Warum aendert sich alles
AuÃenwelt ist, weià jeder â mit einer groÃen Armbewegung läÃt sich zeigen, wo sie sich befindet: Im All bis hinab zum Nachbarhaus, und? Gehört mein Arm zur AuÃenwelt? Das eigene Gehirn? Die Kühnen entscheiden sich für ja oder nein, aber wir suchen keine Kühnheit, sondern die Wahrheit: Ist mein Gehirn ein Teil der AuÃenwelt?
Im Körper dieses Schimpansen hier und jenes Menschen gibt es jeweils ein Gehirn. Zugestanden. In diesen Gehirnen nun laufen die Reize der Sinne zusammen, werden umgemodelt, vereinigt und als das projiziert, was wir als unsere Welt, AuÃenwelt, erleben: Der Baum dort ist eine Formation des Gehirns aufgrund bestimmter Sinnesreize. Jetzt kühn der Schluà gezogen: Das Gehirn des Schimpansen, ein Organ in der Raum-Zeit-Welt, also AuÃenwelt, produziert die Welt, in der es selbst vorkommt.
Ohne groÃe Armbewegung verneigen wir uns in Ehrfurcht vor diesem und unserem eigenen Gehirn da drauÃen.
Freiheit, Gleichheit, Ungleichheit
Ãber die rechtliche Freiheit vom ungesetzlichen Zwang durch andere Bürger konnte man sich in der Neuzeit rasch einigen, damit aber auch über die rechtliche Gleichheit aller Bürger, die eine Folge der gesetzlichen Freiheit ist. Der winzige Rest blieb die gesellschaftliche Hierarchie, das ökonomische Oben und Unten, die »inégalité parmi les hommes«, die nicht mehr durch die gottgewollten Stände der Geistlichkeit, des Adels und des dritten Standes der Bürger gedeckt war. Die Französische Revolution verkündete kühn das Einverständnis unter Brüdern, fraternité sollte das Dritte sein: »Liberté, égalité, fraternité!
Ein Russe und ein Pole fanden einen Goldklumpen. »Teilen wir ihn unter Brüdern!« sagte der groÃe Bruder. »Mir ist fünfzig/fünfzig lieber«, sagte der Pole.
Wie geht man mit der teils naturgegebenen, teils gesellschaftlich erzeugten physischen und geistigen Ungleichheit von Brüdern und Nichtbrüdern rechtlich um, oder: Wie ist das Problem der Gerechtigkeit immer neu zu lösen?
Tiefsinn
Ein Autor, der auf sich und sein Nachleben hält, sollte Formulierungen lancieren wie: »Der Schmerz gehört zu jenen Schlüsseln, mit denen man nicht nur das Innerste, sondern zugleich die Welt erschlieÃt.« (Ernst Jünger) Irgend jemand wird des Weges kommen, den Satz im Staub entdecken und als FuÃnote in sein schon abgeschlossenes Manuskript einfügen. Der nächste rückt den Satz in den Haupttext ein. Und als Motto endet er, unübertroffen in seiner existentiellen Wahrheit. Zur Abwechslung läÃt sich auch verwenden: »Die Freude gehört zu jenen Schlüsseln, mit denen man nicht nur das Innerste, sondern zugleich die Welt erschlieÃt.« »Der Gesang gehört [...].« Oder auch: » [...] nicht nur die Welt, sondern zugleich das Innerste erschlieÃt«. Aber auch: »Ein nackter Körper löst alle Probleme des Universums.« Auch: »Das Universum verbirgt sich im nackten Stamm einer Zeder.« »Die Wahrheit liegt im Sein beschlossen.« Das wahrhaft Gute an diesen Sätzen ist, daà der Leser den Tiefsinn spürt und in den Schwebezustand einer endlosen Reflexion versetzt wird, nur der herbe Alltag oder der kalte Verstand kann sie beenden.
Auge um Auge, Zahn um Zahn:
Strafe muà sein
»Gegen die harte Logik der Vergeltung ist wenig einzuwenden. Wie du mir, so ich dir, jus talionis : der Verbrecher verdient sich seine Strafe selber durch die Tat, so wie auf dem Markt den Lohn für seine Arbeit. Wer die Gesetze überschreitet,ist der ideelle Urheber der Strafe, die der Staat über ihn verhängt. Auge um Auge, Zahn um Zahn, der überführte Verbrecher kann sich über Unrecht nicht beklagen, also geschieht ihm ganz recht. Das einzige Problem: Wie kann man die Strafbehörden mit Hämmern und Zangen ausstatten, um dem Straffälligen hier einige Zähne, dort ein Auge auszuschlagen und den Folterer zu foltern?«
»Alles falsch. Diese Strafe ist ein Ãbel, das einem Menschen zugefügt wird; Menschen aber und also auch Staaten sollen gesetzlich nur Gutes tun, also können Verbrechen nicht mit einem Ãbel vergolten werden, sondern der Staat muà den irrenden Delinquenten aufklären und bessern und läutern.«
»Mit Gewalt oder nur, wenn der Herr Delinquent es auch möchte? Soll dieser selbst erklären, wann er geläutert
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