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Was am See geschah

Was am See geschah

Titel: Was am See geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Bierwampe.
    »Elizabeth Hooper war aus der Stadt, wie Sie ja gesagt haben «, fuhr Sam fort. » Sehr ruhig, sehr nett. Hatte mit niemandem hier was zu tun. Ist nur einmal im Monat, wenn sie ihren Sohn besuchte, hier durchgekommen. Ganz anders als die Perry oder die Butts - aber sie ist genauso übel zugerichtet worden wie die beiden, nicht wahr? Wie die beiden und Nancy Alonzo.«
    Sedgewick wußte jetzt, wohin der Hase lief. »Moment mal, DeGheyn. Versuchen Sie wieder, das mit den anderen in Zusammenhang zu bringen? Versuchen Sie immer noch, Boy Chalmers zu entlasten? Scheiße, bevor ich mich auf ihre hausgemachten Theorien verlasse, glaub ich eher, daß er wieder ausgebrochen ist.«
    Obwohl er sich ärgerte, zog Sam seine Zigaretten heraus und bot Sedgewick eine an, der sich zwei nahm und eine hinters Ohr klemmte. Sie zündeten sie an. »Ist er aber nicht, oder? Diesmal wird Chalmers scharf wie ’n Jungfernarsch bewacht.« In seiner Stimme war nicht der geringste Anflug von Sarkasmus, als er versuchte, in Sedgewicks Metaphern zu sprechen. Wenn er bloß den Sheriff, den Bürgermeister, die Staatsanwältin dazu brachte, das Offensichtliche anzuerkennen: Es war schon immer ein anderer gewesen und nicht Boy Chalmers.
    Es würde nicht leicht werden.
    »Meeein Gott, DeGheyn!« Sedgewick versuchte es mit einem Achselzucken und einem falschen kurzen Lachen abzutun. »Sie sind nicht zufrieden, ehe Sie nicht einen Serienmörder präsentieren können, oder?«
    »Ich wär schon zufrieden, Sheriff.« Sams Lächeln war dünn. »Aber ob er’s wohl auch wär?«
    Sedgewick steckte seine Daumen in den breiten Gürtel und ignorierte diese Bemerkung. »Vier Morde in... was? Drei Jahren? Is ja kein Vergleich zu New York City, oder?«
    »Fünf, Sedgewick.«
    »Hä?« Er kaute seinen Tabak ein bißchen langsamer, musterte Sam argwöhnisch, als wollte der ihn reinlegen.
    »Eunice Hayden.«
    »Von was, zum Teufel, reden Sie da?«
    »Von fünf Morden in vier Jahren. Hat irgendwie eine bedrückende Regelmäßigkeit, finden Sie nicht?«
    Sedgewicks Kiefer hörten auf zu mahlen, und er spuckte aus. »Scheeeii-ßße. Dieses Mädchen war was ganz anderes. Sie war noch ein Kind. Und sie ist auch nicht vergewaltigt worden«, fügte er lahm hinzu. Um vom Hayden-Mord wegzukommen und Sam zu zeigen, daß er mitdachte, sagte er: »Ich frag mich bloß, wo, zum Teufel, die Klamotten von der Hooper sind ? Ihr Kleid, mein ich? Also, das ist noch nie vorgekommen, so daß ich mir diesmal denke, daß der Killer sich einen - wie heißt das wieder? Einen Fetisch geholt hat. Jaaa. Einen Fetisch.« Er leckte sich die Lippen und kaute wieder schneller, so als schmecke er das Wort auf der Zunge. »Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, das ist vielleicht einer von diesen Stadtpsychopathen, der der Frau hierher gefolgt ist. Vielleicht hatte sie Probleme mit irgend so ’nem Verrückten in der Stadt. Was wissen wir denn überhaupt von ihr?« Er schien ziemlich stolz auf diese Einsicht zu sein und schenkte Sam sogar ein verkniffenes Lächeln, da er dachte, er habe ein weiteres Loch in das Gewebe von Sams Schlußfolgerungen gerissen. Dann rief einer seiner Männer nach ihm, und er entfernte sich.
    Sam antwortete nicht. Er mußte wohl dankbar sein, daß dieser Mord im Wald geschehen war, fern von den anständigen Bürgern von La Porte, die alle noch brav in ihren Betten lagen. Und die Ambulanz war aus der anderen Richtung, aus Hebrides, gekommen. Warum Dr. Hooper diesen schmalen, unbefestigten Pfad eingeschlagen hatte, konnte er sich nicht vorstellen. Diesen Waldpfad entlangzugehen, zu so später Stunde... Vielleicht konnte sie nicht schlafen.
    Und Sedgewick hatte da nicht ganz unrecht. Was wußte er denn über Elizabeth Hooper? Nur, daß sie seit bestimmt schon einem Jahr in La Porte Halt machte auf ihrer Fahrt zur Schule ihres Sohns. Das hatte ihm Maud erzählt. Sam hatte Dr. Hooper zehn, vielleicht auch zwölf Male gesehen, gewöhnlich im Rainbow, wo sie sich ein Plätzchen erobert hatte und dort neben Ulub und Ubub oder Dodge, Wade oder Sims an der Theke saß. Wo sie höflich war, wenn Dodge ihr eine Frage stellte. So höflich wie nur möglich, wobei sie ihm nie eine richtige Antwort gab.
    Mit Maud jedoch unterhielt sie sich; was Sam über Dr. Hooper wußte, wußte er von Maud. Wie sie das Sorgerecht für ihren Sohn aufgegeben hatte, ein Verhalten, das für Maud so fremd war wie das eines Außerirdischen. Unirdisches Zeug und manches davon so fremd, hatte Maud

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