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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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Überraschungen – und manchmal voller Schrecken. Dennoch war es Leben. Die Vorstellung, dass nichts davon real war – die Kerzen, der Schreibtisch, das Büro, der Bahnhof, selbst unsere Körper –, war nicht nur schwer zu begreifen, sondern auch schwer zu akzeptieren.
    »Wie ist es passiert?«, fragte ich, weil ich lieber über Luas’ Tod redete als über meinen. »Ich meine, wie wurdest du enthauptet? War es ein Unfall?«
    Luas paffte nachdenklich an seiner Pfeife. »Um eine solche Frage zu beantworten, muss man am Anfang beginnen. Warum hat Jahwe versprochen, die Erde nicht zu zerstören, nachdem er genau das gerade erst getan hatte?«
    Wie gesagt, er war besessen. »Ich glaube, das haben wir schon besprochen, als ich herkam«, erinnerte ich ihn.
    »Haben wir das? Ach ja, du hast recht. Tut mir leid. Ich habe dich mit einer anderen neuen Präsentatorin verwechselt. Dann nehmen wir den Faden dort wieder auf, wo wir ihn haben fallen lassen. Was wäre, wenn Noah nicht gehorcht hätte?«
    Ich wurde ungeduldig. »Auch diese Frage wurde bereits gestellt und beantwortet, Euer Ehren.« Mit diesem Satz hatte ich vor Gericht Zeugen geschützt, die gepiesackt wurden.
    »Er wäre mit den anderen getötet worden«, beantwortete Luas seine Frage selbst. »Ein ungewöhnlich hoher Preis für Ungehorsam, meinst du nicht auch?«
    »Nun, die Todesstrafe ist tatsächlich die Höchststrafe.« Ich hatte schlechte Laune und wollte ihm zeigen, dass ich mich ärgerte.
    »Doch dies war die Todeshöchststrafe, Brek. Nicht nur für Noah, sondern für seine Familie und die gesamte Menschheit. Ebenso wie für das Tierreich. Ungehorsam bedeutete das Ende von allem, nicht nur das von Noah. Das Risiko hätte nicht höher sein können.«
    »Bei dir geht es immer nur um Entscheidungen«, merkte ich an. »Welche Entscheidung konnte Noah denn schon treffen? Eine Arche bauen oder alle sterben lassen? Die Menschen machen aus ihm eine Art Held, weil er Gottes Befehl gehorchte. Ihm wurde die größte Waffe der Welt an den Kopf gehalten. Wer hätte da nicht eine Arche gebaut? Aber er tat nur das, was jeder andere auch getan hätte, um seinen Kopf zu retten.«
    Luas legte seine Pfeife in einen Aschenbecher auf dem Schreibtisch und erhob sich. »Genau. Jetzt machen wir Fortschritte. Also, wie sollen wir Miss Rabun präsentieren?«
    »Was meinst du mit genau ?«
    »Was tat Noah als Erstes nach der Flut?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Er brachte ein Brandopfer dar.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wenn du das sagst.«
    »So steht es in der Bibel«, erwiderte Luas. »Warum ein Brandopfer darbringen?«
    »Ich weiß nicht. Um Gott zu danken?«
    Luas ging in seinem kleinen Büro auf und ab. »Korrekt. Und welchen Wert hatte sein Opfer?«
    »Ich denke, was alle Opfer wert sind.«
    »Wirklich?«, fragte Luas. »Dieser Mensch, Noah, war gerade Zeuge eines Massenmordes an Millionen von Menschen und Tieren gewesen. Wie du selbst sagtest, wer wäre nicht dankbar gewesen, verschont worden zu sein? Aber sieh die Sache doch mal aus Gottes Perspektive, Brek. Was hatte Gott damit wirklich bezweckt?«
    Eine gute Frage. Was hatte Gott wirklich bezweckt? Warum kümmerte er sich überhaupt um uns? »Respekt, denke ich«, antwortete ich schließlich. »Respekt. Liebe. Das Gleiche, was alle wollen.«
    »Genau. War es jedoch das, was aus Noahs Brandopfer nach oben waberte? Respekt und Liebe? Oder war es etwas anderes? Der Gestank der Angst vielleicht? Die Angst vor plötzlichem Tod und Vernichtung …«
    »Aber …«
    »In der gesamten Geschichte herrschte die Tendenz vor, die Sintflut aus der Sichtweise der Menschheit zu lesen, aus der Sicht des Angeklagten: der Niedergang des Menschen, die Zerstörung des Menschen, der Gehorsam eines Menschen, die Erlösung eines Menschen, der Erntedank eines Menschen, das gesicherte Überleben der Menschheit. Aber vielleicht wurde die Geschichte nicht erzählt, damit wir die Lage der Menschen verstehen, die wir bereits zur Genüge kennen. Vielleicht wurde sie erzählt, um die Lage Gottes zu verstehen.
    Noah baute die Arche, weil der Preis für seinen Ungehorsam inakzeptabel war. Er brachte ein Opfer dar, weil er Gott besänftigen wollte. Das tat er nicht aus Liebe zu Gott. Nicht, dass wir Noah kritisieren sollten … er tat genau das, was er tun musste. Aber bei genauerem Hinsehen erkennen wir, dass es um die Göttlichkeit an sich ging, die sich in ironischer Weise hier offenbarte und die Gesten herabwürdigte und Noahs Gehorsam und Opfer

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