Was die Nacht verheißt
gekettet zu sein.
Es wurde spät und war schon beinah Mitternacht, als Cole Proctor, der Erste Maat an Bord der Fairwind, mit ein paar seiner Männer durch die Tür in den Schankraum polterte. Brandy war schon seit Morgengrauen auf den Beinen. Die Füße taten ihr weh, ihre Augen brannten, und ein dumpfer Schmerz zog über ihren Rücken. Und jetzt war der große, bullige, dreiste Cole Proctor da. Brandy fragte sich, ob der Abend wohl noch schlimmer werden könnte.
Sie hoffte, er würde sich auf Flos Seite der Schänke setzen, verschwand unauffällig in der Küche und schaute vorsichtig durch einen Riss in der Tür hinaus.
»Was, zum Teufel, tust du da eigentlich?« Big Jake kam langsam herbei, seine dichten grauen Augenbrauen finster zusammengezogen. »Wir haben genug Helferinnen in der Küche. Geh wieder nach draußen, wo du gebraucht wirst, da warten Gäste. Los, zurück an die Arbeit, oder du kriegst eins hinten drauf.«
Sie wollte widersprechen, ihn bitten, dass sie ein Weilchen hier versteckt bleiben könnte, um Cole Proctor und seinen allzu freundlichen Händen auszuweichen, aber sie wusste, dass ihr das nicht helfen würde. Big Jake war ein strenger Mann, bei dem der Kunde immer König war. Seine Tochter war nur eine Frau. Ein wenig Gegrapsche tat ihr nicht weh und war gut fürs Geschäft. Manchmal fragte sich Brandy wirklich, wie weit ihr Vater wohl gehen würde, um sicherzustellen, dass sein Wirtshaus gut lief.
»Los jetzt, und zwar sofort.« Er packte sie so fest am Arm, dass sie zusammenzuckte, und zerrte sie zurück zur Tür.
»Ich gehe ja schon, Papa.« Ohne weiter darauf zu achten, rieb sie sich die schmerzende Stelle am Arm und ging zurück in die Schänke, machte sich direkt auf den Weg zu dem Tisch in der Ecke, den Cole Proctor sich ausgesucht hatte, absichtlich auf ihrer Seite des Schankraums.
»Guten Abend, Mr. Proctor.« Sie zwang sich zu lächeln und blieb gerade außerhalb seiner Reichweite stehen. »Was wünscht Ihr und Eure Männer heute Abend?«
»Na, seht einmal an, wen wir hier haben, Jungs.« Sein Blick wanderte über sie vom Kopf bis zu den Fußsohlen unter ihren festen braunen Schuhen. Er verweilte einen Augenblick an ihren Knöcheln und wanderte dann wieder aufwärts bis zu ihren Brüsten. »Was meint ihr dazu, Jungs? Ist die nicht das hübscheste Weib diesseits des Atlantiks?«
Sie wurde ein wenig rot und hob das Kinn. Komplimente von frauenhungrigen Matrosen waren ihr nicht neu, aber Proctors waren immer ein wenig dreister. Und keiner von ihnen sah sie mit so viel nackter Lust an, wie der massige Erste Maat es immer tat.
»Ich habe Euch gefragt, was Ihr haben möchtet.«
Er lachte lange und obszön. »Habt Ihr das gehört, Jungs? Die Dame hat uns gefragt, was wir gern haben möchten.« Eine fleischige Hand schoss vor und packte ihr Handgelenk. Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, aber er war mehr als doppelt so groß wie sie, und sein Griff war eisern. Mit nur wenig Anstrengung zog er sie herunter auf seinen Schoß und legte einen fleischigen Arm um ihre Taille.
»Was wir gern haben würden, mein Täubchen, ist ein großes Stück von dir.«
»Lasst mich los - ich habe zu tun.« Brandy begann, sich zu wehren, aber er lachte nur in seiner gewohnt ordinären Art. Er fasste ihre beiden Hände mit einer seiner Pranken und rückte sie besser auf seinen Knien zurecht.
»Nein, wirklich, ich kann mir nichts vorstellen, was ich lieber hätte, als deine hübschen weißen Schenkel auseinander zu schieben und dann meinen großen, harten -«
»Das ist genug, Proctor.« Brandys Augen hoben sich zu der hoch gewachsenen, dunklen Gestalt mit der tiefen, strengen Stimme. »Lasst das Mädchen los.«
Ihre Wangen glühten. Sie fühlte sich beschämt und gedemütigt, und doch war sie noch nie so erleichtert gewesen, Marcus Delaine zu sehen.
»Das Mädchen hatte mich was gefragt, und ich habe nichts weiter getan, als darauf zu antworten. Ich rate Euch, Kapitän, Eure Segel einzuholen und Euch aus der Sache rauszuhalten.«
Brandy wand sich, konnte sich aber nicht befreien. Der Kapitän sah, wie sie sich wehrte, und die Hand an seiner Seite ballte sich zur Faust.
»Ich sagte, Ihr sollt sie loslassen. Und das sage ich nicht noch mal.«
Brandy biss sich auf die Lippen. Ihr Vater würde unglaublich wütend werden, wenn sie der Anlass einer Schlägerei im Wirtshaus wurde. Sie zwang sich, den Kapitän anzusehen, in der Hoffnung, sie sähe gefasster aus, als sie sich fühlte. »Ist schon gut,
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