Was die Nacht verheißt
glitt über sein gelähmtes Rückgrat.
»Es ist offensichtlich, dass sich zumindest einige Dinge geändert haben. Deine Kleidung, zum Beispiel. Da du nicht mehr meine Geliebte bist, nehme ich an, dass irgendein anderer Mann für dein Auskommen sorgt.«
Ihre Wangen röteten sich. Sie hob ihr Kinn noch ein wenig höher. »Ich habe diese Kleider selbst gekauft. Mein Vater verstarb, und ob du es glaubst oder nicht, er hat mir eine ganze Menge Geld hinterlassen. Ich bin eine wohlhabende Frau und von keines Mannes Wohlwollen mehr abhängig, Marcus, nicht einmal von deinem.«
Darüber schnaubte er nur. »Du warst wohl kaum je von meinem Wohlwollen abhängig. Ich glaube, es hat keine Gelegenheit gegeben, wo du auch nur einer meiner Anordnungen gefolgt wärest.«
Bei diesen Worten lächelte sie. Mein Gott, wie schön sie war.
»Ich habe immer Euren Befehlen gehorcht, Kapitän, solange ich mit ihnen einverstanden war.«
Sein Mund schien ein winziges Lächeln zu zeigen. Es fühlte sich seltsam an auf seinem Gesicht, und er wischte es fort. »Was glaubst du, was du erreichen kannst, indem du mir deine unwillkommene Anwesenheit aufdrängst?«
Darüber dachte sie einen Augenblick mit einer steilen Falte auf der Stirn nach. Er fragte sich, ob ihr auffiel, dass er sein Haar geschnitten hatte, und wünschte plötzlich, er hätte es nicht getan.
»Ich bin mir noch nicht sicher. Vielleicht möchte ich dir nur zu verstehen geben, dass ich immer noch deine Freundin bin.«
Etwas Bitteres stieg in ihm auf. Etwas Dunkles, Perverses. »Wenn ich nicht an diesen Sessel gefesselt wäre, meine Liebe, würde ich dir beweisen, dass wir viel mehr als Freunde waren. Ich würde dich nehmen so wie früher, ich würde dich reiten, lange und hart, und du würdest bald erfahren, was ich wirklich von dir brauche - und Freundschaft ist dabei das Geringste.«
Sie wurde dunkelrot, hielt ihm aber stand. »Wenn das alles wäre, was du brauchst, Marcus, dann würde ich es dir gern geben. Aber im Augenblick glaube ich, dass du andere Dinge sehr viel nötiger hast. Vielleicht werde ich einen Weg finden, dir jene zu geben.«
Marcus sagte nichts. Er hatte ihre Antwort kaum gehört. Stattdessen waren seine Gedanken plötzlich erfüllt von Bildern der nackten Brianne. Er konnte sie noch vor sich sehen, wie sie gewesen war, als sie sich das letzte Mal geliebt hatten, ihr Haar wie ein feuriger Vorhang auf dem Kissen, ihre Brüste hoch und melonenrund, ihre Brustwarzen hart und in seine Handflächen gedrückt.
Lust, ein Gefühl, von dem er geglaubt hatte, dass er es nie wieder empfinden würde, überrollte ihn in einer mächtigen Welle. »Ich möchte, dass du fortgehst«, sagte er rau und verzweifelt. »Wenn du wirklich meine Freundin bist, wirst du fortgehen und nie wieder hierher kommen.«
Brianne sagte eine ganze Weile lang nichts. Dann ging sie langsam zu ihm. Er versteifte sich, als sie sich vorbeugte und einen weichen Kuss auf seine Lippen drückte.
»Diesmal, Mylord, werde ich tun, was du sagst. Aber morgen komme ich wieder. Und übermorgen und die folgenden Tage. Bis du wirklich wieder geheilt bist.«
»Ich werde nie geheilt sein, Brianne. Und dass du herkommst, wird das nicht ändern.«
Brianne antwortete nicht, aber in ihrem Blick schimmerten so zärtliche Gefühle, dass er wegsehen musste. Schweigend durchquerte sie das Zimmer und ließ ihn allein, wie er es gewollt hatte. Selbst als sich die Tür hinter ihr schloss, sah er noch ihr Gesicht, als sie sich über ihn gebeugt hatte, schmeckte ihren weichen Kuss auf seinen Lippen.
Seine Augen schlossen sich, als heftiger Schmerz ihn erfüllte. In den letzten paar Monaten hatte er gelernt, den Schmerz zu kontrollieren. Jetzt kam er mit mächtiger Kraft hoch, quälte ihn, drohte ihn zu zerstören.
Bitte, betete er, bitte lass sie fortgehen.
Doch noch während er diese Worte dachte, erhob sich ein neues, noch heftigeres Flehen in ihm.
Bitte, Gott, mach, dass sie bleibt.
Brandy ging den Flur hinunter und wischte sich die Tränen von der Wange. Sie spürte seinen Schmerz. Mein Gott, wie sehr sie ihn spürte. Statt zur Haustür zu gehen, die nach draußen führte, wandte sie sich in die entgegengesetzte Richtung, entschlossen, seinen Bruder ausfindig zu machen, wo immer er auch sein mochte. Überraschenderweise widersprach ihr der Butler - der Giles hieß - nicht, sondern begleitete sie einfach einen langen, marmorbelegten Flur entlang zu Rex’ Arbeitszimmer.
Der jüngere Delaine winkte sie
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