Was die Nacht verheißt
Schwall von Hitze, dass sie zum zweiten Mal zu einem wilden Höhepunkt kam. Selbst nachdem seine rhythmischen Stöße verklungen waren, hielt er sie weiter in den Armen, seine Wange an die ihre gelegt, den Kopf leicht auf ihre Schulter gestützt.
»Geht’s dir gut?«, fragte er zärtlich.
Sie lächelte. »Kann man wohl sagen.« Vorsichtig stieg sie von seinem Schoß und strich ihre Röcke glatt, während Marcus die Knöpfe an ihrem Rücken schloss. »Und dir wohl auch, wie eben deutlich zu spüren war!«
Seine Mundwinkel hoben sich genussvoll. »Ja, sieht ganz so aus.«
Sie drehte sich zu ihm um, umfasste seine glatt rasierte Wange mit einer Hand. »Das beweist, dass du weiter auf dem Weg der Besserung bist. Du hast es schon beinah geschafft, Marcus. Bald wirst du wieder ganz der Alte sein.«
Marcus antwortete nicht, und Brandy sagte auch nichts. Bald würde er wieder ein funktionstüchtiger Mann sein, der Mann, der er früher gewesen war - Kapitän Marcus Delaine.
Bald würde er sie verlassen, das wusste Brandy
Ein leises Ziehen entstand in ihrer Brust und zerstörte die entspannte Zufriedenheit. Was immer sie auch tat, wie sehr sie ihn auch lieben mochte, er würde doch fortgehen. Und Brandy würde ihn verlieren, egal, was geschehen war.
20
Rex Delaine betrat die kleine, holzgetäfelte Bibliothek, die seinem Bruder als Arbeitszimmer diente. Marcus saß an seinem Schreibtisch und bearbeitete einen Stapel von Papieren, Seefrachtbriefe der Hawksmoor Schifffahrtsgesellschaft. In den vergangenen paar Tagen hatte sein Bruder zusehends mehr von der Arbeit übernommen, die Grafschaft zu leiten: Hawksmoor House, die Ländereien und die dazugehörigen Menschen, weitere Ländereien der Familie in anderen Gegenden des Landes.
Rex war mehr als nur dankbar. Es war gut für Marcus, dass er etwas Nützliches zu tun hatte, etwas, das ihn herausforderte, wie es einst die Leitung eines Schiffes getan hatte. Und er war gut darin. Marcus hatte ein natürliches Gefühl dafür, was getan werden musste, war gründlich in Kleinigkeiten, und da er so viele Jahre Erfahrung als Befehlshaber hatte, machte es ihm auch keine Schwierigkeiten, Aufgaben erledigen zu lassen.
Rex lächelte, als er durchs Zimmer ging. Zum ersten Mal seit Jahren hatte er Zeit, sich nur um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern - und sogar ein wenig Zeit ganz für sich allein.
Marcus sah auf von den Papieren der Hawksmoor Schifffahrtsgesellschaft, die schwarzen Augenbrauen zusammengezogen.
»Wie sieht es aus?«, fragte Rex und setzte sich in einen bequemen Sessel dem Schreibtisch gegenüber.
Marcus schüttelte den Kopf. »Nicht gut, fürchte ich. Wer auch immer es war, der die Seehabicht und die anderen Schiffe beschädigt hat, tat es ganz offensichtlich mit einer bestimmten Absicht. Wir verlieren seit einiger Zeit konstant Frachtaufträge, einen nach dem anderen, seit das erste Schiff mit Schaden in einen Hafen eingelaufen ist.«
»Hast du schon herausgefunden, wer dahinter steckt?« Angesichts des kalten, harten Ausdrucks auf dem Gesicht seines Bruders wünschte Rex beinah, er hätte diese Frage nicht gestellt.
»Nichts, was ich beweisen könnte. Erst heute Morgen habe ich wieder einen Bericht von den beiden Detektiven aus der Bow Street bekommen. Verschiedene Gesellschaften haben von unseren Verlusten profitiert, unter anderem Atlantic Limited und die China Seas Company« In Marcus’ Wange zuckte es. »Aber derjenige mit dem meisten Profit ist Palmer Reese.«
Rex atmete tief aus. »Ich hatte schon so ein Gefühl, dass es vielleicht Reese sein könnte.«
»Ich auch.«
»Das bedeutet nicht unbedingt, dass der Mann Schuld hat oder auch nur mit der Sache zu tun hat.«
»Nein, unglücklicherweise beweist das nicht das Geringste.« Marcus’ Hand ballte sich unbewusst zur Faust. »Aber je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, dass er der Mann ist, der die so genannten Unfälle arrangiert hat, die uns seit über einem Jahr behindern.«
»Das mag vielleicht sein, aber ich kann immer noch nicht verstehen, aus welchem Grund er das tun sollte. Palmers Vater war sein Leben lang ein Freund der Familie. Avery Reese und sein Sohn waren mehrmals im Jahr hier zu Besuch. Mein Gott, als Kinder haben wir alle zusammen gespielt.«
»Ja, das stimmt. Und wenn du dich genau erinnerst, war Palmer selbst damals schon ein hinterlistiger kleiner Wurm, der immer zu den Großen rannte, ihnen etwas vorjammerte und hinter unserem Rücken über uns
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