Unterlassungen, in gezieltem Vorbeiblick und zufälliger Berührung. Die Gruppe muà psychisch vorbereitet werden und allmählich die Verletzungenvervielfachen. Das Tranchieren des Opfers darf keine sichtbaren Spuren hinterlassen, es darf nicht zum Streit kommen, kein Satz darf zitierbar sein, alles ist, wie man es auch hin- und herwendet, normal. Das Gift wird in kleinen Dosen ins Ohr geträufelt, jeden Tag ein wenig mehr. »Sie haben mich fertiggemacht«, aber keine Spur darf zeigen, wer es war und was es war. Um an einem Fürstenhof der Renaissance zu überleben, muÃte man die Kunst der Täuschung beherrschen, und die »Arte della dissimulazione« diente schon als Morgenlektüre. Das Mobben ist jedoch kein täuschendes Maskenspiel, sondern eine heimtückische Vernichtung. Das Giftbuch, in dem die Kunst des Mobbens gelehrt wird, findet besten Absatz, Firmen lancieren es in die Büros ihrer Konkurrenten, als harmloses Geschenk getarnt. Eine Exzellenzuniversität plant, einen Studiengang zum Mobben einzurichten; bei einer bestimmten Studentenzahl ist der Staat verpflichtet, ein Institutsgebäude zur Verfügung zu stellen.
Aufrechter Gang
Für Angela KrauÃ
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Als Prometheus den Menschen schuf, gab er ihm als Ersatz für Fell und Klauen den aufrechten Gang. So konnte er in der Ferne Gefahr oder Beute ausmachen und sie mit ausgestreckter Hand den anderen zeigen; die Horde konnte über das Notwendige beraten und hatte dadurch die entscheidenden Vorteile in Darwins Auswahlverfahren. Als die Menschen später Städte bauten und den Horizont verstellten und sie nichts mehr in der Ferne sehen muÃten, verkam ihr aufrechtes Gehen und Schreiten zu einem niedergebeugten Schlurfen zwischen den Geschäften und einem übergewichtigen Vorsichhinschwanken nach der Art der Kühe. Was tun für den Homo erectus? Prometheus ersann zur Abhilfe die Plätze in der Mitte der Städte; auf ihnen sollten die Menschen nicht mehr etwas Fernes entdecken, sondern von anderen gesehenwerden und dadurch ihre aufrechte Haltung zurückgewinnen. Die Plätze in Florenz und Selinunt und Sevilla wurden als Orte ersonnen, an denen die Bürger im Blick der Bürger wieder gehen lernten und sich zeigten mit erhobenem Haupt, gerader Wirbelsäule, harmonischer Bewegung der Arme und Standbein und Spielbein. So weit der urbanistische Einfluà des Titanen reichte, legten die Menschen diese Plätze an, auf denen sie ihrer ursprünglichen Bestimmung im Blick der anderen nachgehen konnten. Aber die Plätze verkamen zu DurchgangsstraÃen und Verkehrsadern, das Schreiten wich wieder dem schlurfenden Gang und dem Hasten, die Menschen schoben ihren ungeübten Körper schaukelnd voran, macdonaldbelastet, watschelnd oder vorwärtsstürzend. Die einzigen Plätze, die Epimetheus gegen den hastenden Verkehr auf den StraÃen ersann, waren Parkplätze; lächerlich, rief Prometheus, einfach lächerlich.
Materialismus; Mystizismus
»Sehen Sie dieses eindrucksvolle Bild, nachtblau und zart, voller dynamischer Farben, rot, blau, violett, ein heller Strahl zerreiÃt den Raum und die Zeit, verletzlich und sensibel, das ist die wahre Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit, verstehen Sie, völlig spontan und ohne das Gedankenkorsett der gegenständlichen Maler, die sich pedantisch überlegten, wie sie vorgehen wollten, und dabei alle Dynamik und Spontaneität und das eigene
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