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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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geheimnisvoller, ausländischer Liebhaber vor Augen“, sagte Ellie.
    „Sie machen Witze.“ Zumindest hoffte Sophie das.
    „Ich wollte auch immer mal nach Europa, aber meine Familie braucht mich hier“, warf Maria ein.
    „Bei mir ist es das Gleiche. Ich warte, bis meine Kinder groß sind“, stimmte Gretchen zu.
    „Ich bin regelmäßig nach New York geflogen, um dort bei der UN zu arbeiten und meine Kinder zu sehen“, erklärte Sophie. „Und Max hat mich auch mehrere Male in Den Haag besucht.“
    „Haben Sie nicht auch eine Tochter?“, fragte Gina. Ihr prüfender Blick brannte wie die berühmte Lampe beim Verhör.
    „Ja, Daisy“, bestätigte Sophie. „Sie hat gerade ihr Studium am College von New Paltz aufgenommen.“
    „Daisy. Hat sie nicht mal in der Bäckerei gearbeitet?“, hakte Vickie nach.
    „Ah, die, ich erinnere mich“, sagte Gretchen. „Tut mir leid, was passiert ist.“
    Der Kommentar saß. Es würde nie eine wirkliche Erklärung dafür geben, wieso Daisy so rebellisch, so wütend und so leichtsinnig gewesen war. Sophie könnte sie bis ans Ende aller Tage danach fragen, ob es an der Scheidung gelegen hatte oder sowieso passiert wäre. Deshalb entschied Sophie sich, den Köder nicht zu schlucken, sondern das Thema direkt anzugehen. „Oh, das muss Ihnen nicht leidtun. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich stolz auf meine Tochter.“
    „Was ist denn passiert?“, wollte Ellie wissen. „Ich weiß von gar nichts. Ist mit ihr alles in Ordnung?“
    „Ja, Daisy geht es gut“, versicherte Sophie.
    „Und dem Baby auch, oder?“, warf Gina ein.
    Die anderen tauschten überraschte Blicke. „Ihre Tochter hat ein Kind?“, fragte Ellie ungläubig.
    „Ja, meinen Enkel Charlie. Wir alle beten ihn an.“
    Maria beugte sich zu einer der Frauen vor und sagte ganz leise etwas. Sophie verstand nur das letzte Wort. „… außerehelich.“
    Dieser Angriff überraschte Sophie so sehr, dass sie laut auflachte. „Erzählen Sie nicht, dass Sie eben wirklich ‚außerehelich‘ gesagt haben.“
    Maria wirkte unbeeindruckt. „Ach, ist sie denn verheiratet?“
    „Nein, aber …“
    „Ricky, pass auf!“ Maria sprang auf und winkte einem dunkelhaarigen Jungen auf dem Eis. „Dreh der Nummer siebenundvierzig ja nicht den Rücken zu.“
    Das war Max’ Nummer.
    „Ihr Sohn spielt sehr grob“, sagte Maria. „Hatte er letzten Sommer nicht eine Art Zusammenbruch und wurde aus dem Little-League-Team geworfen?“
    „Er ist eingeladen worden, für die Hornets zu arbeiten“, erwiderte Sophie. Sie hoffte, dass sie die Geschichte richtig verstanden hatte. Die Statistiken für die Hornets zu führen, Avalons unabhängiges Baseballteam, war eine große Ehre. Zumindest hatte Max ihr das so erklärt. Sie ermahnte sich noch einmal, sich nicht angegriffen zu fühlen. Sie hatte mit internationalen Verbrechern zu tun gehabt, da würde sie es doch wohl auch mit ein paar nachtragenden Frauen aufnehmen können.
    Vickie schüttelte den Kopf und fiel in den Chor aus Mitleidsbekundungen ein. „Ich nehme an, jedes Kind hat seine eigene Weise, mit einer Scheidung klarzukommen.“
    „Mir scheint, Sie alle haben ein ziemlich klares Bild von meiner Familie.“ Sophie schaute die Frauen offen an. „Ich bin nach Europa geflogen, um Zeit mit meinen ausländischen Liebhabern zu verbringen, und habe meine armen Kinder hier zurückgelassen, die so sehr darunter gelitten haben, dass sie sich in lauter Schwierigkeiten gebracht haben. Mein Gott, ich kann es nicht glauben. In welchem Jahrhundert leben Sie eigentlich?“
    „Wir wollten keinen Streit vom Zaun brechen“, warf Gretchen ein. „Wir möchten die Situation nur verstehen.“
    „Die Situation“, sagte Sophie, „geht Sie gar nichts an.“
    „Das hier ist eine Stadt, in der die Menschen sich füreinander interessieren.“
    In der die Menschen von Klatsch und Tratsch leben und nur zu bereit sind, ein Urteil über andere zu fällen, trifft es eher, dachte Sophie. Und sie hatte entschieden hierherzuziehen. Hier zu leben. Mit solchen Frauen.
    „Nur um eins klarzustellen.“ Sie kämpfte darum, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Durch ihren Beruf war sie es gewohnt, Diskussionen zu führen, Argumente auszutauschen. Das hier sollte ihr also leichtfallen, doch sie stand kurz davor, zusammenzubrechen. „Ich habe in einem möblierten Appartement in unmittelbarer Nähe vom Gerichtsgebäude gewohnt und zwölf Stunden am Tag an Menschenrechtsfällen gearbeitet. Ich habe meine Kinder

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