Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love
könnten – und das würde er, noch bevor er sich endgültig von Chloe getrennt hätte –, würde ich ihm sehr sanft erklären, dass ich ihn einfach nicht mehr liebte. Er wäre am Boden zerstört.
Ich hatte mir sogar schon vorgegaukelt, wie gnädig ich Chloes Nachfolgerin behandeln würde, eines Tages, und wie wir beide gemeinsam über Chloe herziehen könnten. »Lieber Himmel, Chloe war ein Albtraum«, würde diese unbekannte Frau Jahre später in der Zukunft zu mir sagen. »Wie manipulativ die war! Nicht zu fassen, dass David dich wegen ihr verlassen hat. Er kann nicht ganz bei Trost gewesen sein.«
Aber falls – und ich konnte partout nicht einsehen, dass es mehr als nur ein »falls« war – das nicht oder nicht bald genug geschah, würde ich David wegen dieser Briefe zur Rede stellen müssen. Ich würde die Grundregeln für Chloes Umgang mit unseren Kindern festlegen müssen.
Das »E.« fesselte und verblüffte mich dermaßen, dass ich die Andeutungen im drittletzten Satz übersah.
David und ich redeten noch etliche Wochen lang nicht miteinander. Wenn er die Kinder abholen kam, stand ich in der Haustür und sah zu, wie sie die Stufen runterhüpften und den Weg entlang auf ihn zuliefen. Er blieb an der Gartenpforte. Dann, eines Sonntags, kam es, wie nicht anders zu erwarten, zu der Szene, in der Rees, noch klein genug, um zu klammern, sich weigerte, mit ihm mitzugehen, zurücklief und die Ärmchen um meine Beine schlang. Als er versuchte, wie ein Äffchen daran hochzuklettern, bückte ich mich, hob ihn auf und sah David an, der mit Betty an der Hand wartend dastand. Ich wollte schon sagen: »Na gut, Rees kann dableiben«, als ich Bettys Gesichtsausdruck sah. Ihre Mundwinkel zogen sich bedenklich nach unten. Wenn sich beide weigerten, mit ihm zu gehen, wusste ich, dass man es mir anlasten würde.
David behielt seinen neutralen Gesichtsausdruck bei, während ich mit Rees auf dem Arm die Stufen zum Weg hinunterging. Beim Näherkommen sagte ich: »Und wie sehen deine Pläne für heute Nachmittag aus?«
David war gewieft genug, das Stichwort aufzugreifen. »Tante Lorraine hat gesagt, sie können ihr helfen, Schokoladenpudding zu machen. Und Onkel Richard hat eine neue DVD . Über Dinosaurier.«
Ich schaute zu Betty runter. »Das hört sich gut an, was?«, sagte ich fröhlich. Sie nickte.
Rees ließ sich von mir trennen, noch wimmernd, aber nicht mehr hysterisch.
David formte mit dem Mund ein »Danke«, während er sich zum Gehen wandte.
Wenn die Kinder von den Sonntagen mit ihrem Vater zurückkamen, fragte ich sie immer gründlich aus, was sie gemacht hatten. Weil er mir versprochen hatte, sie nicht ohne meine Einwilligung mit Chloe zusammenzubringen, konnte er sie nicht mit zu sich nach Hause nehmen, wo immer das war. War es für den Strand oder den Spielplatz zu kalt, bedeutete das entweder weitere Ausflüge mit dem Auto oder Besuche bei Tante Lorraine, deren Haus eine Art Niemandsland oder neutrales Terrain für uns geworden war.
»Und, habt ihr Tante Lorraine geholfen, Schokopudding zu machen?«, fragte ich Betty beiläufig, als ich ihr am Abend in der Badewanne die Haare wusch.
»Ich hab umgerührt!«, piepste Rees, der in ein Handtuch gewickelt auf der durchnässten Badematte saß und Raumschiffgeräusche machte, während er mit den Fingern zappelte.
»Stimmt ja gar nicht!«, fauchte Betty. »Ich hab gerührt, du hast bloß geholfen!«
Bevor Rees den Mund aufmachen konnte, um seiner Schwester Beschimpfungen an den Kopf zu werfen, wiegelte ich ab. »Bestimmt habt ihr beide Tante Lorraine ganz viel geholfen.«
»Und die Frau auch!«, sagte Rees.
Ich kämmte gerade Spülung durch Bettys lange Haare. Der Kamm blieb an einem Knoten hängen. »Aua! Mami, das tut weh !«
»Entschuldige, Schätzchen, tut mir leid …« Minutenlang konzentrierte ich mich aufs Kämmen. Betty war verdächtig still geworden. »Welche Frau?«, fragte ich schließlich.
»Daddys Freundin«, bestätigte Rees zuvorkommend.
»Die ist später gekommen«, ergänzte Betty rasch. Ich war mir nicht sicher, ob sie nervös war, weil David von ihr verlangt hatte, mich zu beschwindeln, oder einfach nur, weil sie meine Stimmung aufgriff.
»Sie heißt Eddy«, sagte Rees, bevor er sich das Handtuch über den Kopf zog und auf dem Boden herumkugelte.
»Eddy ist ein Jungenname«, sagte Betty in einem Tonfall, aus dem deutlich hervorging, dass sie sich nur mit Mühe davon abhielt, ein »Blödmann« anzuhängen. »Sie heißt
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