Was habe ich getan?
das scharfe Gemüsemesser in die Tasche ihrer geblümten Schürze und wischte sich daran die Hände ab. Ihre Kinder machten sich regelmäßig über ihre Wahl in Sachen Kleiderschutz lustig, aber das kümmerte sie kaum. Ihre Schürze war angenehm zu tragen und erinnerte sie an die ihrer Mutter. Diese war, wenn sie sich recht entsann, ständig mit Mehl bestäubt.
Sie folgte Marks Stimme in den Garten hinaus und ging schnell zu der Stelle, zu der sie gerufen worden war.
»Ja, Mark?«
Sie blieb stehen und wartete ab, um die genaue Art seines Anliegens herauszufinden. Es konnte sich um alles Mögliche handeln, von der Bitte um ein Glas Eistee bis zum Namen eines ehemaligen Schülers, der ihm vorübergehend entfallen war.
»Die Gartenhandschuhe? Hast du eine Ahnung, mein Schatz? Ich kann sie nirgends finden.«
»Ja, ich hole sie.«
Kathryn ging in die Küche zurück und stöberte in ihrer Krimskramsschublade in der Speisekammer herum.
Da waren sie. Als sie sich wieder ins Freie hinaus wagte, hörte sie Mark laut kichern.
»Da ist sie ja. Sie hält mich wie gewöhnlich auf Trab, Roland.«
»Das sehe ich. Nett, dich zu sehen, Kathryn.«
Sophies Vater hob auf der anderen Seite des Rosenbeets die Hand zum Gruß. Kathryn winkte, während sie näher kam, und bemerkte den maßgeschneiderten marineblauen Blazer, den er mit weißen Bermudashorts und Bootsschuhen kombiniert hatte. Er sah in seinen makellosen Outfits und bewusst gewählten Accessoires immer so elegant, ja fast feminin aus. Dominic bezeichnete ihn als alte Schwuchtel. Kathryn musste ihm widersprechen, denn er war mit Sicherheit nicht alt.
»Hallo, Roland. Hat Sophie ein Spiel?«
»Ja, ein Tennismatch. Ich dachte, ich gehe hin und leiste ein wenig moralische Unterstützung.«
»Na, das ist ein wunderschöner Nachmittag dafür.«
Kathryn bewegte den Arm über ihrem Kopf, um auf den Sonnenschein hinzuweisen.
Mark mischte sich ein. »Davon bekomme ich nichts mit. Manche von uns sind eben Sklaven des Gartens und der Ehefrau, ob die Sonne scheint oder nicht. Ich kann dir versichern, dass ich mir lieber ein Bier hinter die Binde kippen und einen Blick in die Zeitung werfen würde. Ich wüsste zu gern, wie England beim gerade laufenden Kricket-Testmatch abschneidet.«
Mark lachte, und Roland lachte ebenfalls. Kathryn fragte sich, wie es ihr Mann immer schaffte, das Richtige zu sagen, um sich beliebt zu machen. Sie konnte beschwören, dass er keinerlei Interesse an Kricket hatte.
»So geht’s mir auch«, pflichtete Roland ihm bei. »Schone ihn, Kathryn, der Mann arbeitet zu viel.«
Sie lächelte und nickte. Ihr Herz pochte wie wild, und ihre Lippen zitterten, so groß war die Versuchung loszuschreien.
Als das Abendessen zubereitet war, beschloss Kathryn in der Hoffnung zu den Sportplätzen hinüberzuschlendern, noch etwas von Dominics Kricketmatch mitzubekommen. Sie packte kalten Fruchtsaft und einen selbst gebackenen Zitronenkuchen in einen Korb. Sie würde den Jungs eine Freude machen. Wahrscheinlich waren sie ausgehungert.
Sie hatte die Regeln und Feinheiten von Kricket noch nie verstanden, musste jedoch zugeben, dass das Geräusch von Leder, das auf Weidenholz traf, und das leise Wogen des Applauses nach einem guten Schlag oder Lauf etwas sehr Beruhigendes hatte. Es fühlte sich sehr englisch an, und erinnerte sie an die Tage im Park mit ihrem Vater, als sie noch klein war.
Die Jungs und ihre Eltern hielten sich um das Spielfeld herum auf, manche waren in die Zeitung vertieft, andere dösten auf Liegestühlen, und ein oder zwei schauten sich sogar das Match an.
Auf der anderen Seite des Spielfelds erspähte sie eine Gruppe Jugendlicher, und sie kam aufgrund ihrer Haltung und ihrer Anzahl zu dem Schluss, dass ihr Sohn sich in dieser Gruppe befinden müsste.
Es dauerte eine Weile, bis man um das Spielfeld herumgelaufen war. Sie machte große Schritte über aufgeschlagene Romane und Schulbücher und über herumkrabbelnde Babys hinweg. Sie wich Picknickdecken und Klappstühlen aus, stolperte über abgestreifte Schuhe und Beinschoner, während sie einige Mitglieder des Lehrerkollegiums und Besucher mit Hallo begrüßte oder ihnen zum Gruß zunickte. Als sie sich der Gruppe näherte, sah sie, dass sie mit ihrer Vermutung recht gehabt hatte.
Dominic lag neben mehreren seiner Kumpel bäuchlings im Gras. Kathryn wandte den Blick ab, als eine Flasche Champagner hastig unter einen Schulpullover geschoben wurde. Sowohl die Jungen als auch die Mädchen hatten
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