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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sie. Ohne sich weiter um das donnernde Pochen ihres Herzens und ihre zitternden Glieder zu kümmern, ging sie auf ihn zu, sicher, dass ihm immer noch nicht klar war, wer ihm gegenüberstand. Als seine dunkelblauen Augen plötzlich schmal wurden und ein Muskel in seiner
    Wange zuckte, begriff sie, dass er ganz genau wusste, wer sie war, und dass er voller wilden, wütenden Zorns sein musste.
    »Verdammt noch mal, Rex, was hast du getan!« Seine rauen Worte überbrückten hart den Abstand zwischen ihnen, sodass Brandy auf der Stelle stehen blieb. »Wenn du dafür verantwortlich bist, dass diese Frau hierher gekommen ist, schwöre ich, dass ich dir das niemals vergeben werde.«
    Brandy schluckte. Sie schloss einen Moment die Augen, damit sie sich nicht umdrehte und davonrannte. Brig hatte sie gewarnt. Rexland hatte sie gewarnt. Sie hatte gewusst, dass es nicht leicht sein würde.
    Sie zwang sich zur Ruhe. »Dein Bruder hat nichts damit zu tun, dass ich hier bin. Ich bin eben erst angekommen, und wir sind uns vor ein paar Minuten zum ersten Mal begegnet.«
    Eine ärgerliche Röte sickerte unter seine bleiche Haut, sodass er ein wenig mehr dem Mann glich, der er früher gewesen war. »Ich weiß nicht, warum du hier bist, und es ist mir auch egal. Ich will, dass du von hier verschwindest.«
    Ein scharfer Schmerz durchfuhr sie. Kummer und Verletzung gleichzeitig. Rücksichtslos unterdrückte sie die Empfindungen. »Ich hörte, was geschehen ist, und bin gekommen, weil mir etwas an dir liegt. Weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe.«
    Er schnaubte nur. »Es gibt kaum einen Grund zur Sorge. Meine gebrochenen Beine sind wieder geheilt. Ich kann nur nicht gehen. Deine Gegenwart wird das nicht ändern. Und jetzt, wo du deine Neugierde befriedigt hast, kannst du wieder aufbrechen.«
    Trotz des Mitleids empfand Brandy auch ein wenig Ärger. »Das glaubst du also? Dass ich aus lauter Neugierde Tausende von Meilen zurückgelegt habe? Und dass ich jetzt einfach Weggehen werde, nachdem ich dich kurz gesehen habe?«
    »Du wirst genau das tun, was ich dir sage.«
    Sie hob das Kinn. »Es tut mir Leid, Mylord Kapitän. Ich stehe nicht mehr unter Eurem Befehl. Und es sieht so aus, dass ich ein kleines Haus hier in Tintagel gemietet habe, nur ein Stück die Straße hinunter von hier. Und ich habe die Absicht, dort für die nächsten paar Monate zu bleiben.«
    Marcus’ Gesicht wurde fleckig rot. »Bist du verrückt? Kannst du denn nicht sehen, dass du hier nicht willkommen bist? Du wirst dieses Haus sofort verlassen, und ich erlaube nicht, dass du noch einmal hereinkommst.«
    Mit einer lässigen Bewegung, die sie nicht wirklich empfand, wandte sie sich an seinen jüngeren Bruder, in der Hoffnung, dass sie ihn richtig verstanden hatte und darauf zählen konnte, dass er ihr helfen würde. »Marcus scheint ein wenig überanstrengt, fürchte ich. Ich werde jetzt gehen, damit er sich wieder erholen kann. Morgen früh komme ich dann wieder, wenn Ihr einverstanden seid.«
    Rex Delaine lächelte nur. »Ich werde mich freuen, Euch wieder zu sehen, Miss Winters.«
    »Verdammt noch mal!«, tönte Marcus’ Stimme durch den Raum. Das Teeservice neben ihm fiel krachend zu Boden.
    Brandy lächelte süß. »Ich hoffe, dass Ihr Euch bis dahin ein wenig weniger übellaunig fühlt, Lord Hawksmoor. Denn das passt wirklich überhaupt nicht zu Euch.«
    Marcus fluchte, schlug mit der Faust gegen die Armlehne seines Sessels und wandte sich heftig ab, um wieder aus dem Fenster zu starren. Sie musste wirklich ihren ganzen Mut aufbringen, um sich einfach umzudrehen und seinem Bruder aus dem Zimmer zu folgen.
    Sie zitterte am ganzen Körper, Übelkeit stieg in ihrem Magen auf, und sie schwankte. Am liebsten hätte sie sich einfach hingesetzt und geweint, aber sie wusste, dass sie das nicht tun konnte. Also zwang sie ihre Beine, aufrecht zu bleiben, und ihre Lippen, sich zu einem Lächeln zu heben.
    »Tja, wenn man die Umstände bedenkt, ist das ja gar nicht schlecht gelaufen.«
    Rex Delaines Gesichtsausdruck verwandelte sich von finsterer Resignation in Erstaunen. Seine Lippen zuckten, dann brach er plötzlich in Lachen aus. Als er sich schließlich wieder unter Kontrolle hatte, wischte er sich Lachtränen vom Gesicht. »Ich glaube, Miss Winters, wir werden prima miteinander auskommen.«
    Brandy lächelte jetzt wirklich. In diesem Augenblick war ihr ohne jeden Zweifel klar, dass sie einen Mitstreiter hatte. Und wenn sie Glück hatte, vielleicht sogar einen

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