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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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einem Schweinestall und einem Hühnerhaus auf Deck unterwegs war, was die Männer mit Fleisch, aber nicht mit Eiern versorgte, denn die Hennen hörten sofort auf zu legen, wenn sie bemerkten, dass sich der Boden unter ihnen bewegte. Trotzdem hatten sie normalerweise schon lange kein frisches Fleisch mehr, wenn sie einen Hafen erreichten. Glücklicherweise war diese Fahrt nur kurz und Fleisch noch in Hülle und Fülle vorhanden.
    »Ich hoffe, Ihr habt mir auch noch etwas von dem guten Brot mitgebracht.«
    Ihre Lippen hoben sich zu einem Lächeln. »Das habe ich allerdings.« Er nahm das kleine Tablett, das sie durch die schmale Öffnung schob, und gab ihr das vom vergangenen Abend zurück, das er unter seiner Strohmatratze versteckt hatte. »Wir sehen uns morgen wieder.« Sie winkte ihm noch einmal kurz zu, dann machte sie kehrt und ging auf die Leiter zu, die zurück zum Deck führte.
    Wie gewöhnlich musste sie sich beeilen. Der kleine Gefängnisraum war im dritten Untergeschoss, und sie musste aufpassen, dass sie niemand sah. Sie beschleunigte ihre Schritte noch ein wenig mehr. Hoffentlich kam sie nicht in der Kajüte an, und Marcus war schon dort.
    Sie hatte gerade den oberen Rand der Leiter zum nächsten Geschoss erreicht und ging auf die nächste zu, da hörte sie ein schwaches Geräusch hinter sich. Sie blieb stehen und horchte, ihr Herz schlug warnend schnell.
    Sie sagte sich, dass es nichts zu befürchten gäbe, dass es nur die Ratten unter Deck waren, aber ein Schauder kroch ihr über den Rücken, und das Gefühl, beobachtet zu werden, kehrte mit voller Intensität zurück, traf ihre Sinne wie ein eindringlicher Geruch.
    Sie sah sich um, versuchte mühsam, etwas im Dunkeln zu erkennen. Nichts. Aber ihre Schritte wurden noch eiliger und ein wenig unsicher, als sie auf die nächste Treppe zuging.
    Jilly Sharpe drückte seine massige Gestalt an die feuchte, hölzerne Wand des Schiffsrumpfes. Er war ein großer Mann, breite Schultern, Stiernacken, mit schweren Muskeln am Oberkörper. Es war Jillys zweite Reise an Bord der Seehabicht. Vorher war er an Bord eines Handelsschiffes namens Lied des Windes gewesen, das aus Boston stammte. Er hatte Schwierigkeiten mit dem Kapitän gehabt, der ihn »streitsüchtig« und seine Haltung unerfreulich genannt hatte.
    Jilly war es egal, was der verdammte Dummkopf gesagt hatte. Er war die Blödmänner an Bord der Lied des Windes sowieso leid gewesen und froh, dass er eine Möglichkeit zur Veränderung bekam. Natürlich hatte er auch hier schon eine Auseinandersetzung mit Delaine gehabt, weil er dem kleinen schnodderigen Kajütenjungen eine Portion Pökelfleisch geklaut hatte. Er hatte den kleinen Wurm gewarnt, er solle den Mund halten, doch der Junge hatte nichts darauf gegeben und war schreiend direkt zum Kapitän gerannt, der daraufhin eingeschritten war. Er hatte Jilly Extraarbeit zugeteilt - und eine
    Warnung, dass, wenn er so etwas noch einmal versuchte, die Strafe viel schlimmer sein würde.
    Seitdem hatte Jilly den Jungen in Ruhe gelassen. Aber er hatte nichts vergessen. Wenn ein Mann Jilly Sharpe einmal quer kam, vergaß Jilly das niemals. Dickey Tabors Stündchen würde schon noch schlagen. Doch im Augenblick hatte er etwas anderes, Wichtigeres zu tun. Das leichte Geräusch weiblicher Schritte ertönte aus den Schatten. Er blinzelte in die Dunkelheit des Ganges hinaus und lächelte.
    Marcus stand im Steuerhaus neben seinem schnurrbärtigen Ersten Maat. »Das Steuer fühlt sich fest und ruhig an. Die Jungs haben es prima repariert.«
    »Aye, das stimmt, Käpt’n. Sie werden sich freuen zu hören, dass Ihr das gesagt habt.«
    Die Tür zum Steuerhaus war offen, und eine kühle nächtliche Brise drang herein. Marcus füllte seine Lungen mit dem Duft des Meeres, spürte, wie der weiche Dunst seine Haut befeuchtete. Die Takelung ratterte und knarrte, eine klingende Melodie in seinen Ohren. Nur die rhythmische Vorwärtsbewegung des Schiffes, das Schwanken und Schaukeln des Schiffsbauches unter den Segeln, fehlte, die letzten Darsteller in einer Oper des Meeres, die ihm in den vergangenen zehn Jahren immer Zufriedenheit gebracht hatte.
    »Die Reparaturen sind fertig. Das Schiff scheint absolut klar und bereit zu sein. Zeit, dass wir wieder aufbrechen. Gib Befehl, den Treibanker zu lichten, Hamish.« Dieser Anker war ein großes Stück Segeltuch, das die Funktion hatte, die Lage des Schiffes im Wasser zu stabilisieren, während sie an der Steuerung gearbeitet hatten. »Lasst

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