Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was am See geschah

Was am See geschah

Titel: Was am See geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
Kinn auf die Hand gestützt. Sie erinnerte ihn an die Crème brulée unten auf dem Nachspeisen-Büffet. Ihr Haar war von der Sonne gebleicht, lang, rankenartig, ihr Kleid ein metallisches Etui aus Gold, das ins Rötliche spielte, wenn sich die Seide um ihre Hüften bewegte.
    Sie berührte seine Uhr; die Rolex beeindruckte sie. Sie ließ die Finger ihrer sehnigen, kleinen Tennishand über die Knopfleiste seines Hemdes wandern und fragte mit ihrer atemlosen Stimme: »Also, was willst du?«
    Er hatte drei von den Rumcocktails getrunken, wo er doch eigentlich nur an Bier und ein bißchen Gras gewöhnt war. Sie aber packte, kaum daß sie auf dem Bett lag und gleich, nachdem sie sich des Höschens entledigt hatte, ihren Koksvorrat, einen Spiegel und eine Rasierklinge aus. Es war eine einzige fließende Bewegung, als gehöre das alles zusammen. Er befahl ihr, es wegzustecken, er wolle das Zeug nicht sehen. Seltsamerweise gehorchte sie ihm. Dann holte sie ein winziges Fläschchen aus massivem Silber hervor und nahm einen Schluck daraus, bevor sie es ihm anbot, wobei sie sich mit dem Handrücken den Mund abwischte.
    Er mußte lächeln; sie war irgendwie rührend. Als Antwort auf ihre Frage sagte er: »Tausend Dollar.« Chad starrte zu der zartschimmernden Decke hinauf. Wie kriegten die Bonds diesen Beleuchtungseffekt nur hin? Wahrscheinlich hatten sie sich ein paar Sterne vom Himmel runtergeholt.
    »Was?« Ihre kitzelnden Finger hielten inne.
    »Einen Tausender. Versehen der Bank.«
    »Dann ruf doch die Scheißbank an. Also wirklich...« Haarranken hingen über sein Gesicht.
    Er blies sie fort. »Sie haben einen Fehler gemacht. Es war ein Scheck über hundert Dollar, den meine Mutter auf mein Konto überwiesen hat. Die Bank hat sich in der Dezimalstelle geirrt.«
    Ein Sealmantel rutschte vom Bett, als sie sich ruckartig aufsetzte und die Beine übereinanderschlug. »Mein Gott, sollen wir vielleicht über Geld reden?« Das Wort Geld klang, als verursache es ihr einen schlechten Geschmack auf der Zunge. Sie wandte sich von ihm ab, hielt sich ihr herrliches Haar nach hinten und nahm noch einen Schluck aus dem Fläschchen.
    »Ist leider alle.«
    »Wie dein Schwanz«, sagte sie und stöpselte das Fläschchen wieder zu. Dann riß sie etwas anderes aus ihrem metallenen Täschchen, beugte sich über die gekreuzten Beine und begann zu schreiben.
    Er hätte nicht gedacht, daß in dieser Tasche überhaupt etwas Platz haben könnte. Sie mußte einen doppelten Boden haben, einen magischen Goldwürfel enthalten, aus dem Bethanne, das magische Mädchen aus einer anderen Welt, das sich unter die Partygäste geschmuggelt hatte, allerlei Dinge - wohlriechende Salben und lindernde Arzneien, Einhörner und Geister - hervorzaubern konnte.
    Aber da saß sie - sexy und solide - vor ihm und schrieb in ihr Scheckbuch. »Wenn du so scheißbedürftig bist, wo hast du denn dann die Rolex her, mit der du da rumprotzt?«
    Chad lächelte zu ihr hinüber, wie sie da saß und angestrengt schrieb und die Zungenspitze zwischen ihren perlweißen, kleinen Zähnen hervorkam. Sie hatte etwas so Verletzliches, daß er ihr am liebsten die Schulter getätschelt hätte. »Hongkong.« Das war eine Lüge; sein Vater hatte ihm die Rolex geschenkt.
    »Ihr Leute ohne Geld seid so laaangweilig.« Sie zog das Wort in die Länge.
    Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Doch, offenbar. Ritsch. Sie schmiß den Scheck in seine Richtung, warf das Scheckbuch auf den Boden, rollte zu ihm herum und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. Er hielt den Scheck in die Höhe, betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen in diesem »Sternen«-Licht, das der verborgenen Beleuchtungsquelle um die Stuckverzierungen herum entströmte. Mit der anderen Hand folgte er ihrer und knöpfte das Hemd wieder zu.
    »Wir kennen uns nicht mal«, sagte er. »Das da kostet tausend Dollar.«
    Sie versuchte, den Reißverschluß seines Hosenschlitzes herunterzuziehen. »Mein Gott, deine Hose hat ja kleine Knöpfe.«
    »Ich glaub, das ist eine französische. Vielleicht auch eine italienische. Ausgeliehen.«
    Sofort beugte sich Bethanne fasziniert und mit zusammengekniffenen Augen über die Hose. Dann machte sie sich an den kleinen Knöpfen zu schaffen.
    Er starrte immer noch auf den Scheck. Nicht einmal ihre schmalen Finger, die seinen Penis herauszuwursteln versuchten, brachten es zustande, daß er steif wurde. Er blieb schlaff und starrte auf den Scheck. »Warum schreibst du mir einen Scheck über tausend Dollar

Weitere Kostenlose Bücher