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Warum Liebe Weh Tut

Warum Liebe Weh Tut

Titel: Warum Liebe Weh Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Illouz
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Tag legen sollte, macht den Knackpunkt der emotionalen Verhandlungen in einer noch jungen Beziehung aus.
    Die Spannung zwischen Anerkennung und Autonomie wird dadurch verstärkt, daß Anerkennung in den meisten romantischen Beziehungen nicht statisch bleiben kann. Bedingt durch die institutionelle und narrative Verschränkung von Liebe und Ehe ist das narrative Telos des Anerkennungsprozesses eine Bindung, also die Verbindung von Gefühl und Institution.  [64] Viele, wenn nicht die meisten ro 245 mantischen Beziehungen müssen entweder auseinandergehen oder »verbindlich« werden. Aufgrund der Struktur der Autonomie jedoch ist Verbindlichkeit das, was nicht gefordert werden kann. Eine Website zu Beziehungsnöten bietet uns ein Beispiel:
     
    Aber ich habe ein bißchen gegoogelt deswegen  [er ist immer noch mit seinem Profil auf Match.com aktiv, wo sie sich kennengelernt haben], und es beunruhigt mich. Er und ich haben noch kein offizielles »Beziehungsgespräch« gehabt (ehrlich gesagt würde ich lieber abwarten und schauen, wie die Dinge von selbst ins Reine kommen), also muß ich mich notgedrungen fragen: Trifft er sich mit anderen Frauen? Bin ich nur ein Techtelmechtel für ihn? Ich möchte ihn nicht auf dieses Thema ansprechen, weil bislang alles so entspannt und ohne Dramen lief.  [65]
    Wenn es als »Drama« und »schwierig sein« betrachtet werden kann, einen Mann nach seiner Treue und Verbindlichkeit zu fragen, dann deshalb, weil die Autonomie das Verlangen nach Anerkennung ausstechen muß. Die Spannung zwischen Anerkennung und Autonomie erklärt, warum die Frage, wer den ersten Schritt tut, zu einer ausgesprochen schwierigen geworden ist. »Der ängstliche oder auf Selbstschutz bedachte Verliebte versucht, die geliebte Person zuerst dazu zu bewegen, ihn zu lieben, ehe er es wagt, sich zu öffnen. Vielleicht treibt ihn eine Angst, die sich üblicherweise Gefühlen der Wertlosigkeit oder Minderwertigkeit verdankt.«  [66] Ein Liebender ist verängstigt, weil eine Spannung zwischen Autonomie und Anerkennung herrscht. Dafür im folgenden ein weiteres Beispiel, in dem wir die Gründe enträtseln können, warum das ultimative Verlangen nach Anerkennung – eine Bindung – im Fall der 38jährigen Irene, einer PR -Managerin, verweigert wird.
     
    246 IRENE : Andy bin ich vor fünf Jahren begegnet. Als ich ihn kennenlernte, war ich mit jemand anderem zusammen, mit dem es aber nicht so gut lief, und Andy schien ganz begierig darauf, mich zu kriegen. So kamen wir zusammen, und ich kann nicht behaupten, daß ich von Anfang an verrückt nach ihm gewesen wäre. Aber er machte alles richtig, schrieb Liebesgrüße, unternahm Überraschungsausflüge mit mir, machte mir kleine Geschenke, bekochte mich. Nach einem Jahr wurde er zum Vertriebsleiter befördert und aufgefordert, nach Europa zu gehen, nach London. Er bat mich, mitzukommen. Ich dachte darüber nach und beschloß rasch, ja zu sagen. Mein Vertrag mit meiner Firma sah eine dreimonatige Kündigungsfrist vor, also konnte ich nicht gleich mitkommen. Ich traf zwei Monate später ein. Als ich ankam, tatsächlich noch am Tag meiner Ankunft, spürte ich, daß sich seine Leidenschaft abgekühlt hatte. Einfach unerklärlicherweise abgekühlt. Ich fragte ihn immer wieder, ob etwas passiert war, warum er nicht mehr so liebevoll war. Aber er wich aus und sagte, er wisse nicht, ob er sich binden könne. Drei Monate später verließ ich ihn, ging zurück nach NYC , und war am Boden zerstört.
    INTERVIEWERIN : Am Boden zerstört.
    IRENE : Aber wissen Sie was? Ich liebte ihn noch immer. Nicht, daß er sich mir gegenüber schrecklich verhalten hätte. Er war nicht schrecklich. Eher tat es ihm leid. Wissen Sie, was ich meine? Er hörte einfach auf, mich zu lieben. Und es war ja nicht so, daß er mir versprochen hätte, mich zu heiraten. Das hatte er nicht. Aber er hörte auf, mich zu lieben. Was kann man da noch sagen? Liebe mich, weil ich großartig bin? Natürlich konnte ich das nicht sagen. Das wäre töricht. Und obwohl ich meinen Job für ihn aufgegeben hatte, meine mietpreisgebundene Wohnung für ihn aufgegeben hatte, meine Ersparnisse abgehoben hatte, im Grunde mein Leben aufgegeben hatte, war ich nicht wütend, nur verletzt. Deshalb liebte ich ihn noch immer. Vielleicht liebte ihn ein Teil von mir mehr.
    INTERVIEWERIN : Sie haben also Ihr Leben aufgegeben, wie Sie gerade sagten, ohne ein Heiratsversprechen. Fiel Ihnen das leicht?
    IRENE : Es ist nicht so, daß

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