Warum so scheu, MyLady
unnötiger Vehemenz auf den Tisch stellte, spritzten ein paar Tropfen heraus.
“Sir, wenn ich auch verstehe, dass Sie vor lauter Begeisterung für meine Kusine Ihre Manieren vergessen – ich lasse mich nur ungern mit Wein überschütten.”
Verlegen wandte er sich zu Lady Marleigh, die neben ihm saß. “Verzeihen Sie, Madam.”
“Ist Sarah nicht bildschön? Kein Wunder, dass sie Ihr Herz erobert hat.”
Devon hob verblüfft die Brauen. “Heißt das, Sie billigen unsere Verlobung?”
“Nicht ganz”, erwiderte sie zögernd.
“Und was haben Sie dagegen einzuwenden?”
Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie seinem Blick stand. “Sie ist ein herzensgutes Mädchen. Hoffentlich werden Sie stets daran denken.”
So ähnlich hatte sich auch Monteville geäußert. Und Mary … Devon lächelte sarkastisch. “Offenbar fürchten Sie, ich würde auf Sarahs gefühlvollem Herzen herumtrampeln.”
“Nicht mit Absicht. Aber Ihr Ruf macht mir Sorgen.”
“Also haben Sie gewisse Gerüchte gehört. Keine Bange, ich werde Ihre Kusine weder einsperren noch misshandeln – und ihr auch keinen Grund geben, aus meinem Haus zu fliehen.”
“Von Ihrer ersten Frau spreche ich nicht, sondern von Ihren Affären.”
“Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, Lady Marleigh. Dann will ich genauso offen sein. Im Augenblick gibt es keine Affären. Und ich werde auch in Zukunft darauf verzichten. Vielleicht wird Sie das überraschen – aber ich halte sehr viel von der ehelichen Treue.”
Überrascht lächelte sie ihn an. “Sehr gut, Sir. Also darf ich gewisse Hoffnungen in die Ehe meiner Kusine setzen.”
Ehe er antworten konnte, stand Lord Monteville auf. Er wartete, bis alle Gespräche verstummt waren, und räusperte sich. “Wie die meisten Anwesenden bereits wissen, haben wir uns heute Abend hier versammelt, um eine Verlobung bekannt zu geben, die den unglückseligen Zwist zwischen den Chandlers und den St. Clairs beenden soll. Zu meiner großen Freude werden der Marquess of Huntington, Devon St. Clair, und meine Enkelin, Sarah Chandler, demnächst heiraten.”
Plötzlich flog die Tür hinter ihm auf, und er drehte sich um. Mit langen Schritten stürmte ein Mann herein und blieb wie festgewurzelt stehen.
“O nein!”, stöhnte Sarah, und Devons Blut drohte zu gefrieren.
Mit kalten Augen schaute sich Nicholas Chandler, Viscount Thayne, im Speiseraum um. An seinem goldbraunen Haar hingen glänzende Regentropfen. Schließlich richtete er seinen Blick auf Devon. “Was hat Sie bewogen, erneut Ihren Fuß in dieses Haus zu setzen, Huntington?”
“Ein höchst erfreulicher Anlass”, erwiderte Devon und lächelte frostig. “Wie nett, dass Sie gerade noch rechtzeitig erscheinen, um mit uns zu feiern”, fuhr er fort und winkt einen Lakaien herbei. “Ein Glas Wein für Lord Thayne.”
Hastig reichte der Diener dem Viscount ein gefülltes Glas, und Nicholas nahm es entgegen, ohne Huntington aus den Augen zu lassen. “Ein Toast, Gentlemen!” Devon hob sein Glas, und die verblüfften männlichen Gäste folgten seinem Beispiel. “Auf meine Hochzeit mit Lord Thaynes Schwester, Miss Sarah Chandler!”
Von Gratulanten umringt leerte er das Glas in einem Zug. Voller Genugtuung beobachtete er, wie alle Farbe aus Thaynes Gesicht wich. Dann wandte er sich zu Sarah, und seine Freude verflog sofort. Wie versteinert saß sie da, die Wangen aschfahl. Was zum Teufel hatte er ihr angetan?
Nachdem sich die Gäste verabschiedet hatten, konnte Sarah endlich nach oben flüchten. Sie wollte ihr Schlafzimmer betreten, aber da erschien Nicholas an ihrer Seite. “Verdammt, Sarah, was tust du?”
“Ich gehe zu Bett!”, fauchte sie. Im Verlauf des grässlichen Abends waren ihre Kopfschmerzen immer schlimmer geworden. Nicholas’ Ankunft hatte die festliche Stimmung getrübt und die Gäste erneut in zwei Lager geteilt. Gekränkt und erbost hatte Sarah keinen Versuch unternommen, mit Huntington zu sprechen. Stattdessen hatte sie sich auf die Chandler-Seite geschlagen.
“Das meine ich nicht”, entgegnete Nicholas, packte ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. “Keine Ahnung, was hier geschehen ist. Aber du kannst Huntington nicht heiraten.”
“Doch.”
“Verstehst du denn nicht, dass er sich nur an unserer Familie rächen will?”
Nur mühsam verdrängte sie die schmerzlichen Erinnerungen. “Wie auch immer, ich werde ihn heiraten. Ich habe keine Wahl.”
“Was hat er dir angetan?”
“Nichts. Würdest du mich jetzt
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