Was dein Herz dir sagt
wichtig, unverzichtbar für ihr Glück, für ein erfülltes Leben. Therese Osbaldestone hatte Recht.
Sie schaute zu Michael, musste zugeben, dass sie auch hier Recht behielt. Bei Camden hatte sie immer in seinem Schatten gestanden - er war der große Mann gewesen, der gefeierte Botschafter. Michael bot ihr etwas anderes - er war ein vollkommen anderer Mann. Eine Beziehung zwischen ihnen wäre anerkanntermaßen eine echte Partnerschaft, ein Zusammenspiel von Gleichrangigen, die einander brauchten.
Oh ja. Therese hatte Recht. Caro bemerkte, wie sich die Erkenntnis in ihr ausbreitete, der wachsende Wunsch, sich der Herausforderung zu stellen.
Dieses Mal könnte es ganz anders werden.
Sie blickte zu Michael; als er sie ansah, lächelte sie nur und drückte seinen Arm. Spürte einen Augenblick später, wie er seine Hand fester auf ihre legte, als sie sich entschuldigten und weitergingen.
Sie hatten sich gerade erst zu einer neuen Gruppe gesellt, als Michael sah, dass Liverpool ihn zu sich winkte. Michael trat zurück, wollte sie mit sich nehmen, aber sie ließ das nicht zu. »Nein.« Sie sprach leise. »Geh du allein, es könnte vertraulich sein.«
Er zögerte, dann nickte er und ging.
Vielleicht zwei Minuten später, während sie, ohne sich an dem Gespräch zu beteiligen, noch bei der Gruppe stand, spürte sie eine Berührung am Arm, drehte sich um und erblickte Harriet, die freundlich lächelte.
»Ich möchte Ihnen nur rasch noch etwas sagen, Caro, dann muss ich wirklich gehen.« Harriet schaute zu Michael, der bei Liverpool stand. »Es ist ein langer Abend gewesen.«
Etwas Zustimmendes murmelnd folgte Caro ihr an die Seite.
Harriet redete schnell; ihre Worte verrieten ihre Freude. »Ich wollte nur, dass Sie wissen, wie entzückt ich bin - nun, das sind wir alle, wirklich, nicht nur, dass Sie zurück sind, sondern auch noch an Michaels Arm!« Harriet legte ihr eine Hand auf das Handgelenk. »Es ist eine solche Erleichterung - ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mir Sorgen gemacht habe, dass er sich nicht bemühen würde.«
Harriets Vermutung war offenkundig. Ein Blick in ihr Gesicht versicherte Caro, dass Harriet sie nicht zu drängen versuchte; Harriets strahlende Augen und ihre offene Miene ließen keinen Zweifel daran, dass für sie Caros und Michaels Heirat eine Tatsache war, noch nicht offiziell verkündet, aber abgemacht.
Harriet plauderte weiter: »Meine Hauptsorge war natürlich die Zeit.«
Caro blinzelte; Harriet sprach ohne besondere Ermutigung weiter. »Jetzt, da Canning offiziell aus der Führung des Auswärtigen Amtes zurückgetreten ist, muss der Termin noch im September sein, und dabei ist jetzt schon August.« Sie atmete aus, schaute zu Michael. »Er war schon immer jemand, der mit allem bis zur letzten Minute gewartet hat, aber wirklich!«
Dann lächelte sie und blickte Caro an. »Aber wenigstens wird es ab jetzt Ihre Aufgabe sein, darauf ein Auge zu haben.«
Im Geiste dem Himmel für die jahrelange Übung dankend, gelang ihr ein Lächeln.
Harriet redete weiter; mit einem Teil ihres Verstandes folgte Caro ihr, aber hauptsächlich drehten sich ihre Gedanken um eine Tatsache: Bis September waren es nur wenige Wochen.
20
Wenn Michael auf dem Weg zu den Osterleys schweigsam gewesen war, so war Caro es jetzt, ganz in Gedanken versunken, auf dem Heimweg. Michael schien ebenfalls mit seinen Gedanken beschäftigt, vermutlich mit seiner bevorstehenden Berufung. Das verstärkte das Chaos in ihrem Kopf nur noch.
Nachdem sie in der Upper Grosvenor Street eingetroffen waren, stiegen sie die Treppe in den ersten Stock empor. Michaels Großvater hatte die Gesellschaft Lady Osterleys schon eine Stunde zuvor verlassen; oben war alles still. Mit einer leichten Berührung ihrer Hand trennte sich Michael von ihr an ihrer Zimmertür und begab sich zum Umziehen in sein eigenes Zimmer.
Caro betrat ihr Schlafzimmer. Fenella, die auf einem Stuhl gedöst hatte, sprang auf, um ihr beim Ausziehen behilflich zu sein. Zum ersten Mal, seit sie in der Upper Grosvenor Street wohnte, klammerte sich Caro an die Momente, dehnte sie aus; Michael würde nicht kommen, bevor er Fenella auf ihrem Weg zu den Dienstbotenquartieren an seiner Tür hatte vorübergehen hören.
Caro musste über so vieles nachdenken; alles schien auf einmal auf sie einzustürmen, doch sie wusste, dass es in Wahrheit nicht so war. Sie überlegte im Grunde genommen schon seit Tagen, ja Wochen - seit Michael ihr die Entscheidung darüber
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