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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Kandierte Früchte und Cremespeise war das Dessert. Während des ganzen Essens sah Marcus ihr zu, und seine unglaublich blauen Augen strahlten mit solcher Eindringlichkeit, dass ihr zeitweise das Atmen schwer fiel. Ihr Magen zog sich vor Nervosität zusammen, und sie klammerte sich an ihre Serviette auf dem Schoß, damit ihre Hände nicht zitterten. Mein Gott, sie hätte nicht kommen sollen. Sie hatte vergessen, wie es sich anfühlte, mit ihm allein zu sein.
    Marcus machte eine Handbewegung, und die Lakaien traten vor, um ihre Teller abzuräumen. Sie hatte ihr Essen kaum angerührt, obwohl sie so laut von ihrem Hunger gesprochen hatte. Schließlich verschwanden die Lakaien und ließen sie allein.
    Marcus gab ihr die Hand beim Aufstehen, und sie gingen zum Fenster. Sie spürte seine Hand in ihrem Rücken, spürte die Hitze seines Blickes, der sich in sie zu bohren schien. In der Ferne zuckten die Blitze, denn das Sommergewitter hatte sie jetzt beinah erreicht. Donner grollten. Fackeln flackerten im Garten über der Klippe und warfen ein schimmerndes Licht im starken, warmen Wind, der vom Meer hereinwehte.
    Brandy kämpfte das unsichere Gefühl nieder, das so sehr dem Zittern der Blätter an den Bäumen ähnelte, und zwang sich, in sein Gesicht zu sehen. »Es war ein schöner Abend, Marcus, aber es ist Zeit, dass ich zurück nach Hause gehe. Es fängt an zu regnen. Bald werden die Straßen zu schlammig sein, um sie zu befahren.«
    Seine Mundwinkel hoben sich leicht. »Du könntest ja einfach hier bleiben.«
    Bilder erschienen vor ihrem inneren Auge, wie es gewesen war, als sie letztes Mal in Hawksmoor House übernachtet hatte, jene Nacht, die sie in seinem Bett verbracht hatte. Ihr Gesicht errötete, und die Röte ergoss sich abwärts über ihren Hals und die Brüste. Marcus musste sich auch daran erinnert haben, denn ein hungriger Ausdruck erschien in seinem Blick.
    Die Spannung, die sie spürte, nahm noch ein wenig zu. »Ich habe ... ich habe nicht die Absicht, hier zu bleiben.« Sie wollte sich nicht an jene Nacht erinnern.
    Und sie wollte sie auch nie vergessen.
    Marcus kam ihr noch näher. Sie spürte die Hitze seines Körpers, den rauen Stoff seines Rockes, der sie berührte. Sie roch sein würziges Rasierwasser und jenen männlichen Duft, der nur zu ihm gehörte.
    Er strich mit einem Finger über ihre Wange, und sie schauderte bei der Berührung. »Liebst du Richard?«
    Brandy befeuchtete ihre Lippen, und das Sprechen fiel ihr schwer. Zum ersten Mal schien er ihre Verlobung zu bedenken. Sie stellte fest, dass ihm solche Worte nicht gefielen.
    »Richard ist ein guter, anständiger Mann. Er wird ein sehr guter Ehemann sein.«
    »Ich habe dich gefragt, ob du ihn liebst.«
    Sie schluckte und hob das Kinn ein wenig. »Mit der Zeit werde ich ihn lieben.«
    »Doch im Augenblick liebst du immer noch mich.«
    Sie stolperte einen Schritt rückwärts, und etwas Schmerzli-ches stach sie in die Brust. »Nein! Ich habe nicht ... ich habe nichts davon gesagt. Ich liebe dich nicht. Ich gebe zu, dass es eine Zeit gab, wo das ... wo das so gewesen sein mag, aber jetzt nicht mehr.«
    Er zuckte mit einer nonchalanten Geste die Schultern, doch die Anspannung in seinem Körper machte klar, dass er alles andere als lässig war. »Vielleicht nicht. Aber ich stelle mir lieber vor, dass es so ist, zumindest ein wenig, denn ich habe vor, dass wir heiraten werden.«
    »Was?«
    »Wenn du Lockhart nicht liebst, kannst du genauso gut meinen Antrag annehmen. Ich bin reicher, und ich bin ein Graf. Und schließlich bin ich auch der Mann, der dir die Unschuld genommen hat. Es ist meine Pflicht, dich zu meiner Frau zu machen.«
    Sie sah ihn entsetzt an. Ärger erfüllte sie, sie war verletzt und doch verblüfft, konnte kaum glauben, dass sie ihn richtig verstanden hatte. »Dein Geld ist mir egal - ich habe selbst genug Geld. Und was deine Pflicht betrifft: Die hat dich bisher auch nicht wesentlich interessiert. Abgesehen davon habe ich Richards Antrag schon angenommen. Unsere Verlobung wird bald öffentlich bekannt gegeben und -«
    »Kennt Lockhart die ... intime Art unserer früheren Beziehung?«
    Sie richtete sich abrupt auf, ihr Herz schlug zu schnell. »Richard kennt die Wahrheit. Sie ist ihm egal.«
    »Dann ist er klüger, als ich erwartet hatte.« Er trat näher, sein Blick immer noch auf sie gerichtet. »Ich bezweifle allerdings, dass er es billigen würde, dass du heute Abend bei mir bist.«
    Da hatte er wohl Recht, dachte sie und

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