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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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um.
    Devon öffnete die Läden eines schmalen Fensters, und helles Sonnenlicht fiel herein. “Komm, Sarah, schau hinaus!”
    Zögernd trat sie an seine Seite und musste ihrer Schwägerin recht geben – die Aussicht war atemberaubend. Zwischen Hecken und Baumgruppen erstreckten sich grüne Felder und Weiden, wo mehrere Schafherden grasten. In der Ferne entdeckte sie den Turm einer Dorfkirche.
    “Gefällt’s dir?”, fragte Devon.
    “Einfach wundervoll …”
    Plötzlich erklang ein Klicken, und beide zuckten zusammen.
    “Was zum Teufel …” Devon ging zur Tür und drückte auf die Klinke. Ungläubig wandte er sich zu Sarah. “Wir sind eingesperrt.”
    “Bist du sicher?” Sie folgte ihm. “Vielleicht klemmt die Tür?”
    “Mal sehen …” Mit aller Kraft stemmte er sich gegen das massive Holz, das nicht nachgab. “Hoffentlich wird Jessica bald merken, dass wir etwas zu lange hier oben bleiben, und heraufkommen. Dann bitten wir sie, Hilfe zu holen.” Seufzend ging er zu der Bank und stieß mit einer Stiefelspitze dagegen. Auf wackligen Beinen schwankte sie hin und her. “Damit kann ich die Tür sicher nicht einschlagen. Die Bank würde beim ersten Versuch zersplittern.”
    “Sollen wir nach Jessica rufen?”
    “Wahrscheinlich wird sie uns nicht hören. Diese Tür ist aus dicken Eichenbohlen.” Eine Zeit lang hämmerte er trotzdem mit beiden Fäusten gegen das Holz und rief den Namen seiner Schwester. Schließlich gab er seine Bemühungen auf und lehnte sich an die Tür. “Ich glaube, sie hat uns vergessen. Allmählich fühle ich mich wie eine dieser idiotischen Personen in Jessicas Gruselromanen.”
    “Nun, solange wir keine bluttriefenden Gespenster sehen …”
    “Hoffentlich nicht”, entgegnete er und lachte leise. “Wenn es dunkel wird, kommt Jessica sicher herauf. Also müssen wir uns keine ernsthaften Sorgen machen.” Nach einer Weile runzelte er die Stirn. “Wir sind schon ziemlich lange hier oben. Inzwischen müsste Jessica sich fragen, warum wir nicht nach unten gehen. Weißt du, was ich vermute? Sie hat uns absichtlich eingesperrt.”
    “Warum sollte sie das tun?”
    “Um mich zu zwingen, meiner Frau Gesellschaft zu leisten.” Ein sarkastisches Lächeln umspielte seine Lippen. “Gestern hat sie mir vorgeworfen, ich würde mich zu wenig um dich kümmern.”
    “Tatsächlich?” Schweren Herzens erinnerte sie sich an das Gespräch mit ihrer Schwägerin beim Frühstück.
    “Ja. Offenbar hält sie mich für einen schlechten Ehemann.”
    “Mach dir keine Vorwürfe. Sie hat längst erraten, dass wir zur Heirat gezwungen wurden.”
    “Wieso weißt du das?”
    “Weil sie mir’s gesagt hat. Also musst du ihr nicht mehr vorgaukeln, du würdest etwas für mich empfinden.”
    “Das tue ich ja gar nicht.”
    “Allerdings nicht!”, fauchte sie gekränkt. “Stattdessen zeigst du mir klar und deutlich, wie sehr du mich verabscheust.”
    Langsam ging er auf sie zu. “Was zum Teufel meinst du?”
    “Nichts.”
    “Nichts? Ich finde, du bist mir eine Erklärung schuldig.”
    “Nun ja, ich …” O Gott, warum hatte sie dieses gefährliche Thema angeschnitten?
    “Also?”, fragte er ungeduldig.
    “Dauernd gehst du mir aus dem Weg … Oder willst du das bestreiten?”
    “Und deshalb glaubst du, ich würde dich verabscheuen?”
    “Ja!”
    Als er noch näher zu ihr trat, wich sie zurück. Unglücklicherweise stieß sie mit dem Rücken gegen die Wand. Devon umfasste ihre Schultern. “Soll ich dir zeigen, wie sehr ich dich verabscheue?”
    Bevor sie antworten konnte, riss er sie an sich, und ein fordernder Kuss verschloss ihr den Mund.
    Ein sonderbares Schwindelgefühl stieg ihr zu Kopf. Ringsum schien die Welt zu versinken. Es gab nur noch ihn. Unwillkürlich schmiegte sie sich fester an seine Brust. Als er seine Zunge zwischen ihre Lippen schob, stöhnte sie leise und erschrocken.
    Da ließ er sie so abrupt los, dass sie schwankte. Verwirrt starrte er sie an, dann trat er zurück und strich mit allen Fingern durch sein Haar. “Verzeih mir”, bat er tonlos. Genauso gut hätte er sich entschuldigen können, weil er ihr auf die Zehen gestiegen war. Sarahs einziger Trost war sein Atem, der so schnell ging wie ihrer.
    “Es gibt nichts zu verzeihen.”
    “Doch – ich habe versprochen, dich nicht anzurühren.”
    “Dieses Versprechen hast du schon einmal gebrochen, mit dem Kuss nach unserer Hochzeit.”
    “Und? War’s so schrecklich?”
    “Schrecklich?”, wiederholte sie verwirrt.

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