Warum ich?: Ohne Ausweg... (German Edition)
eine Lüge anhörte?
Bevor er an mir vorbeigehen und den Raum verlassen konnte, hielt ich ihn am Handgelenk fest.
"Jannis, ich weiß nicht, was ich denken oder fühlen soll. Ich bin verwirrt. Verzeih mir ... ok?"
Er sah mich gequält an, riss sich los und verschwand im Flur. Hastig sprang ich auf und versuchte mich anzuziehen. Als ich meine Hose angezogen hatte, hörte ich die Tür zuschlagen. Schnell lief ich hinter ihm her.
Er schwang sich gerade auf sein Rad.
"Jannis, so warte doch ..." Ich war zur Tür hinausgetreten aber mit nacktem Oberkörper konnte ich ihm nicht hinterher.
"Ihr seid doch alle gleich!", schrie er mir entgegen und trat ordentlich in die Pedale, ließ mich stehen, ratlos, mit einem schlechten Gefühl im Bauch.
Ich weiß nicht, wie lange ich da stand, bevor ich den Nachbarn bemerkte, der mich misstrauisch musterte.
Ich beeilte mich, ins Haus zu kommen, grüßte ihn nicht.
Schuldig! Stand mir auf die Stirn geschrieben. Das wusste ich und drei Wochen später wusste es jeder in unserem Viertel?
Als ich die Haustür hinter mir schloss, stürzte meine ganze Welt über mir zusammen. Mit Macht erwischte mich das schlechte Gewissen meiner Frau gegenüber. Ich hatte sie gerade betrogen, hier in unserem Haus.
Betrogen mit einem Schüler; mit dem besten Freund unseres Sohnes.
Wie nannte man das? Ich hatte Unzucht getrieben mit einem Schutzbefohlenen. Strafbar hatte ich mich gemacht! Jannis war zwar schon sechzehn, aber er stand in einem Abhängigkeitsverhältnis.
Auf keinen Fall durfte irgendwer davon erfahren!
Ich sammelte meine Kleidung im Wohnzimmer auf und entsorgte das Kondom.
Alles mechanisch, in Gedanken. Wirre Gedanken, gemischt mit den Bildern in meinem Kopf, die Jannis und mich zeigten. Die mir die heftigen Gefühle zurückbrachten. Jannis, oh mein Gott, was hatte ich getan?
Nicht nur, dass ich mit ihm geschlafen und Tabus gebrochen hatte, die ich nie hätte antasten dürfen, nein, ich ließ ihn auch noch nach dem Sex allein, weil meine eigene Unzulänglichkeit mich fesselte und blockierte.
Ich hätte mich um ihn kümmern müssen, statt untätig da zu sitzen. Seine Frage hatte doch mehr als deutlich seine Ängste gezeigt. Die Angst, nicht mehr gemocht zu werden.
Was empfand ich für Jannis? Wieso hatte ich ihm nicht die Angst ganz einfach nehmen können? Weil ich nicht wusste, welcher Natur meine Gefühle für ihn waren. Weil ich noch nie etwas für einen Schüler gespürt hatte, außer Sorge, Fürsorge.
Fürsorge, die mich auch dazu bewogen hatte, mich um Jannis zu kümmern, ihn in unsere Familie aufzunehmen.
Was war nur daraus geworden?
Liebe war es nicht! Das wusste ich sicher und darum hatte ich ihn nicht so einfach trösten können.
Jannis hatte mich mehr und mehr in eine Ecke gezwängt, in die ich mich hatte hineinzwängen lassen.
Ich war erwachsen, ich hätte es nicht zulassen dürfen. Ich hatte es so weit kommen lassen. Er war nur ein dummer Junge!
Ich sprang unter die Dusche. Wusch und wusch, versuchte die Angst vor Entdeckung abzuwaschen. Jannis Geruch, der so berauschend gewesen war, zu übertünchen. Ich wusch die Spur seiner Hände von meinem Körper, die mich zärtlich und kundig verwöhnt hatten. Ich stoppte meine Hände, die sich rhythmisch über meine Härte bewegten, weil es heiß in mir hochstieg bei dem Gedanken, was wir getan hatten.
Den Wunsch es noch einmal zu tun, konnte ich nicht abwaschen. Alles andere verschwand im Ausguss, fortgespült mit dem Schaum. Sauber von außen und innen beschmutzt.
Wie musste es in Jannis aussehen? --- Ihr seid doch alle gleich--- hatte er geschrien. Was meinte er damit?
Ich war froh über die umtriebige Geschäftigkeit, die herrschte, als Betty und die Kinder nach und nach zu Hause eintrudelten.
Alle waren beschäftigt und so fiel meine Anspannung nicht auf. Ich hatte Betty wie immer einen Kuss aufgedrückt, Jacky in den Arm genommen und als Timo vom Training kam begrüßte ich ihn ebenfalls wie immer. Wuschelte durch sein Haar und fragte beiläufig nach seinen Trainings-Fortschritten.
In mir drin sah es anders aus. Fortwährend wurde mir flau im Magen. Ich kämpfte gegen die Übelkeit an, die in mir aufstieg, wenn ich mich an das Geschehene erinnerte und an die Folgen meines Tuns dachte. Es durfte niemals herauskommen. Ich würde es sicher nicht verraten. Was aber, wenn Jannis damit hausieren ging?
"Thomas, was ist los, du wirkst so abwesend?" Die Frage, die Betty mir stellte und die sie damit untermauerte, mir ihre Hand auf die Schulter zu
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