Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
Vom Netzwerk:
auf ihn zuzugehen”, bat Jessica. “Er braucht dich.”
    Entgeistert starrte Sarah ihre Schwägerin an. “Daran zweifle ich. Aber ich will mich bemühen.”
    “Danke.” Jessica umarmte Sarah. “Bald sehen wir uns wieder”, versicherte sie, bevor sie hinauseilte.
    Sarah stand in der Mitte des Zimmers. Nun gab es nichts mehr zu erledigen. Sie ergriff ihre Glacéhandschuhe und trat in den Flur hinaus. Langsam schloss sie die Tür.
    “Sarah!” Verwirrt drehte sie sich zu ihrem Bruder um. “Es ist an der Zeit, aufzubrechen, und ich würde dich gern zu deinem Wagen begleiten.”
    In ihren Augen brannten Tränen. “Das ist sehr nett von dir, Nicholas.” Mühsam zwang sie sich zu einem Lächeln. “Du wirst mir fehlen.”
    “Obwohl ich dir so viel Kummer bereitet habe? Ich weiß, bei meiner Ankunft benahm ich mich abscheulich. Ich dachte nur an dein Wohl und ich fürchte, die Ehe mit Huntington macht dich nicht glücklich. Wenigstens behandelt er dich gut.” Ein paar Sekunden lang wich er ihrem Blick aus. “Mary hat mir erklärt, er habe das Scheitern ihrer Ehe nicht verursacht.”
    “Danke.” Dieses Geständnis war ihm sicher nicht leicht gefallen. Liebevoll schlang sie die Arme um seinen Nacken, und er drückte sie etwas ungeschickt an sich. Dann führte er sie die Treppe hinab.
    Polternd hielt der Wagen auf dem Kopfsteinpflaster im Hof der Postkutschenstation, wo sie zu Abend essen würden. Sarah schaute zu Devon hinüber, der sich ihr gegenüber an die Polsterung gelehnt hatte, die Augen geschlossen. In seine bleiche Stirn hing eine dunkle Locke und verlieh ihm ein verwegenes Flair. Obwohl er sich nicht beklagt hatte, wusste sie, dass ihm die Fahrt trotz der gut gefederten Kutsche äußerst unangenehm gewesen war.
    Nur ein einziges Mal hatten sie die fast fünfstündige Fahrt unterbrochen. Vielleicht sollte sie ihn wecken. Als würde er ihre Gedanken lesen, hob er die Lider. “Wo sind wir?”, fragte er leicht benommen.
    “Im Hof des Gasthauses.”
    “Ach ja, das White Pigeon.” Er rieb seine Schulter. “Hier kann man halbwegs gut essen. Ich nehme an, du bist hungrig?”
    “Sogar sehr.” Darüber staunte sie selbst. Aber während der Fahrt hatte ihre Nervosität allmählich nachgelassen. Ihre Zofe Liza hatte fast die ganze Zeit geschlafen, so wie Devon. Unterdessen hatte sie die Landschaft betrachtet und an nichts Besonderes gedacht.
    Steifbeinig kletterte Devon aus der Kutsche und half seiner jungen Frau auszusteigen. Als sie den Hof durchquerten, wo reges Leben und Treiben herrschte, kühlte die Abendluft ihre Wangen.
    An der Tür des Gasthauses kam ihnen der Wirt entgegen. “Welch eine Freude, Mylord! Natürlich möchten Sie im Privatsalon speisen. Wir haben eine wunderbare Hammelkeule …” Dann fiel sein Blick auf Sarah, und er verstummte. Ohne seine Neugier zu verhehlen, hob er die Brauen.
    “Mr. Henwick – meine Frau.”
    “Oh, herzlichen Glückwunsch, Mylord! Alles Gute, Mylady.”
    “Vielen Dank.” Besorgt musterte sie Devons blasses Gesicht. “Wenn der Salon verfügbar ist, sollten wir vielleicht hineingehen und uns setzen. Lord Huntington fühlt sich nicht besonders gut.” Geflissentlich ignorierte sie Devons missbilligende Miene.
    “Ja, natürlich”, stimmte Mr. Henwick mitfühlend zu. “Hoffentlich nichts Ernstes? Bitte, folgen Sie mir.” Er führte sie in einen gemütlichen kleinen Raum und versprach, man würde das Dinner möglichst bald servieren. Dann eilte er hinaus.
    “Du solltest dich setzen, Devon”, mahnte Sarah.
    Ungehalten wandte er sich zu ihr. “Es war überflüssig, Henwick über meinen Zustand zu informieren.”
    “Da du den Eindruck erweckt hast, du würdest jeden Augenblick zusammenbrechen, wollte ich Mr. Henwick an weiteren Gratulationen hindern. Bitte, nimm Platz.”
    Die Arme vor der Brust verschränkt, blieb er beharrlich stehen. “Dass du so autoritär bist, wusste ich gar nicht.”
    “Dieser Ohrensessel sieht sehr bequem aus.”
    “Und warum setzt
du
dich nicht?”
    Seufzend sank sie auf ein kleines Sofa. “Würdest du meinem Beispiel endlich folgen?”
    Zu ihrer Bestürzung sank er neben ihr in die Polsterung. “Sehr komfortabel.”
    Beklommen versuchte sie die sonderbaren Gefühle zu verdrängen, die seine Nähe in ihr weckte. Sollte sie aufspringen oder sich an ihn schmiegen?
    “Warum bist du so besorgt um mich, Sarah?”, fragte er leise.
    “Weil ich vermeiden möchte, dass du ernsthaft krank wirst. Ich habe keine Ahnung, wie lange

Weitere Kostenlose Bücher