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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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-Ausbildung«, hakte ich nach, »wie lange dauert die?«
    Sie setzte ein knappes, schmallippiges Lächeln auf. »Sechs Tage«, sagte sie leise.
    »Ich will Sie«, wiederholte ich.
    »Ich rede mit meinem Vorgesetzten«, sagte sie. »Wir sind ein kleines Dezernat hier draußen.« Ich wusste nicht, ob sie meinte, deshalb seien sie unterbesetzt oder dass sie ihrem Chef nahe genug sei, um das bei ihm erreichen zu können.
    Ich verriet ihr nicht, weshalb ich sie wirklich wollte: nicht trotz der Tatsache, dass sie mir die Nachricht überbracht hatte, sondern eben deswegen. Sie und der andere junge Polizist bildeten gemeinsam die Brücke, über die ich vor Kurzem gegangen war, von meinem alten Leben mit Betty in das neue, unvorstellbare ohne sie. Brücken sind in beide Richtungen begehbar.
    Mein Haus ist voller Menschen, aber Toni ist die Einzige, die ich ertragen kann. Ich bin neurotisch auf sie fixiert. Sie hat mir ihre Handynummer gegeben, mit der Erklärung, dass sie es abschaltet, wenn sie außer Dienst ist, aber sie lässt sich jedenfalls häufig blicken. Ich ziehe sie bei Weitem den Menschen vor, die mich kennen und umsorgen, die jetzt mein Haus füllen. David ist den ganzen Tag über hier, macht sich aber abends auf, um zu Chloe und dem Baby zurückzukehren. Er spielt sehr viel mit Rees. Rees versteht nur, dass Betty nicht da ist und dass ein Haufen Leute gekommen sind, um ihm Gesellschaft zu leisten, damit er nicht so allein ist. In der Küche gibt es jede Menge Essen; was ihn angeht, herrscht also Feststimmung. Er genießt die Aufmerksamkeit.
    Julie von gegenüber kümmert sich um meine Küche, die der Dreh- und Angelpunkt der Ereignisse in einem vollen Haus ist. Wenn Freunde und Nachbarn mit Essen in Plastikdosen oder ofenfesten Glasschüsseln ankommen – was ziemlich häufig der Fall ist –, beschriftet sie diese und stellt sie in die Kühlgefrierkombi. Mrs. Cracknell, eine Witwe vom anderen Ende der Straße, sitzt in einem dunkelbraunen Kleid, das meine Mutter Kittelschürze genannt hätte, am Küchentisch und zerknüllt ein Taschentuch im Schoß. Als nette Geste überträgt Julie ihr hin und wieder Aufgaben – für gewöhnlich Heißgetränke aufbrühen. Wir alle trinken eine Tasse nach der anderen: schwarzen Tee, Kaffee, Kräutertee. Manche davon erkenne ich nicht mal am Geschmack. Ich trinke alles, was man mir reicht – je heißer, desto besser, denn ich bin durchgefroren bis ins Mark –, bringe aber keinen Bissen herunter. Zu zweit führen Julie und Mrs. Cracknell einen gut organisierten Betrieb und kümmern sich um das leibliche Wohl unserer vielen Gäste. Ich würde eine gewisse Dankbarkeit verspüren, wäre da nicht mein unterschwelliger, aber hartnäckiger Ärger darüber, dass überhaupt jemand im Haus ist. Diese Leute sind hier, weil Betty weg ist. Ich will, dass sie weg sind und Betty wieder da ist.
    Meine Rolle bei all diesen Geschehnissen ist einfach nur die, da zu sein, zu atmen und weiterzuatmen. Mehr wird nicht von mir erwartet, während ich mich von Zimmer zu Zimmer bewege. Wenn ich zum Beispiel die Treppe hinaufgehe und jemand wie Tante Lorraine begegnet mir beim Runterkommen, drückt sie sich flach an die Wand und lässt mich wortlos vorbei. Wenn Davids Vater aus der Küche in den Flur tritt und mich allein vor dem Spiegel stehen sieht, hält er an, macht kehrt und geht in die Küche zurück, obwohl er seine Jacke anhat und offensichtlich im Aufbruch ist, so als wäre ich eine Kaiserin, deren Stirnrunzeln über Leben und Tod entscheidet, jemand, dem man ganz vorsichtig ausweichen muss. Ab und zu kommt mein Sohn zu mir, wenn er die Aufmerksamkeit der anderen satthat, und klettert auf meinen Schoß oder stellt sich neben mich und klammert sich an meine Beine. Dabei bin ich mir der verstohlenen Blicke der anderen Menschen im Raum bewusst, die fast den Atem anhalten, als wäre ich aus Glas, und Rees’ erratische, aber glühende Zuneigung könnte mich zerbrechen. Dann möchte ich sie alle anschreien: Haut ab! Doch dazu fehlt mir die Kraft; ich sitze in einem Zimmer auf einem Stuhl, später in einem Sessel, nippe an einer Tasse, die man mir reicht, und ignoriere das Essen auf dem Teller vor mir.
    Nachts sind weniger Leute da, aber ein paar übernachten immer. Die Kaiserin darf nicht allein gelassen werden. Ich schlafe jetzt in Bettys Bett, wie ich es seit der Nacht getan habe, als ich aus dem Krankenhaus zurückkam, ihre Daunendecke mit den prachtvollen lila Blüten darauf fest um mich

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