Warum so scheu, MyLady
genug.”
“Wirklich?” Sie erhob sich, trat zu ihm, und er wich zurück. “Das hast du mir schon einmal erklärt, und ich verstehe noch immer nicht, wovon du redest.”
“O Sarah …” Jetzt stieß er mit dem Rücken gegen einen Baumstamm und blieb notgedrungen stehen. “Du bist einfach … zu begehrenswert.”
“Ist das ein Problem?”, fragte sie unschuldig. Seine sichtliche Verlegenheit verlieh ihr ein beglückendes, Schwindel erregendes Machtgefühl.
“Allerdings!” Abwehrend verschränkte er die Arme vor der Brust. “Hör auf, mit mir zu spielen.”
“Warum?” Unbeirrt trat sie einen Schritt näher. “Hast du Angst, ich könnte dir Gewalt antun?”
“Wohl kaum!”
Dieses Gespräch glich einigen anderen, die sie bereits geführt hatten, aber mit vertauschten Rollen. Bei diesem Gedanken musste sie fast kichern. Und so beschloss sie, schwerere Geschütze aufzufahren. “Offen gestanden – du hast allen Grund zur Sorge, weil ich schon seit einiger Zeit mein Bestes tue, um dich zu verführen.”
“Du … mich?” Entsetzt rang er nach Luft, als hätte sie gedroht, sie würde ihn ermorden.
“Ja. Erinnerst du dich? Beim Ball im Lacey Manor sagtest du …”
“Ja, ich weiß, was ich sagte!”
“Und was hältst du davon?”
“Verdammt, Sarah! Das ist gewiss nicht der richtige Ort …”
“
Hier
wollte ich dich auch gar nicht verführen”, entgegnete sie seelenruhig.
“Hoffentlich nicht! Noch ein Spiel?”
“Nein!” Ungeduldig verdrehte sie die Augen. “Ich spiele nicht mit dir. Und ich bemitleide dich nicht. Nach dem Ball sagtest du, ich müsste dich genauso begehren wie du mich.”
“Schon gut, ich weiß, was ich sagte. Aber ich habe nicht erwartet …” Unwillig unterbrach er sich. “Darüber können wir hier nicht reden. Wenn uns jemand belauscht … Setzen wir das Gespräch zu Hause fort.”
“Ja, Mylord”, stimmte sie zu, so gleichmütig, als würde sie die Anschaffung neuer Möbel erörtern. Wäre seine sichtliche Verwirrung nicht so amüsant gewesen, hätte sie sich geärgert.
Während der Heimfahrt verharrte er in düsterem Schweigen. Immer wieder starrte er seine Frau an und schien nicht zu wissen, was er von ihr halten sollte. Nachdem er ihr aus der Kutsche geholfen hatte, ließ er ihre Hand blitzschnell los, als fürchtete er, sich zu verbrennen.
Seufzend fragte sie sich, ob alle Männer so schwierig waren.
20. KAPITEL
D evon zwang sich, seinen Blick von Sarahs Lippen loszureißen und ein Stückchen Hummer in den Mund zu schieben. Die ersten Gänge des Menüs hatte er kaum wahrgenommen, ebenso wenig das Stimmengewirr ringsum und die Tischgespräche. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein der Frau, die ihm gegenübersaß – und ihren erstaunlichen Worten am Ufer des Bachs.
Wollte sie ihn tatsächlich verführen? Oder spielte sie nur mit ihm? Aber warum sollte sie ein so gefährliches Spiel wagen, wenn sie wusste, wozu es führen mochte? Außerdem hatte ihm irgendetwas in ihren Augen verraten, dass sie es ernst meinte. Allein schon der Gedanke, sie könnte ihn genauso heiß begehren wie er sie, trieb ihn fast zum Wahnsinn.
Bereute sie inzwischen, was sie gesagt hatte? Seit der Ankunft in Ravensheed würdigte sie ihn kaum eines Blickes. Und an der Dinnertafel starrte sie geistesabwesend vor sich hin und schien nicht zu wissen, was sie aß oder worüber die anderen sprachen.
Devon betrachtete ihre sanft gerundeten Brüste unter dem Seidenkleid. Als er sich vorstellte, er würde dieses weiche Fleisch umfassen, stöhnte er beinahe und griff nach seinem Weinglas. Im selben Moment redete Amelia ihn an. In seiner Verwirrung stieß er gegen das Glas, und der Wein ergoss sich über den Tisch in Sarahs Richtung.
Aus ihren Gedanken gerissen, sprang sie erschrocken auf. Auch Devon erhob sich. “Verdammt! Tut mir leid …” Hastig stellte er das Glas auf. “Ist der Wein auf dein Kleid geflossen?”
“Nein.” Nervös lächelte sie ihn an. Zum ersten Mal an diesem Abend erwiderte sie seinen Blick. “Beruhige dich, es ist nichts passiert.”
“Gut.” Unverwandt schaute er sie an, und sein Puls beschleunigte sich. Hinter ihm erklang ein Räuspern. Erst jetzt merkte er wieder, dass sie nicht allein waren. “Nur ein kleines Missgeschick.”
“Das haben wir gesehen”, kicherte Amelia.
“Ich fürchte, mein Bruder hat nicht aufgepasst”, seufzte Jessica.
“Ja”, fügte Adam hinzu, “er ist schon den ganzen Abend sehr unaufmerksam. Zumindest schenkt
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