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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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sich, dem Wetter angemessen, diverser Kleidungsstücke entledigt. Eines der Mädchen war Emily Grant, die sich die Bluse unter dem Busen zusammengeknotet hatte und den etwas rundlichen gebräunten Bauch sehen ließ. Die Haare hingen ihr über das Gesicht, und ihre Augen waren mit einem breiten Lidstrich umrahmt. Sie lag nur wenige Zentimeter von Dominic entfernt, den Kopf auf den angewinkelten Arm gestützt, während sie ihm mit ihren lackierten Fingernägeln den Rücken kraulte.
    Kathryn bedauerte sogleich, dass sie gekommen war. Sie störte und wünschte sich, sie wäre zu Hause geblieben. Das war kein Platz für Eltern oder Lehrer. Hier war sie Außenseiterin. Intuitiv wusste sie, dass sie unerwünscht war, noch bevor sie eine einzige Silbe gesagt hatte. Hätte sie ungesehen kehrtmachen und sich davonschleichen können, hätte sie es getan.
    Sie warf einen Blick zurück, um zu sehen, welchen Weg sie gekommen war, und versuchte, eine schnelle Fluchtroute zu planen. So viele Hindernisse und Menschen versperrten ihr die Sicht, dass sie nicht so leicht einen Weg ausmachen konnte. Einen Sekundenbruchteil lang fragte sie sich, ob sie auf dem Absatz umkehren und sich unbemerkt unter die Menge mischen könnte.
    »He! Das ist deine Mummy, Dom!«
    Kathryn war sich nicht sicher, wer das gesagt hatte, aber sie bemerkte den Tonfall.
    »Ja, das ist sie«, stellte sie fröhlich fest. »Hallo, Dom! Hallo, alle miteinander!«
    Dominics Kopf schnellte hoch, und er stöhnte auf, als er seine Mutter in ihrer geblümten Baumwollschürze erblickte.
    »Hallo, Mrs Brooker.«
    Das war Luca, der so überaus höflich gewesen war.
    »Hallo, Mrs Bedmaker.«
    Wieder konnte sie nicht ausmachen, wer das gesagt hatte, aber wahrscheinlich war es einer der Zwölftklässler gewesen, dessen Gesicht unter einem weißen Pullunder vergraben war. Kathryn spürte, wie ihre Wangen rot anliefen, als manche verstohlen kicherten und andere vor lauter Anstrengung bebten, ein schallendes Gelächter zu unterdrücken. Die Situation war auch wirklich urkomisch. Ihr Atem ging stoßweise, und sie kam sich vor wie festgenagelt. Selbst Dominic lachte, aber er versuchte, das Gesicht in die Decke zu vergraben und seine Belustigung zu verbergen.
    »Ich … ich wollte nur … na ja …« Sie flehte sich selbst an: Heul bloß nicht los, Kathryn, nicht hier, nicht jetzt, nicht vor ihnen.
    Sie nahm den ganzen Rest Würde zusammen, den sie noch aufbringen konnte, dann lächelte sie die Gruppe an und verkündete hoch erhobenen Hauptes mit lauter Stimme: »Ich bin nur gekommen, um mich über den Spielstand zu informieren. Dann gehe ich mal wieder. Viel Spaß euch allen!«
    Sie umklammerte ihren Korb, beschämt über seinen Inhalt und ihre ursprünglichen Absichten, drehte sich ein bisschen zu hastig um und stolperte in ein Loch im Rasen. Die Saftflasche rollte auf den Boden. Sie bückte sich, um sie aufzuheben, dann hastete sie davon. Sie konnte das perlende Gelächter hören, das ihre Schritte verfolgte.
    Warum ist es in Ordnung, dass man mich auslacht? Womit habe ich das verdient? Ich bin ein Mensch, ich bin nicht unsichtbar. Diese Gedanken schossen ihr durch den Kopf.
    Ein Gespräch mit Natasha kam ihr in den Sinn. Sie war, während sie an einem Herbsttag über das Schulgelände spazierten, von ihr überrumpelt worden.
    »Du weißt, dass dein Spitzname Mrs Bedmaker ist?«
    Kathryn hatte vorsichtig geantwortet: »Ja. Ja, das weiß ich. Die Kinder sagen es, wenn sie meinen, ich bemerke es nicht. Das ist fast wie eine Mutprobe, ein Aufstieg auf der Tapferkeitsskala. Sie kommen damit natürlich immer durch, weil ich es zulasse.«
    »Warum denn, Kate?«, fragte Natasha und hielt sie am Arm fest.
    »Na ja, weil sie noch Kinder sind, und die meisten sind eigentlich wirklich nett, und sie sind weit weg von Zuhause. Ich kenne sie alle schon so lange, und ich finde, es würde mehr schaden und wäre unangenehmer, wenn ich darauf reagieren würde. Ich meine, es ist ja nur ein harmloser Spaß, und ich weiß, dass sie das gar nicht ernst meinen.«
    »Nein, Kate, du hast mich falsch verstanden.« Natasha schüttelte den Kopf. »Ich meine, warum nennen sie dich Mrs Bedmaker? Warum wäschst du so häufig dein Bettzeug? Ich weiß, dass mich das nichts angeht, aber es ist ein bisschen … ein bisschen komisch.« Sie verzog den Mund zu einer lustigen Grimasse, um die Situation ein wenig herunterzuspielen.
    Kathryn hatte ihrer Freundin ins Gesicht geblickt. Eine leise Stimme in ihrem Kopf sagte:

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