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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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glaubst vielleicht, du würdest dich an deinem Mann rächen, dabei triffst du nur die beiden!
    Er hat dich ein für alle Mal verlassen, also solltest du dich endlich damit abfinden, meinst du nicht? Sonst werdet ihr, du und die Kinder, schon noch darunter zu leiden haben. Ich weiß, dass das schwer ist, aber ich sag dir nur die Wahrheit, die dir dein Mann nicht ins Gesicht sagen kann, weil er ein bisschen feige ist (wer wollte ihm das verdenken). Aber er sollte es dir einfach sagen, vielleicht wäre es dann besser. Denk vielleicht mal drüber nach, wenn du das liest. Wenn du gar nicht erst so gewesen wärst, hätte er dich vielleicht auch nicht verlassen.
    Hochachtungsvoll
    eine Freundin
    Weil ich es nicht so recht glauben konnte, las ich es noch einmal, und als ich den ersten Schock der Sprachlosigkeit überwunden hatte, gab ich kurz, aber heftig mit offenem Mund meiner erstaunten Genugtuung Ausdruck. Der seichte Plauderton des Briefes befriedigte mich ebenso sehr wie die Tatsache, dass fast jeder Satz Vernunft vortäuschte, während er vor Gehässigkeit, wie sie kaum unbeherrschter sein konnte, nur so troff. Ich las ihn ein drittes Mal. Eine Freundin? Wem wollte sie damit was vormachen? Du tust mir leid? Das war Beleidigung auf Sandkastenniveau. Und was war mit der versteckten Drohung in Sonst werdet ihr, du und die Kinder, noch darunter zu leiden haben , von dem Verrat an David ganz zu schweigen? Weil er ein bisschen feige ist. Und das war eine Frau, von der David mir mehr als einmal erzählt hatte, sie sei eine außergewöhnlich begabte Grafikdesignerin. Den verrückten Unterton konnte sie natürlich fingiert haben, um die Identifizierung zu erschweren. Ich konnte mir schon vorstellen, wie David den Brief in der Hand hielt und sagte: »Chloe hätte so etwas nie geschrieben. So ist sie nicht.« Wenn das stimmte, war sie weniger verrückt, als sie sich gab, aber manipulativer, als ich von ihr erwartet hätte. Mein Gott, dachte ich, sie hasst mich wirklich . Ich ging zum Kühlschrank und machte ein Bier auf, obwohl ich tagsüber nie trinke und Rees in zwanzig Minuten vom Kindergarten abgeholt werden musste – ein symbolisches Bier. Sie hasst mich. Ich verspürte den wilden Drang zu feiern. Ich war ihr ein so gewaltiger Dorn im Auge, wie ich es mir nie hätte träumen lassen. Da hatte ich mir vorgestellt, sie würde rundum glücklich mit meinem Mann als Beute triumphieren, während sie die ganze Zeit wie eine Wahnsinnige mindestens ebenso besessen von mir war wie ich von ihr. Ich hätte es merken müssen, als die Anrufe begannen. Die hatte ich eher als einen Angriff auf mich aufgefasst denn als ein Symptom ihrer eigenen Verzweiflung – doch dieser Brief war unmissverständlich verstört in seiner Bitterkeit und Verwirrtheit. Es fehlte nicht viel, und ich hätte in die Luft geboxt.
    Am meisten muss mich wohl überrascht haben, dass sie ihn nicht unterschrieb. Eine Freundin. Nach allem, was David mir erzählt hatte, hätte ich nicht gedacht, dass Anonymität Chloes Stil war, doch seine Weigerung, mir das mit den Anrufen zu glauben, hatte mir bereits bewiesen, dass er in Sachen Chloe alles andere als ein zuverlässiger Leumundszeuge war. Wenn sie tatsächlich ganz der besonnene und liebenswürdige Mensch war, als den er sie gern sehen wollte – im Unterschied zu seiner komplett übergeschnappten Ehefrau –, dann hätte ich erwartet, dass ein Brief von ihr aus langen, sorgfältig komponierten Sätzen bestand, in denen sie Punkt für Punkt erläuterte, warum ich mich so unangemessen verhielt. Was ich in Händen hielt, war kaum in sich schlüssig.
    Eine Freundin. Was das Sarkasmus oder Kitsch?
    Vielleicht, und nur vielleicht, war das der Zeitpunkt, an dem ich anfing, über David hinwegzukommen.
    Liebe Laura. Der nächste Brief war unterzeichnet, aber nur mit einem Anfangsbuchstaben. Wie der erste war er von Hand eingeworfen, nur dass ich diesmal im Haus war, als er ankam. Es war ungefähr um die gleiche Tageszeit, eine Woche später. Chloe musste sich denken können, dass ich zu Hause war, da mein Auto draußen stand und das Flurlicht noch brannte, weil der Tag so düster war. Ich hätte genau zu der Zeit, als sie die Stufen zu meiner Haustür hochtrippelte, aus dem Vorderfenster sehen können, aber wie es der Zufall wollte, war ich gerade oben in Bettys Zimmer und zog Anziehsachen, die sie nie trug, aus dem verschlungenen Wirrwarr in ihren Kommodenschubladen. Ich hörte den Briefschlitz klappern.
    Weil ich den ganzen

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