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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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möge niemals kommen.

10
    Palmer Reese arbeitete an den Rechnungsbüchern, die offen auf seinem breiten Mahagonischreibtisch lagen. Neben dem einen schweren, ledergebundenen Band stand ein teures kristallenes Tintenfass nebst passendem Sandstreuer und einem mit Silber beschlagenen Federhalter aus Schildpatt mit einer schneeweißen Straußenfeder darauf.
    Eine waldgrüne lederne Löschunterlage schützte die polierte Oberfläche des Schreibtisches, und in einem kleinen ovalen Rahmen zeigte eine zarte Elfenbeinschnitzerei seinen wertvollsten Besitz, das Flaggschiff seiner Schifffahrtslinie, die Fairwind.
    Bis auf diese Dinge war sein Schreibtisch leer und zu einem matten Glänzen poliert, auf dem jedes Stück genau an seinem Platz stand, wie überhaupt jeder Gegenstand in seinem makellos sauberen, sorgsam gepflegten Büro und Warenhaus auf dem Themse-Ufer gegenüber den Londoner Docks.
    Palmer sah aus dem Fenster hinaus zu der Reihe von Schiffen, die unten am Kai lagen. Einen Moment lang sah er nur sein Spiegelbild, einen Mann mit welligem dunkelbraunem Haar und attraktivem Gesicht, ein gut gebauter Mann, obwohl er in den letzten paar Jahren bei all dem Geld, das er verdient, und den teuren Speisen und Getränken, die er sich geleistet hatte, ein wenig füllig geworden war.
    Schließlich durchdrang sein Blick das Glas, und er sah die Schiffe deutlich. Die Fairwind war noch auf hoher See, aber die Windsong lag im Hafen, und ihre Laderäume wurden gerade für die nächste Fahrt gefüllt. Unglücklicherweise würden diese Laderäume, wenn sie schließlich losfuhr, längst nicht so voll sein, wie sie es sein sollten. Sie hatten den Vertrag mit »Savannah Trading« für den Transport von Baumwolle und Reis verloren, ein Vertrag, den er jahrelang gehabt hatte.
    Ein Muskel zuckte in seiner Wange. Er brauchte diesen Vertrag - er hatte ihn verdient. Aber stattdessen war er an die Hawksmoor Schifffahrtsgesellschaft gegangen, und noch mehr von seinem Profit versickerte - und das alles wegen Marcus Delaine.
    Palmer knurrte. Der Graf von Hawksmoor und sein verdammter adliger Stammbaum. Palmer kochte das Blut, wenn er nur daran dachte. Nur weil der Mann einen Titel und Reichtum geerbt hatte, war er nicht besser als jemand anderes oder verdiente den Transportvertrag, um den sich Palmer so bemüht hatte.
    Die Tatsache, dass er beim Abwickeln des Vertrages ein paar Probleme gehabt hatte, hätte nicht von Bedeutung sein dürfen. Ein paar kleine Verspätungen, ein paar verlorene Fässer und Kisten. Jeder Transporteur hatte dann und wann ein paar kleine Schwierigkeiten. Er lächelte grimmig. Selbst Marcus Delaine.
    Es klopfte an der Tür. »Herein!«, rief er und sah Stuart Washburn eintreten, den Vizepräsidenten von Reese Enterprises.
    »Ich habe Neuigkeiten, von denen ich dachte, dass Ihr sie gern hören würdet.« Stuart war ein dünner Mann, hoch gewachsen, mit scharfen, spitzen Zügen und leicht gelblicher Haut.
    Palmer hob eine Augenbraue. »Und was sind das für Neuigkeiten?«
    »Die Peregrine ist gerade ganz langsam eingelaufen.« Er lächelte, wobei sich seine dünnen Lippen kaum hoben. »Sieht aus, als hätte sie Probleme mit dem Anker gehabt - irgendwie ist er an der falschen Stelle zu Wasser gegangen, was ich gehört habe. Das hat ihr wohl eine Menge Schwierigkeiten bereitet.«
    Palmers Lippen hoben sich auch. »Wie bedauerlich.«
    »Ja, nicht wahr? Offensichtlich ist sie mit der gesamten Ladung zurückgekommen.«
    »Da werden die Unternehmen ja sehr unzufrieden sein.«
    »Ich bin sicher, dass wir sie bis hierher schreien hören werden.«
    »Vielleicht sollten wir ihnen anbieten, dass wir aushelfen können und einen Teil der Waren übernehmen, damit wenigstens einiges davon rechtzeitig ankommt.«
    Stuart legte einen Stapel von Papieren, die er mitgebracht hatte, auf Palmers Schreibtisch. »Genau das hatte ich auch gedacht. Sie brauchen Hilfe, und wir sind genau die Richtigen, um ihnen auszuhelfen. Ich werde mich selbst um die Sache kümmern.«
    Palmer sagte nichts weiter, Stuart auch nicht, aber sie beide hatten ein zufriedenes Lächeln im Gesicht.
    Hamish Bass betrachtete seinen Freund, der an der Reling lehnte. Das Kinn des Kapitäns wirkte hart, sein Blick eindringlich. Eine steife Brise zerzauste sein Haar. Der Kapitän bemerkte es nicht. Er war mit den Gedanken weit weg, und Hamish nahm an, dass er ziemlich genau wusste, an was er dachte.
    »Guten Morgen, Käpt’n.«
    Er sah auf, denn erst jetzt hatte er bemerkt, dass

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