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Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition)

Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition)

Titel: Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brockmann
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Blitz: Er erfuhr, dass Eberts schlimmste Befürchtung eintritt, war aber überrascht, dass dieser flieht?
    Eberts Charakter? »Ein Schauspielertyp, narzisstisch, er will immer im Mittelpunkt stehen. Er hat aber auch ein Helfersyndrom gegenüber anderen Patienten.« Blitz: Er verklärt ihn. Ebert interessiert sich wirklich nicht sonderlich für die Sorgen anderer. »Damals in der Haft ist Ebert ›ungeduldig‹ geworden.« Blitz: Sieht er Ebert als Opfer? »Ebert ist ein Frauentyp, aber jemand muss ihm wehgetan haben, darum hegt er unbewusst Rachegedanken.« Blitz: Ja! Er sieht Ebert als Opfer! »Ebert ist kein Sittlichkeitsverbrecher. Er verspürt nur die Lust zum Töten, nicht aber zur Vergewaltigung. Heute hat er nicht mehr den Wunsch zu töten, sonst hätte er schon längst zugeschlagen. In der Klinik hatte er Zeit zum Nachdenken. Er ist rational in der Lage, seinen Trieb zu steuern.« Blitz: Rechtfertigt er seine Hilfe, indem er ihn für geheilt erklärt? Die Verlegung ins Gefängnis könne er aber nachvollziehen: »Ebert ist untherapierbar.« Interessant: Erst erklärt er ihn für geheilt, dann für untherapierbar. Mit wem er gesprochen habe, als er von der Flucht hörte? »Das weiß ich nicht mehr.« Sein Mandant ist geflohen, und er will sich nicht mehr erinnern!
    Ebert verstecke sich vielleicht im Hamburger Umland oder in Spanien. »Fehlspur«, notiere ich. Wer Ebert unterstützen könnte? Wie aus der Pistole geschossen antwortet er: »Frau Papadopoulou nicht, dazu liebt sie ihren Arbeitsplatz zu sehr.« Absurd, ihr ist schon so gut wie gekündigt. Deckt er die andere Helferin? »Bei mir würde er sich nicht melden, weil ich keine finanziellen Möglichkeiten habe, ihn zu unterstützen. Außerdem will er sicher meine berufliche Stellung nicht gefährden.« Ich muss schmunzeln. Er scheint wirklich von Eberts Gutherzigkeit sehr überzeugt zu sein, wenn er ein solches Argument verwendet. Er sieht Ebert so, wie dieser gesehen werden will. Diesem Mann würde Ebert vertrauen.
    Die Ermittler haben auch in Trinkmanns Umfeld Verdachtsmomente gefunden. In der Nacht nach der Flucht wurde er in einem Hotel gesehen. Es war das Hotel, in dem Sophia Papadopoulou Zuflucht vor der Presse gesucht hat. Außerdem vertritt Trinkmann Papadopoulou bei einem Rechtsstreit. Und wie kam der Kontakt zustande? Auf Empfehlung Eberts.
    Der Kreis schließt sich.
    Trinkmann wird observiert. Sein Telefon wird abgehört, ebenso die Gespräche in seiner Wohnung. Es ist ein Sonderfall. Die juristische Hürde, jemanden mit Lauschtechnik zu überwachen, ist sehr hoch, weil es ein tiefer Eingriff in die Privatsphäre ist. Der Richter darf die Genehmigung nur erteilen, wenn der Verdacht auf ein besonders schweres Verbrechen vorliegt – wie Mord oder Rauschgifthandel. Oder wenn es darum geht, eine Gefahr abzuwenden. Darum haben wir in diesem Fall nach langer juristischer Prüfung die Genehmigung bekommen. Vielleicht führt uns die Überwachung zu Ebert. Die Fahnder finden zumindest schnell einen weiteren Hinweis. Trinkmann hat einen Bekannten, Ralf Wohlert, mit dem er häufiger das Thema Ebert anschneidet. Aber die beiden sprechen auffällig konspirativ miteinander, fast als würden sie Codes verwenden. Wohlert hat viel Zeit im Gefängnis verbracht, unter anderem wegen Diebstahls. Diese beiden Männer wissen, dass sie am Telefon vorsichtig sein müssen. In ihnen hat Ebert die erfahrenen Helfer gefunden, die er braucht.
    Wir lauschen und warten. Wochen vergehen. Sie verraten nichts. Können wir es schaffen, die Helfer aus der Balance zu bringen?
    Wir versuchen es beim anscheinend labilsten Mitglied des Trios. Sophia Papadopoulou wird zu einer erneuten Vernehmung ins Präsidium geladen. Womöglich können wir sie zur Vernunft bringen. Papadopoulou wirkt anfangs recht entspannt, sie spricht viel, ist eloquent. Ob sie sich vorstellen könne, wo Ebert steckt? Vielleicht in Berlin, sie wisse es nicht. Fragen. Antworten. Fragen. Antworten. Papadopoulou gibt sich keine Blöße. Doch die Kollegen haben sich vorbereitet. Sogar das Licht im Raum ist gedimmt, und sie haben etwas besorgt, das Eberts Helferin die Wahrheit vor Augen führen könnte – die Wahrheit über den Mann, dessen sie sich aufopferungsvoll angenommen hat. »Sagen Sie mal, können Sie als Psychologin uns erklären, warum der Markus so etwas macht?«, fragt Soko-Leiter Chedor. Und dann legt er etwas auf den Tisch. Große Fotografien. Ein Auge ohne Lid, Armstümpfe ohne Hände, Würgemale.

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