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Was am See geschah

Was am See geschah

Titel: Was am See geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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kommen, pflegte Molly zu sagen. Tja, sagte Maud, sie hätte es wissen müssen. Und wenn man dann noch bedachte, daß Eunice reizlos wie ein Zaunpfosten war, nur um die Hüften rum breiter, überraschte es Maud gar nicht, daß sie ausrastete. Ob Sam sich vorstellen könne, hatte Maud gefragt, daß Eunice zu Wade oder Molly Hayden sagen würde, daß sie sie am Arsch lecken sollten? Wo Wade Hayden sogar ein bißchen aussah wie Abraham Lincoln - schlaksig, mit dunklem Haar und diesem langen Kiefer und den traurigen schwarzen Augen. Weil ihre Mutter so versessen darauf war, Geld für gute Zwecke aufzutreiben, hatte Eunice sich vielleicht für eine bessere Methode zum Geldverdienen entschieden, wo man nicht von Tür zu Tür gehen und in der Kälte stehen mußte. Sondern irgendwo im warmen, alten Heu liegen konnte.
    Sam DeGheyn machte sich viel Gedanken um Maud Chadwick. Er hatte sie nicht gerne alleine gelassen, vor allem nachdem ihr Sohn gerade abgereist war und er nun mal wußte, was er ihr bedeutete. Sam hatte noch nie eine Mutter erlebt, die von ihrem Kind so hingerissen und gleichzeitig überzeugt davon war, alles falsch gemacht zu haben.
    Als Sam sich Bunny Carusos Cottage näherte, fuhr er an den Straßenrand, um zu gucken, was sich dort tat. Er schaltete den Motor ab und dachte dabei an Murray Chadwick. Weil er seinen Namen nicht mochte, wurde er Chad genannt. Chad war einer der nettesten jungen Burschen, die Sam je kennengelernt hatte (und Sam kannte viele), aber er hatte nicht gerade ideale Voraussetzungen gehabt. Sam konnte nicht verstehen, warum Maud davon überzeugt war, daß keine der positiven Eigenschaften ihres Sohnes etwas mit ihr zu tun hatte, nicht einmal sein Aussehen, wo er doch genauso aussah wie sie, eine strahlendere Ausgabe von ihr war.
    Sam erinnerte sich an seine erste Begegnung mit Maud Chadwick und mußte dabei lächeln. Sie war gerade hergezogen und kam ins Büro des Sheriffs, trat von einem Bein aufs andere, bis sie schließlich damit herausrückte, daß sie nicht wisse, was sie mit ihrem Strafzettel machen solle. Weil die Parkuhr abgelaufen sei, habe ihr jemand (und hier errötete sie, weil der Mann in Uniform, mit dem sie sprach, vielleicht genau dieser Jemand war) diesen Strafzettel mit Plastikhülle unter den Scheibenwischer gesteckt, und sie sei nicht sicher, wo sie die Hülle abgeben solle. Sie habe die fünfzig Cents reingesteckt...
    Er hätte am liebsten (nicht unfreundlich) über den verzweifelten Ton in ihrer Stimme gelacht, über das Mißverhältnis zwischen ihrer Bitte und der Mühe, die das Vorbringen dieser Bitte ihr bereitete. Sam, bedächtig seinen Kaugummi kauend, hatte nur dagesessen, sich die Hände in den Achselhöhlen gewärmt und gedacht, daß diese neue Lady außerordentlich hübsch war - wobei sie das offenbar selbst nicht wußte. Vielleicht war es Mauds Schüchternheit im Vergleich zur (nach Sams Meinung) manchmal allzu ausgeprägten Redegewandtheit ihres Sohnes, die sie annehmen ließ, daß sie nicht viel gemein haben konnten.
    Aus Bunny Carusos Cottage tönte ein krachendes Geräusch, das von einem zerbrechenden Glas oder einem Dutzend anderer Dinge herrühren konnte. Sam war an lautes Getöse in Bunny Carusos Haus gewöhnt.
    Sam fragte sich, woher Chad nach Mauds Dafürhalten wohl all seine positiven Eigenschaften hatte? Sie konnte ja wohl nicht annehmen, daß vom Vater große genetische Verbesserungen gekommen waren. Manchmal schaute sie zum sternenübersäten Himmel hinauf, als seien Chads gute Eigenschaften direkt von da oben heruntergerieselt.
    Während er an den bläulich glühenden Fensterscheiben, hinter denen die Fernseher flimmerten, vorbeifuhr, fragte er sich, ob es wohl etwas nützen würde, wenn Maud sich einen Fernseher anschaffte; dann bliebe sie vielleicht abends im Haus. Es war doch wirklich lächerlich. Sich vorzustellen, wie diese Frau - die rauszukriegen versuchte, warum es auf Key West irgendeine Ordnung gab, die in La Porte fehlte - sich »Das Glücksrad« anguckte! Und wenn der Satz »Ramon Fernandez, sage mir, wenn du es weißt« kam, würde die Moderatorin Vanna White dann durchdrehen? Er sollte Maud wohl nicht dauernd so angreifen, wie er es gerade getan hatte, weil sie sich so aufregte; aber in gewisser Weise tat er es ja gerade deshalb. Der Zorn riß sie heraus aus ihrer quälenden Sicht des Lebens - egal, welche sie gerade vertrat.
    Sams Frau Florence fand sie »unheimlich«.
    »Die Dubois sind ein paarmal an diesem Dock an ihr

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