Was die Nacht verheißt
klebte. Ein Blitz zuckte heftig über ihrem Kopf. Der Donner folgte nur Sekunden später. Brandy rannte weiter. Die Lichter ihres Hauses blinkten von fern. Wenn sie es nur erreichen konnte, dann würde sie in Sicherheit sein.
Ihr Fuß stieß gegen einen Felsbrocken, und sie stolperte. Sie bekam heftiges Seitenstechen, sodass sie langsamer laufen musste. Der Pfad war schmal und schlammig. Ein paar Meter vor ihr hatte der Regen ein Stück davon weggeschwemmt. Sie lief weiter, stolperte noch einmal und fiel hin, dann raffte sie sich wieder auf und setzte ihren Weg fort. Inzwischen rannte sie nicht mehr, sondern trottete unverdrossen weiter, wusste kaum noch, wo sie war oder wohin sie wollte. Sie wusste nur, dass sie entkommen und Marcus und den Schmerz hinter sich lassen musste.
Ihr Häuschen war nicht mehr weit. Sie blieb an einem Felsüberhang stehen und holte tief Luft, um sich zu beruhigen, den Blick fest auf den gelben Schimmer vor sich gerichtet. Sie hörte das ungleichmäßige Stapfen von Marcus’ Schritten auf dem Pfad hinter sich, wollte wieder weiterrennen und schrie plötzlich auf, als er ihr Handgelenk packte und sie an sich riss.
»Mein Gott, bist du wahnsinnig geworden?« Er hatte irgendwo unterwegs seinen Stock verloren. Er zitterte so heftig wie sie, aber sein Griff war unnachgiebig. Brandy wehrte sich gegen ihn, schluchzte heftig, wollte sich befreien.
»Lass mich los! Du hast kein Recht, mich festzuhalten. Geh weg und lass mich in Ruhe!« Sie schlug um sich, trat und wehrte sich, schluchzte wild, trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust.
»Hör auf!«, befahl ihr Marcus und hielt sie noch fester. »Hör auf damit, hörst du? Der halbe Pfad weiter vorn ist abgerutscht - du hättest ums Leben kommen können!«
Brandy hörte auf, sich zu wehren, aber ihr Blick blieb auf sein Gesicht gerichtet. Der warme Regen klatschte auf ihre Stirn und rann in Rinnsalen über ihre Wangen. »Ich werde dich nicht heiraten! Du kannst mich nicht dazu bringen. Du machst dir gar nichts aus mir. Das Einzige, woraus du dir etwas machst, sind deine Schiffe und der Ozean. Ich will nicht den Rest meines Lebens hinter ihnen zurückstehen - nein, auf keinen Fall!«
Er strich Strähnen feuchten Haars von ihren tränenüberströmten Wangen. »Du stehst nicht hinter ihnen zurück, Brianne, du warst immer schon das Wichtigste. Ich war nur zu blind, um es zu sehen.« Er hob ihr Kinn mit den Fingern. »Ich liebe dich, Brandy, mehr als meine Schiffe, mehr als die See. Ich liebe dich mehr als alles, was ich mir je erträumt hätte, und mehr als das Leben wünsche ich mir, dass du mich heiratest.«
Ein Gewicht schien ihre Brust zusammenzudrücken. Marcus liebte sie! Jahrelang hatte sie sich das gewünscht. Und jetzt, obwohl es ihr Herz erfreute, sagte ihr Verstand, dass es nicht mehr von Bedeutung war.
Sie wischte die Tränen weg, ihre Augen voller Traurigkeit. »Du liebst die See, Marcus. Ich könnte nie genug für dich sein. Selbst wenn wir heiraten würden, würdest du mich früher oder später wieder verlassen.«
Er schüttelte den Kopf. Lockiges schwarzes Haar klebte in glänzenden, nassen Strähnen an seiner Stirn. Seine Kleider waren völlig auf geweicht und schlammig. »Du hast Unrecht, Brianne. Ich liebe dich, und ich werde dich nicht verlassen. Jetzt nicht und in Zukunft nicht - das schwöre ich. Ich brauche dich, Brandy Ich will nicht ohne dich leben.«
Gefühle übermannten sie. Er liebte sie - das sah sie in den Tiefen seiner Augen. Und es gab keinen Zweifel daran, dass sie ihn liebte. Wild, leidenschaftlich und für immer. So sehr sie sich bemüht hatte, dagegen anzukämpfen, sie liebte ihn immer noch.
»Marcus ...«
»Bitte ... sag, dass du mich heiraten wirst.«
Sie holte schaudernd tief Luft. Es war Wahnsinn. Es würde ihr nichts als Schmerz bringen, doch ein Teil von ihr wollte es sogar mehr als er. »Wie könnten wir beide heiraten? Du bist der Graf von Hawksmoor. Ich bin nichts als ein Wirtshaus-Mädel.«
Er lächelte sie mit solcher Zärtlichkeit an, dass etwas Süßes in ihr aufbrach. »Du bist die tapferste, leidenschaftlichste Frau, die ich je getroffen habe. Du bist das Sonnenlicht in den tiefsten Schatten für mich. Du bist die Freude in der Traurigkeit. Du bist mein Leben und meine Liebe, und ich will für immer bei dir sein.«
Brandy lehnte sich an ihn, ihre Brust schmerzte bei seinen schönen Worten. Sie wusste, dass er sie ernst meinte, und dachte, dass sie die Wahrheit waren. Sie wünschte
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