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Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet

Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet

Titel: Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Schwarz
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uns befinden. Hier haben wir also gleich zwei Elemente, die ebenfalls zu den Grundfunktionen des Gehirns gehören, nämlich die Lernfähigkeit und die soziale Interaktion. Das menschliche Gehirn kann gar nicht anders, als ständig dazuzulernen. Jede eingehende Information wird auf ihre Relevanz geprüft und auch dahingehend, ob sie zu dem bestehenden Wissen passt.
    Im Prinzip sortieren wir die eingehenden Informationen ständig in drei Schubladen ein: »die Information ist bereits bekannt«, »die Information ist neu« oder »die Information ist Quatsch«, dann landet sie in der Schublade »schnell wieder vergessen«. Dass wir bereit sind, ständig dazuzulernen, liegt, wie schon beschrieben, am Belohnungssystem, das uns mit guten Gefühlen versorgt, wenn wir etwas entdecken, das uns bis dahin nicht bekannt war.
    Ständig ist unser Gehirn dabei, neue Verbindungen herzustellen und alte zu kappen. Diese Neuroplastizität ermöglicht es dem Menschen, sich schnell auf veränderte Bedingungen einzustellen und nicht in einmal gewählten Verhaltensweisen zu verharren. Die Evolution findet also tagtäglich in unseren Köpfen statt.

Kapitel 2 - Das kalkulierbare Gehirn –wie das Marketing unsere Denkfehler nutzt
    E in kurzer Blick in die Wirtschaftsgeschichte zeigt uns, wie radikal sich die Welt gewandelt hat. Viele Jahrhunderte lang waren die Händler die Könige der Wirtschaft. Sie beschafften wertvolle, weil besonders knappe Güter aus fernen Ländern – wie Seide, Baumwolle, Gewürze, Kaffee und Kakao – und verkauften sie zu exorbitanten Preisen, die die Händler unfassbar reich machten.
    Dann kamen die Industriebarone mit ihren Stahlwerken und der chemischen Industrie. Die Produktion billiger Massenware wurde nun zum Motor des Wohlstands. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Westdeutschland das Wirtschaftswunder: Kühlschrank, Waschmaschine, Fernseher und Auto für jeden Haushalt. Heute leben wir in Europa in einer Überflussgesellschaft. Alles Notwendige ist zu niedrigsten Preisen, von denen früher niemand zu träumen wagte, überall erhältlich. Glücklicher sind die Menschen dadurch allerdings nicht geworden.
    Wenn unsere Wirtschaft sich nur darauf beschränken würde, den Bedarf der Menschen an notwendigen Gütern zu decken, hätten wir zwar kaum Geldprobleme, aber als verwöhnte Mitteleuropäer würden wir das Leben als recht freudlos empfinden.
    Schauen wir uns zum Beispiel den einzigen Supermarkt in einem abgelegenen Küstenort Neufundlands an. Ein solcher Laden ist keine 100 Quadratmeter groß und verkauft alles, was die Bewohner des Ortes zum Leben brauchen: zwei Sorten Kaffee, Kondensmilch in Dosen, einige Grundnahrungsmittel wie Mehl, Zucker, Salz und den Rest der Lebensmittel ebenfalls in Dosen (Fleisch in Dosen, Fisch in Dosen, Gemüse in Dosen), und von allem keine Auswahl, eine Sorte weiße Bohnen ohne Tomatensoße, eine Sorte mit Tomatensoße – und natürlich auch Alkohol und Bier, aber auch davon nur wenige Sorten.
    Wirkliche Auswahl gibt es nur bei anderen Dingen, die dort zum täglichen Lebensbedarf gehören: unterschiedlich dicke Taue, für den Fischfang diverse Angelhaken und unzählige Ersatzteile für Außenbordmotoren. Ersatzteile für Rasenmäher braucht niemand, weil niemand einen Rasen an der felsigen Küste hat. Es gibt auch keine Tageszeitung, weil die ja nicht täglich geliefert werden könnte. Dafür hat man Radio und Fernsehen und einige Monatsmagazine zu den wichtigen Themen, Fischfang zum Beispiel.
    Ähnliche Läden fand man noch vor 30 Jahren auch an der dänischen, norwegischen und schwedischen Küste. Dort sind sie inzwischen verschwunden, weil der Tourismus gekommen ist. Aber in Neufundland gibt es keine Touristen, jedenfalls nicht in diesen kleinen Orten. Trotzdem halten sich die Dorfbewohner gern in ihrem Supermarkt auf, nicht weil sie das Warenangebot anlockt, sondern weil sie dort die Nachbarn treffen und mit ihnen eine Tasse Kaffee trinken können. Die Leute sind damit ganz zufrieden. Bei uns wäre das unvorstellbar. Ein Großteil der Jugendlichen und Erwachsenen würde wahrscheinlich schon nach wenigen Tagen unter Entzugserscheinungen leiden.
    Früher war es das Ziel des Marketings, die Vorteile der eigenen Produkte oder Dienstleistungen zur Geltung zu bringen und an die Nutzer zu kommunizieren. Das ist heute anders. Wer heute etwas verkaufen will, muss neue, verborgene Wünsche wecken.
    Die neuen Formen des Marketings müssen die bei den Kunden unbewusst vorhandenen

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