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Warum aendert sich alles

Titel: Warum aendert sich alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Brandt
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kommen, um Menschen in die Augen zu sehen, die gleich getötet werden.
    Ãœber den Hinweis eines emeritierten Gelehrten, schon die alten Griechen hätten eigentlich die unverletzliche Würde jedes Menschen gelehrt und niemand dürfe »per lusum ac iocum« getötet werden, wurde vielfach gelacht; es handle sich ja um Todeskandidaten, und eine nichtchristliche Ethik gebe es sowieso nicht.
    Washington wünscht, daß die Spiele mit einem Gebet beginnen, bei dem sich alle Zuschauer erheben und an dem die Gladiatoren selbst mit gefalteten Händen teilnehmen. Diesem Wunsch verweigerten die Veranstalter trotz hoher Subventionsversprechen bisher ihre Zustimmung. Der Präsident drohte an, nicht zur Eröffnung zu kommen.
Fußball versus Tennis
    Nur zur Erinnerung: Als die Welt noch alteuropäisch geordnet war, spielten die Proleten Fußball und der Adel Tennis. Beim Fußball berührt der Ball besonders die Füße, aber auch den ganzen Körper, ausgenommen bei zehn Spielern ist die Hand, nach Aristoteles das alte Adelszeichen der Menschen gegenüber den anderen Tieren (nur Maradona durfte in Mexico den Ball mit der Hand Gottes berühren; und: »Solo Dio è più grande di te!«, wie es in Neapel von Maradona hieß). So steht das Fußballspielen in der Tradition des antiken Boxens, bei dem die Kämpfer auf den ganzen Körper einschlugen. Die Aristokraten boxten daher nie (Odysseus nur in der Rolle des Bettlers), sondern benutzten Waffen, die es ermöglichten, sich den Feind vom Leib zu halten: Speere, Pfeile, Lanzen, Schwerter. In der Eßkultur wurden an den Höfen Messer, Gabel und Löffel erfunden, um nicht tierartig und proletarisch das Essen unmittelbar zu berühren und in sich hinein zu schlingen, sondern mit verschiedenen künstlichen Instrumenten vom getrennten, je eigenen Teller zum Mund zu führen. Das Tennisspielen wurde erst erfunden, nachdem das Tischbesteck schon da war und man sich dezent kleine feine weiße Bälle mit einem löffelartigen Schläger oben in der Luft zuspielen konnte. Beim Fußball war der schwere Ball dagegen aus erdbraunem Leder.
    Schön und erhaben ist nur, was durch die Fernsinne gefällt; der Geruch und Geschmack und der tölpelhafte Tastsinn haben sich herauszuhalten. Seit das Fernsehen jedoch beides zeigt, Tennis und Fußball, und seit auch die Fußbälle weiß und die Tennisbälle bunt sind, hat die Welt den Sinn für die feinen Unterschiede verloren.
    10. Juni 2007: Neapel weint vor Freude, die ganze Stadt in einem emotionalen Taumel, Napoli in cielo : Durch den grandiosen Sieg über Genua ist die Stadt endlich wieder in der Oberliga! Deutscher Sommer 2006: Ein Jubel ein Volk! Wir sind Weltmeister, wir!
    Wen interessiert dagegen in Belgien, daß eine gewisseJustine Henin zum dritten Mal das French Open gewann? Die Identitätsbildung der Städte und der Nationen geschieht durch den Fußball, nicht das Tennisspiel, unten gemeinsam, nicht oben und elitär.
Bildwende
    Â»Aber hören Sie! Schon bei Kant deutet sich der iconic turn an: ›Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind. Daher ist es ebenso notwendig, seine Begriffe sinnlich zu machen (d. i., ihnen den Gegenstand in der Anschauung beizufügen), als seine Anschauungen sich verständlich zu machen (d. i., sie unter Begriffe zu bringen).‹ Bilder sind das A und O des Denkens!«
    Â»Ein Irrtum, ein purer Irrtum! ›Den Gegenstand in der Anschauung beifügen‹ – wie soll denn das bei dem Philosophen selber gehen? Fügen Sie doch einmal dem Titel Kritik der reinen Vernunft den Gegenstand in der Anschauung bei!›Kritik‹ in der Anschauung, ›Vernunft in der Anschauung‹! Lächerlich, mein Guter.«
Pacta sunt servanda
    Verträge und Versprechen müssen gehalten werden, das ist der vielleicht älteste Satz des Naturrechts. Der Kanzler sagte, daß er illegalen Spendenzahlern sein Ehrenwort gegeben habe, sie nicht zu nennen, und daß er an dieses Ehrenwort gebunden sei; ein Sizilianer aus Corleone hielt den Vertrag und brachte die Leiche eines Polizisten pünktlich im Kofferraum nach Palermo, großartig, weil er viele Straßensperren zu umgehen hatte. Der Organkäufer zahlte die vereinbarte Summe und blieb im Geschäft. So gibt es entgegen dem Gerede vom Werteverfall doch konstante Redlichkeiten auf der Welt.
Außenwelt
    Was die

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