Was die Nacht verheißt
weiche Lächeln, das sie ausschließlich für ihn hatte, drang wie ein Speer bis in sein Herz, und jeder Gedanke daran, sie fortzuschicken, löste sich in Luft auf.
Schließlich nahm er sich vor, sie einfach nicht weiter zu beachten. Außer wenn sie miteinander arbeiteten, würde er seine Gedanken auf etwas anderes richten, vergessen, wie verlockend ihre schönen Brüste waren und wie anziehend ihre schmalen, schlanken Fesseln. Er würde einfach nicht mehr zulassen, dass er sich an die Nächte erinnerte, in denen sie sich geliebt hatten. Unglücklicherweise funktionierten diese Bestrebungen nur sehr selten.
Sechs Tage später lag Marcus in der Mitte seines Himmelbettes, sein Körper angespannt von Begehren, seine undisziplinierten Gedanken wieder auf Abwegen zu Brianne. Obwohl er versuchte, ihr Bild zu verdrängen, spürte er dennoch die weiche Kraft ihrer Hände auf seiner Haut, während sie die Muskeln seiner Beine massierte, litt immer noch unter dem brennenden Verlangen nach ihr, bei dem sich sein Magen verkrampfte und er die Zähne zusammenbeißen musste.
Seine Hand bewegte sich über seinen Körper abwärts zu jenem Teil von ihm, der schlaff und sogar noch sinnloser als seine Beine dalag. Wenn er wirklich geglaubt hatte, sich Entspannung verschaffen zu können, dann würde er es tun, aber der Gedanke an einen weiteren Anfall von Lust ohne Erfüllung ließ ihn vor Verzweiflung laut aufstöhnen.
Schließlich schlief er ein. Lange, heiße, unbequeme Stunden vergingen, eine Nacht voller erotischer Bilder von wunderschön gerundeten Brüsten und lächelnden goldenen Augen. Zweimal erwachte er, sein Körper schweißgebadet, verfluchte sich selbst und sie dazu.
Begehrte sie.
Seine Träume kamen wieder, Brianne nackt unter ihm, ihre kleinen Hände fest um seine Schultern gelegt. Er stieß tief in sie, nahm sie, spürte die drängende Flut der Hitze, die in den Augenblicken vor dem Höhepunkt noch weiter anwuchs. Aber er blieb knapp außer Reichweite, genauso unerreichbar wie immer, sodass sein Körper verspannt und schmerzend zurückblieb.
Die Morgenröte drang durch die hohen Butzenscheiben herein. Streifen von Sonnenlicht trafen hart auf seine Augenlider und zwangen ihn, sie zu öffnen. Der Traum war noch nicht ganz verflogen, ein heißer Dunst, der in die vagen Fernen der Gedanken verschwand. Marcus fluchte laut, schlug mit der Faust auf die Bettdecke, die so schmerzhaft hart auf seine Erektion drückte, die mit lang vergessenem Drängen pulsierte.
Sein Blick glitt zu der Stelle, wo die Decke wie ein Zelt über seiner Männlichkeit spannte. Einen Augenblick lang glaubte er, er würde noch schlafen und seine unfreiwilligen Träume träumen. Er schlug die Decke zurück, konnte es nicht glauben, sah, dass er vor Begehren pulsierte, hart war und wieder ein Mann. Etwas brannte hinter seinen Augen. Marcus blinzelte, und das scharfe Stechen verschwand.
Er ließ den Kopf zurück aufs Kopfkissen fallen, und ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Draußen vor dem Fenster brach der Morgen an: Vögel zwitscherten im Garten, huschten über die Hecken, hockten auf den blattlosen Zweigen einer Buche. Das Klatschen des Meeres an den felsigen Strand unterhalb der Klippen brachte ihn noch einmal zum Lächeln. Wie lange war es her, seit er das letzte Mal nur dagelegen und dem Singen der Vögel gelauscht oder mit Genuss zugesehen hatte, wie die Sonne über dem Wasser aufging?
Marcus erlaubte sich noch ein paar ruhige Augenblicke, genoss das frühe Morgenlicht und klingelte dann nach Frederick, damit er ihm beim Baden und Anziehen half. Sein Herz fühlte sich leicht an, seine Stimmung war die beste, die er je gehabt hatte seit dem Tag seines Unfalls. Zum ersten Mal seit Wochen freute er sich auf den vor ihm liegenden Tag.
Brandy fand Marcus auf dem Sessel hinter seinem Schreibtisch sitzend, in der kleinen, holzgetäfelten Bibliothek, die er als Arbeitszimmer benutzte. Er war seit Tagen nicht mehr hier ge-wesen, doch jetzt saß er dort, sein dunkler Kopf über einen Aktenordner gebeugt, und war so konzentriert, dass er sie nicht kommen hörte.
Als sie ihn so arbeiten sah, spürte sie ein zärtliches Gefühl von Liebe. Er wirkte so unglaublich anziehend, eine freche Locke von glänzendem schwarzem Haar hatte sich über seine Stirn gelegt, und die klaren Linien seines Gesichts lagen halb im Licht, halb im Schatten. Er hatte sich die Ärmel hochgekrempelt, sodass die Muskeln seiner Unterarme zu sehen waren, die in letzter
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