Warum so scheu, MyLady
er
uns
keine Beachtung.”
Inzwischen hatte ein Lakai den verschütteten Wein weggewischt, und Devon runzelte die Stirn. “Vielleicht sollten wir das Dinner fortsetzen”, schlug er mit gepresster Stimme vor.
“Leider sind wir schon fertig”, wandte Sarah ein.
“Ah, ich verstehe. Also möchten sich die Damen in den Salon zurückziehen.” Er kam sich wie ein Narr vor.
“Wenn du nichts dagegen hast …”
“Gar nichts.”
Während sie den Speiseraum verließ, von Jessica und Amelia gefolgt, vermied sie es geflissentlich, in Devons Richtung zu schauen. Er starrte ihr nach und überlegte, welch großen Mut sie aufgeboten haben musste, um ihm zu gestehen, sie würde ihn gern verführen. Und er hatte sie abgewiesen. So wie auf dem Mittsommernachtsball.
Offensichtlich war es jetzt an ihm, die Initiative zu ergreifen.
Unfähig, die Konversation zwischen Amelia und Jessica noch länger mit anzuhören, erhob sich Sarah aus dem Sessel. Ihr Blick streifte die Uhr auf dem Kaminsims. Wenn die letzten Abende eine Schlussfolgerung zuließen, würden die Männer bald in den Salon kommen. “Ich glaube, ich werde schlafen gehen.”
“So früh?”, fragte Amelia verwundert, und Sarah zwang sich zu einem Lächeln.
“Das Picknick hat mich ein bisschen ermüdet.”
“Dann wünsche ich dir eine gute Nacht, liebe Sarah”, sagte Jessica.
Amelia stand auf. “Gleich bin ich wieder da, Jessica. Ich muss nur kurz mit meiner Kusine reden.” Sie begleitete Sarah in die Halle und fragte, sobald die Salontür hinter ihnen ins Schloss gefallen war: “Was ist passiert? Erst verschwindest du mit Devon zwischen den Büschen, danach schaut er drein, als hätte ihm jemand einen Schürhaken über den Kopf geschlagen, und beim Dinner sagt er kaum ein Wort …”
Verzweifelt rang Sarah die Hände. “O Amelia, ich habe etwas Schreckliches getan – ich gestand ihm, ich würde ihn gern verführen.”
Amelia blinzelte. “Nun, das erklärt einiges. Und was hat er geantwortet?”
“Dass wir später darüber sprechen sollten”, erwiderte Sarah zerknirscht. “Mein Gott, ich ertrage es kaum, ihn anzuschauen. Sicher hält er mich für verrückt – oder schamlos.”
Lachend schüttelte Amelia den Kopf. “Das bezweifle ich, nachdem er dich während des ganzen Dinners angestarrt und vor lauter Verwirrung seinen Wein verschüttet hat. Wahrscheinlich war er einfach nur überrascht. Und das müsste ein Vorteil für dich sein. Jedenfalls solltet ihr ein klärendes Gespräch führen.”
“Ich hatte gehofft, wir könnten es verschieben. Vorzugsweise bis zum Ende des Jahrhunderts.”
“O nein! Du musst
jetzt
mit ihm reden, solange er noch ein bisschen durcheinander ist. Konfuse Männer sind viel nachgiebiger. Nun geh schon!”, drängte Amelia und versetzte ihrer Kusine einen sanften Stoß.
Sarah nickte beklommen und durchquerte die Halle. In wachsender Angst blickte sie der Nacht entgegen, die ihr bevorstand. Natürlich wusste sie, was im Ehebett geschah. Darüber hatte die Mutter sie vor dem Tod behutsam aufgeklärt. Und Devons Umarmungen hatten den Eindruck erweckt, vielleicht wäre es gar nicht so unangenehm.
Aber wenn er nicht zu ihr kam? Dann würde sie bis zum nächsten Morgen genug Zeit finden, um sich eine Entschuldigung für ihr absurdes Verhalten auszudenken.
Mit schnellen Schritten ging sie zu ihrem Zimmer. Vielleicht konnte sie das Problem am besten lösen, wenn sie sich möglichst früh zurückzog. Falls Devon eine Aussprache anstrebte, würde sie sich schlafend stellen. Zum Glück war er nirgendwo zu sehen. Hastig schloss sie ihre Tür hinter sich, so erleichtert, als wäre sie soeben einem Feind entflohen. Merlin sprang aus seinem Korb, der im Ankleideraum stand, und strich ein paar Mal um ihre Beine herum. Dann begab er sich wieder zur Ruhe. Sie läutete nach Liza, die ihr beim Auskleiden half, und schlüpfte in ein Nachthemd.
Kurz nachdem die Zofe das Zimmer verlassen hatte, klopfte es an der Tür. “Sarah?”, rief Devon. “Wir müssen miteinander reden.”
Sekundenlang schloss sie die Augen. O Gott, wenn sie sich nicht rührte, würde er sich vielleicht entfernen …
“Mach die Tür auf, Sarah! Ich weiß, dass du noch nicht schläfst. Gerade bin ich deiner Zofe begegnet, und sie sagte mir, sie hätte dir eben erst beim Auskleiden geholfen.” Ungeduldig fügte er hinzu: “Bitte, Sarah, ich muss mit dir reden!”
Offenbar gab es kein Entrinnen. Wenn sie so tat, als wäre sie nicht da, würde sie sich wie
Weitere Kostenlose Bücher