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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Kapitän Delaine. Mr. Proctor wollte mich nur necken. Oder ... Cole?« Das sagte sie mit, wie sie hoffte, fröhlich klingender Stimme, die den Ärger überdecken sollte, der in ihrem Inneren aufbrodelte.
    Der massige Erste Maat lächelte. »So ist es, Kapitän. Wir haben nur Scherze gemacht, sozusagen. Nichts, worüber Ihr Euch aufregen müsst.«
    Seine Augen waren von einem so eindringlichen Mitternachtsblau, dass sie beinah schwarz wirkten, als sich sein Blick in ihren bohrte. »Ist das wahr, Miss Winters? Mr. Proctor macht nur Scherze?«
    Sie hätte sich beinah an dem Wort verschluckt. »Ja.« Der Gedanke daran, dass Marcus Delaine wirklich glauben könnte, dass sie Spaß an dem Getatsche eines Mannes wie Cole Proctor haben könnte, drehte ihr den Magen um. Doch die Angst vor dem Zorn ihres Vaters war viel schlimmer.
    Er richtete sich zu seiner ganzen beeindruckenden Größe auf. »Dann bitte ich Euch hiermit um Verzeihung.« Er machte eine leichte Verbeugung, aber sein Lächeln wirkte kantig und kühl. Er wollte sich abwenden, und sie hätte den Augenblick beinah mit nur ein wenig Beschämung überstanden. Sie hätte es vielleicht schaffen können, sich diskret Coles Tentakelgriff zu entziehen, wenn der fleischige Matrose sich nicht genau in diesem Augenblick entschieden hätte, sie in den Hintern zu kneifen.
    Die Wut überkam sie wie ein Sturmwind, und alle ihre guten Vorsätze waren wie weggeblasen. Mit einem Aufschrei sprang Brandy auf, so schnell, dass der Matrose sie losließ. Sie schlug ihn heftig mitten ins Gesicht.
    »Ihr seid der abscheulichste, ekelhafteste Kerl, der mir je begegnet ist. Wenn Ihr mich auch nur noch ein einziges Mal so anfasst, schwöre ich, dass ich eine Pistole finde und Euch erschießen werde!«
    Sie wandte sich schwungvoll ab und traf hart auf Marcus Delaines breite Brust auf. Einer seiner Mundwinkel hob sich mit dem Anflug eines Lächelns. »Ich dachte, er macht nur Scherze.«
    Brandy errötete und trat einen Schritt zurück. »Cole Proctor hat nicht die leiseste Ahnung, was Scherze sind. Ich wollte nur kein Aufsehen erregen.«
    »Das war wohl kaum Eure Schuld.«
    »Stimmt, aber mein Vater würde es so sehen.« Sie wollte noch etwas anderes sagen, ihm für seinen Versuch danken, für sie einzutreten, da hörte sie, wie Cole Proctor seinen Stuhl zurückschob, drehte sich um und sah ihn aufstehen.
    Seine dicken Finger rieben eine gerötete Wange. »Du kleines Biest. Dir werde ich schon zeigen, was passiert, wenn du die Hand gegen Cole Proctor erhebst.« Er griff nach ihr, aber der Kapitän zog sie außer Reichweite und trat zwischen sie.
    »Ihr seid selbst für die Ohrfeige verantwortlich, Proctor, und das wisst Ihr. Wenn Ihr also jemandem etwas zeigen wollt, wie wäre es, wenn Ihr mit mir anfangt?«
    Große Zähne blitzten bei einem bösen Grinsen. »Also das ist ’ne gute Idee. Erst kümmere ich mich um Euch, dann ziehe ich das Mädchen mit nach draußen zur Hintertür und sehe zu, was ich mit ihr mache.«
    »Da könnte ihr Vater vielleicht was dagegen haben.«
    Proctor schnaubte. »Big Jake ist die doch völlig egal. Ich wette, wenn er glauben würde, der Preis für sie wäre hoch genug, würde er sie nächteweise an den Meistbietenden vermieten.«
    Brandys Gesicht wurde blass, und ein Muskel zuckte in der glatten Wange des Kapitäns. »Warum gehen wir nicht nach draußen? Dort könnten wir das Thema eingehender besprechen.«
    Doch der massige Erste Maat hatte nicht die Absicht, die sichere Nähe seiner Leute aufzugeben. Stattdessen setzte er zu einem mächtigen Schlag an, dem Marcus Delaine elegant auswich, und versuchte noch einen zweiten Schlag, der selbst einen starken Mann in die Knie gezwungen hätte. Der Kapitän ging beide Male mühelos aus dem Weg, duckte sich auch rechtzeitig, als der Erste Maat einen Stuhl nach ihm warf, und landete schließlich einen kräftigen Hieb in Proctors Magen, sodass der zusammenklappte.
    Nach einem zweiten sauberen Schlag gegen Proctors Kinnlade flog dieser an die Wand, und sein Kopf traf dröhnend auf den Brettern auf. Mit einem schmerzlichen Ächzen verdrehte er die Augen, und der Kampf war vorüber.
    Unglücklicherweise war inzwischen jeder Mann von der Fairwind auf den Beinen und geneigt, den Kampf gegen die Männer der Seehabicht aufzunehmen, die hinter ihrem Kapitän das Lokal betreten hatten. Ein Fluch ertönte, ein zweiter folgte, und in der Schänke brach die Hölle los. Stühle flogen durch die Luft. Bierkrüge krachten an Köpfe.

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