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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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nicht zu wissen, was er sagen sollte. Das erschien ihr äußerst merkwürdig. Beinahe hätte sie seine sarkastischen Bemerkungen diesem eigenartigen, förmlichen Verhalten vorgezogen.
    Wenn sie aufstand und in die Bibliothek ging – würden Jessica oder Mrs. Humphries sofort angelaufen kommen und mit ihr schimpfen? Kurz entschlossen schwang sie ihre Beine über den Rand des Sofas und wollte gerade aufstehen, als sie Schritte in der Halle hört. Sofort sank sie in die Polsterung zurück, gerade noch rechtzeitig, bevor Devon den Salon betrat, eine große graue Tigerkatze im Arm.
    Energisch befreite sich das Tier aus seinem Griff und sprang zu Sarah aufs Sofa. “Ist das nicht Hannahs Kater?”, fragte sie verblüfft und kraulte ihn hinter den Ohren.
    “Ja, sie will ihn dir überlassen. Er soll dir helfen, gesund zu werden.”
    “Wie lieb von ihr! Aber – du magst keine Katzen. Der Kater wird dich sicher stören.”
    “Warum sollte er? Wenn er sich als guter Mäusefänger erweist, wird ihn die Köchin bald in ihr Herz schließen. Das heißt – falls du ihn behalten willst.”
    “Natürlich, sehr gern – vielen Dank, Devon.” In ihren Augen brannten Tränen der Rührung. “So ein wunderbares Geschenk bekam ich noch nie. Hast du ihn selbst hierher gebracht?”
    “Ja”, erwiderte er und schnitt eine Grimasse. “Ein Erlebnis, das ich nicht wiederholen möchte. Er hockte neben mir in einem Korb, auf dem Sitz meiner Karriole, und versuchte dauernd herauszuspringen. Mit einiger Mühe konnte ich ihn festhalten, bis es ihm schließlich gelang, auf meinen Schoß zu klettern. Jetzt sind meine Breeches voller Katzenhaare.”
    Da brach sie in Gelächter aus. “Wie schrecklich … Aber nun seid ihr beide wohlbehalten auf Ravensheed gelandet. Hat Hannah dir verraten, wie der Kater heißt?”
    “Merlin, wenn ich mich recht entsinne.”
    “Dieser Name passt gut zu ihm”, meinte sie und streichelte das weiche gestreifte Fell.
    “Wie kommst du darauf? Für mich sind alle Katzen gleich.”
    “Das sind sie nicht. Genauso wenig wie die Menschen.” Als sie seinen skeptischen Blick bemerkte, fügte sie hinzu: “Offenbar hast du dich noch nie mit Katzen befasst.”
    “Das habe ich auch in Zukunft nicht vor.”
    “Schade …”
    In diesem Augenblick erschien ein Lakai in der Tür des Salons. “Mylord …”
    “Ja?” Devon drehte sich um.
    “Soeben ist Besuch eingetroffen. Lady Marleigh.”
    In ein dunkelblaues Cape gehüllt, eilte Amelia herein. Entsetzt starrte sie die Schlinge an, in der Sarahs verstauchtes Handgelenk hing. “Großer Gott! Was ist passiert?”

15. KAPITEL
    “W as geht zwischen euch beiden eigentlich vor, Sarah?”, fragte Amelia.
    Sie saßen im kleinen Blumengarten. Zum ersten Mal seit ihrem Unfall hatte Sarah das Haus verlassen dürfen. Am Vortag war sie von Dr. Milton untersucht und für gesund befunden worden. Aber sie musste ihr linkes Handgelenk noch eine Zeit lang in einer Schlinge tragen.
    Errötend streichelte sie Merlin, der neben ihr auf der Bank saß. “Nichts. Genauer gesagt – nichts Bestimmtes. Devon und ich kommen ganz gut miteinander aus.”
    “Das sehe ich”, bemerkte Amelia trocken. “Ihr geht euch geflissentlich aus dem Weg, sprecht wie flüchtige Bekannte miteinander, und beim Dinner versucht ihr jeden Abend den Anschein zu erwecken, ihr würdet euch nicht anstarren. Inzwischen müsstet ihr’s doch begriffen haben.”
    “Was?”
    “Dass ihr euch zueinander hingezogen fühlt.”
    “Da irrst du dich.” Sarah wich Amelias forschendem Blick aus und hoffte, die Kusine würde nicht die Wahrheit in ihren Augen gelesen haben. So sehr sie sich auch bemühte – sie konnte Devons Küsse einfach nicht vergessen. Zum Glück war er vor zwei Tagen endlich nach London gefahren. Vorerst musste sie nicht befürchten, er würde ihr ansehen, was sie empfand.
    “O nein”, entgegnete Amelia. “Das wusste ich bereits in London. Kein Mann starrt eine Frau, die ihm nichts bedeutet, so an.”
    “Falls er mich wirklich angestarrt hat, dann gegen seinen Willen. Schon vor der Hochzeit betonte Devon, er würde sich von mir fern halten. Und wenn du’s unbedingt wissen musst – unsere Heirat ist gewissermaßen ein geschäftliches Arrangement.”
    Herausfordernd musterte Sarah ihre Kusine, die wider Erwarten kein bisschen schockiert war. “So was Ähnliches habe ich mir längst gedacht. Aber ich verstehe nicht, warum dieses ‘geschäftliche Arrangement’ immer noch gilt. Was willst du

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